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Andrea Bocelli ist auch Winzer

Sänger Andrea Bocelli (re.) mit Bruder Alberto und seiner Frau.
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Der Captain trinkt in Neapel und wundert sich über die Corona-Disziplin der italienischen Bürger. Aber auch in Italien gibt es Virus-Zweifler mit merkwürdigen Botschaften. Einer von ihnen ist Volkstenor Andrea Bocelli.
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Der Captain trinkt sich durch Neapel, dieser urbanistischen Manifestation des menschlichen Versagens. Hässlich, heiß und lebensfroh. Neapel, das ist Berlin plus gute Pizza plus viel mehr brutale Gewalt, aber daran wird zu Hause auch schon gearbeitet. Die Berliner Pizze werden immer besser und das Morden soll (statt Mafia) der Staat auch noch übernehmen, wenn es nach dem Willen der Landesabgeordneten Sandra L. von der Linken geht, die vorschlug, einen → Teil der Reichen zu erschießen.

In meiner Wahlheimat Berlin versuchten ja ein paar wirre Demokraten die Corona-Maßnahmen der Regierung zu kippen, indem sie den Reichstag stürmen. Hier in Napoli würden sie nicht weit kommen, denn Polizei und Militär werfen ein sehr scharfes Auge auf das öffentliche Leben. Temperaturkontrolle vor Betreten eines Lokals, Ausweispflicht und erstaunlich viel Disziplin in den Straßen. Kein Wunder, mit knapp 500 Toten liegt Kampanien zwar weit hinter der Lombardei (fast 17.000 Tote), aber die Zahl drückt aufs Bewusstsein. Apropos Corona-Zweifler: Wusstest du, dass Volks-Tenor Andrea Bocelli aus einer Wein-Familie stammt? Bocelli gehört zu den populärsten Corona-Zweiflern Italiens und würde gut zu den Berliner Truppen passen. Neulich trat er gemeinsam mit dem Rechtsaußen-Politiker Salvini auf einer Konferenz der Corona-Leugner auf und beklagt sich über die „demütigenden Einschränkungen“ seines Lebens. Bocellis Eltern Alessandro und Edi betrieben daheim in der Toskana einen kleinen Mischbetrieb mit etwas Weinbau nahe der Küste, heute leitet Bruder Alberto mit Ehefrau (siehe Foto oben) die Farm als → Touristen-Attraktion. Gemeinsam mit britischen Partnern stellen die Bocellis einen reinsortigen Sangiovese und Proseco her, die unter dem Label Bocelli Wines verkauft werden.

Jetzt aber zum Wein und zurück nach Kampanien, wo der köstliche Greco di Tufo Cutizzi von Feudi di San Gregorio herkommt, ein mineralisch-würziger Weißwein, der auf der Zunge schmilzt, dass es eine sinnliche Freude ist.

Greco di Tufo – der Name des Weins wie auch der DOCG-Region im Hinterland von Neapel sagt eigentlich schon alles über die Herkunft, sowohl historisch als auch geologisch. Die Sorte Greco bianco wurde vermutlich aus Nordgriechenland eingeschleppt und Tuffstein besteht aus zu Fels verdichteter Asche. Tufo heißt aber auch ein Ort in dieser Ecke Kampaniens. Vulkan- und Lehmböden prägen das Terroir, was den Weinen eine mineralische Komplexität verleiht. Greco-di-Tufo-Weine sind bekannt für ihre aromatischen Noten von Zitronen, Birnen und gerösteten Mandeln. Der Hersteller Feudi di San Gregorio gehört zu den wenigen Großbetrieben Kampaniens und ist bekannt für seine Top-Qualitäten. Ich probierte in Neapel den Greco di Tufo Cutizzi, der durch sein langes Hefelager und die sogenannte Bâtonnage (Aufrühren der Feinhefe) herrliche Cremigkeit zeigt und dennoch ein staubtrockener, hochseriöser Spitzenwein ist, der dafür nicht viel kostet. Sattes Goldgelb im Glas. Ein faszinierender Duft von Cox-Orange-Apfeltarte strömt mir entgegen, dann Zuckermelone, kandierte Limette, Minzblatt. Im Mund Pfirsich, Birne, Honigschmelz mit eleganten Bitterstoffen und ausreichend viel Säure, die als knackige Stütze Frische und Struktur beisteuert. Großartiger Speisewein, der die Hitze Süditaliens in sich trägt und mit leicht pfeffriger Mineralität dennoch Kühle verströmt.

 

Datum: 8.9.2020