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Bask Force: Weißwein mit Salz und Pfeffer.

die fösche Wünzerin. Gut dass sie nicht wie ihre Flasche aussieht. Das Weingut hat ein Haus am Meer... (Foto: Weinhalle)
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Der Captain hat eine Flasche aufgemacht und geglaubt es sei Olivenöl. Erst als die Flüssigkeit in die Pfanne klatschte, sah er, es ist Wein. Schuld daran war das seltsame Gebinde. Und das zackige Etikett. Daraus wurde eine wunderbare Weinempfehlung.
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‚Tschuldigung, die Flasche schaut doch wirklich aus, als würde darin Olivenöl schwappen. Und das Etikett erst, das so gezackt daherkommt, dass man sofort an ein griechisches Produkt denken muss.

Doch nein, in der Flasche war Wein. Da ist der Captain erst draufgekommen als ein gutes Achterl schon das Metall der Pfanne netzte und in der Hitze zu verdampfen begann.

Egal, Pfanne ausgewaschen und neu begonnen. Nun muss man sich auch nicht mehr überlegen, was man zu gebratenen Spargelspitzen, schottischem Wildlachs und einer scharfen spanischen Wurst trinken soll. Den Adur, der schon offen ist.

Normalerweise kocht der Erste. Der ist aber heute ausgeflogen, denn er hat eine neue Freundin. Mehrmals wurde der Captain von geneigten Leserinnen gebeten, den Ersten auch zu einer Party oder in einen Club mitzuschleppen. Doch der Captain hält sich zurück. Das hat zwei Gründe. Erstens: Der Erste hasst die Clubszene in Berlin und lässt sich nur schwer dazu überreden, in der Enge der Kingsize Bar Schweißperlen anzusetzen. Außerdem ist ihm das alles zu zugekokst. Und zweitens: Der Erste schaut wirklich gut aus. Wenn er sich etwas genauer (nicht besser, nur genauer) anziehen würde, dann wäre der Mittdreißiger noch mehr Frauenheld, als er ohnehin schon ist. Und so einen braucht der alte Grantler nachts nicht an seiner Seite. Die Frauen sollen den Captain bewundern. Nicht seinen Ersten Offizier.

Abgerauscht, deswegen alleine trinken.

Deswegen ist der Erste auch heute alleine zu seiner neuen Eroberung abgerauscht. Nach Charlottenburg, wo das alte Geld wohnt. Er wird bei Ihr kochen, eine Flasche Wein aufmachen und heute nicht mehr an Bord zurückkehren. Vielleicht auch morgen nicht. Deswegen hat der Captain, pleite wie sonstwas, den Herd angeworfen. Grill Royal lässt die Finanzlage derzeit nicht zu. Naja, vielleicht nachher ein paar Drinks in der alten Odessa.

Doch jetzt kommt mal der Adul ins Glas, dieser seltsame Wein aus der seltsamen Flasche. Wer solche Flaschen füllt, kommt meistens aus einem seltsamen Land oder einer schrägen Region. So ist es auch hier. Der Adul kommt aus dem Baskenland, jener wohlhabenden und kulinarischen Region im Nordosten Spaniens, wo man sich auch noch nach Ende der Franco-Diktatur mit dem spanischen Nationalstaat einen Terrorkrieg liefert, der nun hoffentlich bald zu Ende ist. Das Baskenland hat alles, was es braucht. Was es nicht braucht, ist dieser seltsame nationale Sozialismus der ETA, der dem Land und seinen Bewohnern seit jeher Sympathien kostet.

Sympathiebringer

Der Adur jedenfalls bringt Sympathien, denn er ist ein komischer, komisch schmeckender, faszinierend eigenartiger und erfreulicher Sommerwein aus beinahe Bioanbau. Da stören auch der Kunstkork und die Reinzuchthefen nicht, die diesen Wein kein bisschen beliebiger machen.

Der Adur ist ein Txakoli. Und wer jetzt nicht weiß, was ein Txakoli ist, darf sich beruhigt zurücklehnen. Der Captain hat es auch nicht gewusst.

Die Auflösung: Ein Txakoli ist ein baskischer Weißwein, der vornehmlich aus der autochthonen Sorte Hondarrabi Zurri gekeltert wird. Und die kennt der Captain seit eines Urlaubs an der Costa Brava (El Bulli – eh klar!).

Trocken, etwas säuerlich und bald zu trinken. Auch wenig Alkohol. Also ideal für den Sommer am Strand. Oder auf Balkonien. Mit knapp 11 % Alkohl macht er auch nicht schnell betrunken. Den Wein keltert Maitea Barreros, die den Anbau seit einigen Monaten auf biologisch umstellt. Der Süden hat sowieso wenige Schädlinge am Stock.

In der Nase gleich ordentlich Salz. Und dann nochmal Salz. Und Pfeffer. Und Gischt. Und Meer. Und Kräutergewürze. Und nasses Vinyl, überhaupt dieser elegante Plastikton. Den Captain erinnert das alles an jungen Manzanilla. Sehr fein.

Mal was völlig anderes.

Und so ganz anders, als alles, was sonst an Bord getrunken wird. Süffig, leicht, mager sogar. Und trotzdem elegant. Wie ein Brise vom Meer, die einen leichten Vorhang hebt und einen Blick auf die See freigibt. Wahnsinn auch, wie schnell die Flasche leer ist.

Das Schönste an diesem Wein ist und bleibt das Salz. Diese salzige Note, die eine leichte Zitrusfrucht umspielt, auch Grapefruit und etwas Stachelbeere. Dieses drängende Salz, der Pfeffer, das Plastik und die Frucht im Säuremantel lassen diesen Wein in der Erinnerung gespeichert, man vergisst den Geruch nicht, wenn man nach dem Trinken durch die Nase ausatmet.

Sommervergnügen pur.

Fazit: Ein echtes Sommervergnügen, außergewöhnlich ohne zu überfordern, ohne überhaupt zu fordern. So etwas wünscht man sich öfter. Hoffentlich trinken das auch die letzten baskischen Nationalnarren. Und legen die Knarren weg und werden Weinhändler.

  • Adur Txakoli 2012 für 12,50 Euro.
 

Datum: 11.6.2013 (Update 22.1.2015)
 

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