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Auktion: Der komplexe Glanz der Rothschilds

Éric de Rothschild aus dem Pariser Zweig der Mega-Familie. Foto: Lafite
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Am 12. Februar werden bei Auctionata wieder eine beeindruckende Reihe edel gereifter Weine versteigert. Auch Flaschen aus dem Imperium Domaines Barons de Rothschild sind dabei.
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Kurze Einführung ins Thema Rothschild

Weine aus dem Hause Rothschild haben eine besondere Aura. In dieser Folge von Dr. Alikhans Luxusschule widmet sich der Hamburger Sammler Imtiaz Alikhan dem Weingut Château Duhart-Milon in der Appellation Pauillac und insbesondere dem Jahrgang 2000, von dem man demnächst 12 Flaschen ersteigern kann.

Fangen wir mit einem kurzen Überblick an. Die Familienzweige der Rothschilds sind kaum zu überblicken. Aber alle Nachkommen stammen von einem großen Mann ab – dem Frankfurter Kaufmann und Bankier Mayer Amschel Rothschild, der 1812 starb.

Es gibt den Zweig von Worms, dem zum Beispiel die berühme Modefotografin Bettina Rheims zugehört, die mit ihren Aktbildern ein bisschen an Helmut Newton erinnert.

Dann gibt es den Londoner Zweig, zu dem der höchst erfolgreiche Winzer Philippe de Rothschild (1902 bis 1988) gehört, der das berühmte Château Mouton-Rothschild führte.

Dann gibt es noch den sogenannten Neapeler Zweig und schließlich den Pariser Zweig, zu dem der Bankier Éric de Rothschild (geboren 1940) gehört.

Letztgenannter ist der Besitzer des Weinguts Château Duhart-Milon. Das Weingut (besser: die Weingärten, denn ein eigenes Château gibt es dort gar nicht) steht in direkter Nachbarschaft von Érics viel berühmteren Château Lafite-Rothschild.

Zu Érics Imperium gehören aber noch weitere Häuser. Zum Beispiel Château Rieussec im Bordeaux-Gebiet Sauternes, Château L’Evangile im Pomerol und die Domaine d’Aussières im Languedoc sowie die Quinta do Carmo in Estremoz/ Portugal. Auch in Übersee ist der Banker umtriebig. Ihm gehört das Riesenweingut Viña Los Vascos in Chile, die Bodegas Caro in Argentinien und in China ist in the Penglai-Region seit 2008 ein weiteres großes Weingut im Aufbau.

Das war die Einführung. Haltet ihr noch durch?

Zurück zu unserem Wein bei Auctionata. Château Duhart-Milon hat eine wechselhafte Geschichte. Der Gründer soll Pirat von König Ludwig XV. Gnaden gewesen sein. Er hat sich im Pauillac niedergelassen, um seine Rente zu genießen und ein bisschen Wein zu machen. Schnell wurden die Flaschen von Milon (so hieß das Gut früher) beliebt. Nach einer weniger rühmlichen Zeit und dem Niedergang geriet der Betrieb 1962 in den Besitz der Rothschilds, die ihn aufpäppelten und Rebflächen zukauften. Die Duhart-Milon-Weingärten liegen an der westlichen Seite von Château Lafite Rothschild und bestehen aus Böden von Kies, Sand und Kalkstein.

Unter Weinenthusiasten markiert der Jahrgang 2000 die endgültige Wiederauferstehung des großen, alten Namens. So lange hat es gebraucht, bis die Weinmacher das Potenzial der Trauben voll ausschöpfen konnten.

Ich trank diesen Wein im Mai 2015, nachdem wir ihn dekantiert und zwei Stunden lang belüftet haben. Diese Cuvée besteht zu 80,5% aus Cabernet Sauvignon und zu 19,5% aus Merlot. Trotz des vielen Merlots gilt der Château Duhart-Milon geschmacklich als klassischer Cabernet Sauvignon mit viel Frische.

In meine Nase strömen Schwaden von dunklen, rubinroten Beeren. Ich schnuppere feinste Himbeere und Karamell wie von Butterscotch-Bonbons. Etwas später kommen Noten von Vanille, Leder und Tabak hinzu.

Im Mund streicheln sanfte Tannine umher und die immer noch gute Säure kitzelt mich angenehm. Der Wein hat einen mittleren Körper. In die herrlichen Beerenaromen mischen sich mit der Zeit noch Anis, Zeder, Tabak und weiche Eichentöne. Am Ende überraschen Noten von Graphit, Erde und Teer. Ganz zum Schluss auch Lakritze.

Was für ein elegant ausbalancierter Trinkgenuss! Ein echtes Erlebnis zwischen dichter Komplexität und klarer Schönheit. Für seine Qualität ist dieser Wein generell gar nicht sooo arg teuer. Zwar ist der Château Duhart-Milon ein Rothschild und dieser Name zieht einfach viele Etikettentrinker an, die weniger am Wein als am Namen interessiert sind. Aber ich wette, er geht bei der Auktion am 12. Februar preislich nicht durch die Decke. Dann ist dieses prachtvolle Los eine gute Gelegenheit, einen schön gereiften, eleganten Bordeaux zu genießen.

Wer viel Geld hat, kann sich ja auf andere Weine konzentrieren. Und zum Beispiel für eine Flasche des legendären Romanée-Conti aus dem Jahr 1987 bieten.

 

Datum: 10.2.2016
 

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