Spätburgunder Neuenahrer Schieferlay
Wir haben eine gute Nachricht für alle, die das mit dem Rotwein aus Deutschland noch nie so recht glauben wollten.
Eine Nachricht für solche Weinliebhaber, denen es geht, wie jenen Freunden der klassischen Musik, die sagen: wenn Richard – dann Wagner, wenn Strauss – dann Johann. Also komm mir bitte nicht mit Richard Strauss.
Bitte geh! Der ist mir zu dünn…
Spätburgunder aus Deutschland – ohne Ende besungen von den Einflüsterern der Weinkritik – ist halt nicht jedermanns Sache. Für manche einfach zu dünn, fast durchsichtig. Und oft zu viel Säure. Die wollen wir doch bitteschön lieber im guten deutschen Weißwein schmecken.
Man bringe uns bitte einen RICHTIGEN Rotwein! Einen, der was hermacht.
Nichts für Weinkritiker.
Nun, hier am Schiff hatten wir neulich einen Spätburgunder aus deutschen Landen im Glas, der genau diesen Skeptikern gefallen könnte. Wenngleich die Damen und Herren Kritiker maulen dürften, weil er halt nicht ganz ins hippe Bild vom eleganten Leichtwein passt.
Dieser Wein kommt vom Weingut Heiner und Kreuzberg in Dernau an der Ahr.
Die vier Herren Heiner und Kreuzberg (Foto oben: Winzersohn Michel Kreuzberg) hantieren übrigens auch recht erfolgreich mit den internationalen Rebsorten Merlot und Cabernet Sauvignon, was vielleicht schon erklärt, warum ihr Spätburgunder so anders ist als viele andere gelobte Spätburgunder im Land. Und trotzdem supergut schmeckt.
Schieferlay? Ja, Schiefer!
Aber bevor wir uns jetzt in Details verstricken – lasst uns einfach trinken. Auf dem Tisch der Mannschaft steht der Spätburgunder Neuenahrer Schieferlay. Rein in die Gläser, die Nasen hinterher!
Aaaah! und Ooooh! Volle Himbeere, kräutrige Aromen, leichte Würzigkeit, sehr elegant. Es riecht nach Cassis.
Das fängt ja schon mal gut an. Aber kann der Mund halten, was die Nase verspricht?
Im Mund konzentrierte Himbeere, am Gaumen leichte Cremigkeit, eine für Spätburgunder SEHR dezente Säure. Und dann – als er sich geöffnet hat – Cassistöne. Das ist typisch für das Motto „Spätburgunder trifft Schiefer“ -nicht umsonst heißt der Wein Schieferlay.
Hier wuchert eine konzentrierte Spätburgunderfrucht, die trotz aller Üppigkeit null pappig ist. Dieser Wein hat einen schönen, runden Körper, ganz weiche Tannine und lag bestimmt im Holz. Das schmeckt man aber nicht.
Volle Kanne.
Für eingefleischte Spätburgunderfreunde (und Kritiker) ist der Wein vielleicht ein bissl zu „fett“. Aber wie gesagt – das hier ist eine Empfehlung für ganz normale Rotweinfreunde, die beim Thema Pinot Noir (=Spätburgunder) einen Bogen um Deutschland machen.
Ach ja, noch eine gute Nachricht. Dieser Wein ist zwar nicht ganz billig, aber trotzdem ein Schnäppchen für das kleinste deutsche und generell hochpreisige Anbaugebiet Ahr. Detail am Rande: die Bonner Politiker haben sich früher mit ihren Benz-Limousienen herfahren und vollaufen lassen.
Uns fällt als erstes Wildschweingulasch mit Spätzle und Rotkohl dazu ein. Müsste perfekt passen.