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Baldauf: Kennst du die fränkische Saale?

Blick ins Saaletal. Aber wo ist der Wein?
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Der Captain trinkt herrlich-süffigen Franken-Silvaner und meldet einen Bildungsschub in Geografie.
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Heute, beim Tippen dieses Artikels, hat der Captain wieder was gelernt. Das ist das Schöne an dieser Arbeit: Das Hirn profitiert. Ein kleiner Trost, wenn man weiß, wie viele Milliarden Gehirnzellen beim Probieren von Wein zerstört werden. Spucken beim Verkosten ist zwar vernünftig, lässt sich aber nicht immer konsequent umsetzen. Vor allem, wenn der Wein auch noch schmeckt.

Zurück zum learning. Seit heute weiß der Captain, dass es neben dem bekannten Fluss Saale (vulgo Sächsische Saale, Thüringische Saale, Vogtländische Saale – alle sind ein und derselbe Fluss) noch eine Fränkische Saale gibt, ein nordöstlicher und rechter Nebenfluss des Mains im bayerischen Unterfranken. Die Fränkische Saale entsteht nahe bei Bad Königshofen aus zwei Quellbächen und mündet bei Gemünden in den Main.

Längenvergleich lange Saale – kurze Saale: 413 Kilometer vs. 140 Kilometer. Wie du als weingebildeter Leser meines Newsletters weißt, gibt es an einem Teil der langen Saale jede Menge leckere Weine. Das Herkunftsgebiet heißt Saale-Unstrut und ist die nördlichste Anbauregion Deutschlands. Aber auch an der kurzen (fränkischen) Saale gibt es Wein. Einen davon stelle ich gleich vor und feiere ihn nicht nur wegen der gerade beginnenden Spargelsaison ab.

Ja, Silvaner ist in der Regel ein guter Spargelwein, weil seine erdigen Aromen sich im Geschmacksbild der weißen Stangen spiegeln. Nein, dieser Wein ist auch vor und nach der Spargelzeit sehr zu empfehlen, denn es handelt sich um VIEL Wein. Nicht im Sinne von Litern, sondern in puncto leuchtender Dichte und saftiger Konzentration. Er schmeckt super, kostet nicht viel und heißt Saalestück Ramsthaler Silvaner trocken und kommt vom Weingut Baldauf in der Gemeinde Ramsthal, das von zwei Brüdern gelenkt wird: Gerald und Ralf Baldauf. Der Nachwuchs drängt bereits nach vorne. Geralds Junior Bastian lernt bei Klaus Peter Keller (der mit dem 3.000-Euro-Riesling G-Max) und Ralfs Jannik bei Paul Fürst. Beide Weingüter sind Monumente der deutschen Weinkultur. Und so schmeckt der Saalestück-Silvaner: Im Glas mittleres Gelb. In der Nase erdig nach Apfel aus einer alten und gerbstoffreichen Sorte, Birnenschale, Kalkbrocken. Im Mund zupackend und saftig nach heller Orange, Birnensaft, Dosenpfirsich. Dann etwas grüner Paprika, Champignon und ein Pfefferl wie bei Grünem Veltliner. Silvaner wie ein fester Händedruck und nichts für Sensibelchen, aber ein köstlicher Wegsaufwein, der jeden Cent wert ist.

Vielleicht spekulieren die Väter bereits über den Austausch des Firmentresors. Ein größerer Stahlschrank könnte nicht schaden, um das Bargeld zu verstauen, das da kommen mag. 42 der rund 60 Baldauf-Hektar sind bereits biozertifiziert und weil die Folgen des Klimawandels immer spürbarer werden, denken die Baldaufs nicht nur übers Geldverdienen nach, sondern auch darüber, wie man dem Wandel der Elemente begegnen soll. Der Blick richtet sich gen Naturwein.

Weinmachen können die Baldaufs, beim Marketing ist die Situation etwas anders. Zum Beispiel gibt es so gut wie kein brauchbares Foto, weshalb sich der Captain mit einem Blick in den Fasskeller des Weinguts über den Mangel hinweghilft. Die Anschaffung von 1 bis 2 Facebook-Kätzchen für die Bilderproduktion ist angeraten. Katzen gehen immer, sagt der Captain und nimmt noch einen Schluck Saalestück-Silvaner, der wie eine gelbe Kugel auf der Zunge hin- und herrollt und dort langsam zerschmilzt.

 

Datum: 30.4.2021 (Update 2.5.2021)
 

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