↓ Ähnliche Weine
↓ Ähnliche Artikel
↓
Es gibt nur Weißwein im Vinho Verde? Falsch! Es gibt rosa und sogar rote Vinhos Verdes. Nur werden die kaum exportiert. Das Grün (verde) bezieht sich nämlich auf die Landschaft, woher de Vinho Verde kommt: Portugals feuchter und fruchtbarer Nordwesten, wo unter den hochstehenden Rebstöcken manchmal sogar Gemüse wächst.
Im Sommer 2019 feierten die Winzer des Vinho Verde gemeinsam mit jungen Berliner Weinfreunden beim Great European Wines Festival by Vinho Verde ihre Weine. Der Captain war dabei und hat seine Handykamera draufgehalten, als 850 fröhliche Menschen in der Arminiushalle in Berlin-Moabit verkosteten:
Die bekanntesten Weißweine Portugals stammen aus den Norden, dem Vinho Verde. Hier hat sich eine spezielle Kultur für Weißweine entwickelt. Weine, die erfrischend und alkoholarm sind.
Es geht aber auch anders. Am Beispiel eines Alvarinho vom Weingut Quinta de Carapeços, das dem Captain sehr gut gefällt, weil dort gerne was riskiert wird. Zum Beispiel mit einem Winterwein (nicht zu verwechseln mit Eiswein), dessen vertrocknete Trauben erst im Februar gelesen werden. Dazu mehr weiter unten.
In der Nase vegetabil und sinnlich: Minestrone, Honig, Eischnee, Rauke, Mandeln, Vanille. Im Mund saftig und würzig zugleich. Ich schmecke Birne, einen Hauch Quitte, Orangenzeste, Taboulé und Noblesse. Dieser Wein reifte hälftig in gebrauchten Eichenfässern, denen er seine Würze und cremige Konsistenz zu verdanken hat. Guter Begleiter für deftige Speisen.
Alvarinho ist die bekannteste Rebsorte im Vinho Verde. Der Name bezieht sich auf die angebliche Herkunft: „Die Weiße vom Rhein“. Eine Legende, die durch wissenschaftliche Untersuchungen widerlegt ist. Man geht davon aus, dass der Alvarinho ein naher Verwandter der französischen Rebsorte Petit Manseng ist.
Apropos Herkunft:
Herkunftsbezeichnungen in der EU dienen dem Schutz einzelner Lebensmittel und Produkte, die nach einem bestimmten traditionellen Verfahren oder in einer bestimmten Region hergestellt werden. Gleichzeitig schützen die Herkunftsbezeichnungen den Verbraucher vor (schlecht) nachgemachten Lebensmitteln und geben ihm die Gewähr, dass er genau das Produkt bekommt, das er erwartet.
So eine Herkunftsbezeichnung nennt man in den deutschsprachigen EU-Ländern (so viele gibt es ja nicht) g.U. = geschützte Ursprungsbezeichnung.
Für die Herkunftsbezeichnung g.U. müssen Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung eines Produkts in einem bestimmten geographischen Gebiet nach einem festgelegten Verfahren erfolgen. So werden seit 2009 zum Beispiel Schwarzwälder Schinken, griechischer Feta-Käse oder Champagner vor Nachahmern und Fälschern geschützt.
In England heißt die g.U. Protected Designation of Origin (PDO), in Frankreich Appellation d’Origine Protégée (AOP), in Italien Denominazione d’Origine Protetta (DOP), obwohl dort immer noch die alte Bezeichnung DOC sehr gebräuchlich ist, in Spanien Denominación de Origen Protegida (DOP).
Und in Portugal heißt die geschützte Ursprungsbezeichnung Denominação de Origem Controlada (DOC).
Neben der g.U. gibt es aber auch noch g.g.A. (geschützte geographische Angabe) und g.t.S. (garantiert traditionelle Spezialität). Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht.
All das wird → hier sehr gut erklärt.
Zurück zum Vinho Verde. Die Region erstreckt sich über den Nordwesten Portugals in der Region Entre-Douro-e-Minho.
Der Minho-Fluss bildet die nördliche Grenze und ist teilweise auch Landesgrenze zu Spanien. Im Süden sind der Douro-Fluss und die Berge Freita, Arada und Montemuro die natürlichen Grenzen. Im Osten sind es die Berge Peneda, Gerês, Cabreira und Marão und im Westen der Atlantische Ozean.
Was die Fläche angeht, so ist der Vinho Verde die größte Ursprungsregion Portugals und eine der größten Europas.
Die natürlichen Bedingungen der Region eignen sich perfekt für die Produktion von ausgezeichneten Weißweinen, Schaumweinen und Destillaten.
Und das sind die wichtigsten Rebsorten des Vinho Verde:
Alvarinho
Eine Rebsorte, die vor allem in der Unterregion Monção und Melgaço angebaut wird. Die Weine sind intensiv strohfarben mit zitrusfarbenen Reflexen. Die Aromen reichen von Quitte, Pfirsich, Banane, Zitrone, Passionsfrucht und Litschi bis Orange und Veilchenblüten, Hasel- und Baumnuss sowie Honig. Am Gaumen komplex, weich, rund, seidig, vollmundig und langanhaltend.
Arinto (de Bucelas)
Diese Rebsorte wird in der gesamten Region angebaut, die besten Weine kommen aus dem Landesinneren. Reiche Aromen von Zitrusfrüchten, Äpfeln, Birnen und Blumen. Am Gaumen frisch, harmonisch und langanhaltend.
Avesso
Wächst vor allem in der Unterregion Baião und auch in den angrenzenden Gebieten Amarante, Paiva und Sousa. Ergibt Weine von intensiver, strohiger Farbe mit grünen Reflexen. Die Aromen sind eine Mischung aus Früchten (vor allem Orange und Pfirsich), Mandeln, getrockneten Früchten und Blumen mit einem dominanten und komplexen Fruchtcharakter.
Azal
Wird im Landesinneren angebaut. Dort reift die Rebsorte gut und erlangt die beste Qualität, wenn sie auf trockenen, sonnigen Lagen steht, wie zum Beispiel in Amarante, Basto, Baião und Sousa. Azal ergibt blasse Weine mit einer leicht zitronigen Farbe. Die Aromen sind fruchtig (Zitrone und grüner Apfel), aber nicht übermäßig intensiv und komplex. Am Gaumen fein, angenehm, zitronig mit einem fruchtigen Geschmack, leichter Säure, frisch und jung. In Ausnahmejahren vollmundig und harmonisch.
Azal wir gerne auch für Cuvées wie zum Beispiel diesen enorm erfolgreichen Vinho-Verde-Klassiker verwendet:
Loureiro
Diese Traube wird in fast allen Regionen angebaut, am besten gedeiht sie in Küstenregionen. Die sehr alte Sorte ergibt zitrusfarbene Weine mit einem feinen, eleganten Aroma, das von Zitrusfrüchten (Zitrone) bis hin zu Blumen (Freesien und Rosen) reicht. Am Gaumen fruchtig mit leichter Säure, frisch, harmonisch, vollmundig und langanhaltend.
Hier hat der Hersteller (in diesem Fall eine angesehene Kooperative) die Rebsorte versektet:
Trajadura
Wird im gesamten Vinho Verde angebaut. Sie ergibt intensiv strohfarbene Weine mit einem reichhaltigen Aroma von reifen und vergorenen Früchten (Apfel, Birne und Pfirsich). Am Gaumen weich, warm, rundes Mundgefühl mit Tendenz zu wenig Säure. Wegen ihrer aromenreichen Weichheit wird Trajadura gerne in Cuvées mit anderen Rebsorten von höherer Säure vermählt:
Espadeiro (rot)
Die Sorte ist ziemlich verbreitet. Sie ergibt rubinrote Weine mit frischem, traubigem Aroma. Traditionell werden aus ihr in offenen Gärbehältern Rosé-Weine vinifiziert. Aber auch weiche und angenehme Rotweine, die an Merlot erinnern. Hier ist ein schönes Beispiel dafür:
Padeiro (rot)
Wenig verbreitet. Diese Traube wird vor allem in der Unterregion Basto angebaut und ergibt rubin- bis granatrote Weine mit traubigen Aromen, die harmonisch und geschmacksintensiv sind. Hier das Beispiel eines Rosés aus dieser Rebsorte:
Vinhão (rot)
Weit verbreitet, weil die Traube gut färbt und daher als Verschnittpartner beliebt ist. Sie ergibt Weine von intensiver granatroter Farbe mit einem weinigen Aroma und Noten von Brombeeren und Himbeeren.
Natürlich gibt es auch noch andere Sorten im Vinho Verde. Etwa die über ganz Portugal verbreitete Traube Touriga Nacional. Die Weinbaufamilie Mareires hat daraus einen würzigen Rosé gekeltert:
Eine Spezialität will euch der Captain noch vorstellen, bevor es zu den einzelnen Regionen des Vinho Verde geht.
Wie bereits oben angedeutet, gibt es im äußersten Norden Portugals auch Spätlesen, die später als spät gelesen werden. Dieser süße Dessertwein ist ein Genuss, wenn ihr reifen Käse dazu esst:
Die Regionen des Vinho Verde
Topografisch gesehen, ist der Vinho Verde ein riesiges Amphitheater, das an der Küste beginnt und in Richtung Landesinnerem an Höhe gewinnt. Die ganze Region ist auf den Atlantischen Ozean ausgerichtet. Dieses Phänomen wird verstärkt durch die Ausrichtung der Täler, die von Osten nach Westen verlaufen und das Eindringen der Atlantikwinde erleichtern. Dieser maritime Einfluss, die mehrheitlich vorhandenen Granitböden, das milde Klima und die häufigen Niederschläge spiegeln sich in der Frische, Leichtigkeit und Eleganz der Weine wieder.
Amarante:
Die Unterregion Amarante liegt im Innern der Region Vinho Verde, geschützt vom Einfluss des Atlantik. Sie liegt hoch, hat höhere Temperaturen als der Durchschnitt der Region und die heißesten Sommer. Diese Bedingungen begünstigen die Entwicklung von spät reifenden Rebsorten: Azal und Avesso (weiß), Amaral und Espadeiro (rot). Die Böden bestehen aus Granit, wie auch sonst mehrheitlich im Vinho Verde. Die Weißweine haben typischerweise fruchtige Aromen und einen höheren Alkoholgehalt als der Durchschnitt. Es sind aber Rotweine, denen die Unterregion Amarante ihre Bekanntheit verdankt. Die Böden und die klimatischen Bedingungen begünstigen eine gute Reifung der Trauben, insbesondere für die Sorte Vinhão, die farbintensive Weine hervorbringt.
Ave:
In der Unterregion Ave liegen die Weinberge fast überall entlang des Wassereinzugsgebiets des Flusses Ave. Es ist eine tiefer gelegene Hügellandschaft, die den Atlantikwinden stärker ausgesetzt ist. Das Klima ist geprägt von niedrigen Temperaturen und mäßigen Niederschlägen. Im Ave werden mehrheitlich Weißweine mit einer lebendigen Frische und Aromen von Blumen und Zitrusfrüchten produziert, vor allem aus Arinto und Loureiro. Sie sind weder früh noch spät reifend und eignen sich daher für dieses milde Klima. Die Sorte Trajadura wächst hier auch sehr gut. Sie ist frühreifend und weicher und bildet die perfekte Ergänzung für Cuvées mit Arinto und Loureiro.
Baião:
Die Unterregion Baião liegt im Innern des Vinho Verde am Fluss Douro. Sie liegt auf einer durchschnittlichen Höhe, was zu einem weniger gemäßigten Klima mit kalten und regnerischen Wintern sowie heißen und trockenen Sommern führt. Das sind gute Voraussetzungen für spät reifende Sorten, wie zum Beispiel Azal, Avesso (beide weiß) und Amaral (rot), die am Ende des Vegetationszyklus mehr Hitze benötigen. Diese Unterregion hat sich mit der Produktion von Weißweinen aus der Sorte Avesso mit intensiven Fruchtaromen und lebendiger Säure einen Namen gemacht.
Basto:
Die Unterregion Basto liegt im innersten Teil des Vinho Verde auf mittlerer Höhe, geschützt vor den atlantischen Winden. Das Klima ist im Winter rauer, sehr kalt und regnerisch und sehr heiß und trocken im Sommer. Es begünstigt spät reifende Sorten wie Azal (weiß) und Espadeiro und Rabo-de-Anho (rot). Hier erreicht die Sorte Azal ihr maximales Potential. Sie ergibt sehr spezielle Weine mit Aromen von Zitronen und grünen Äpfeln. Es gibt auch eine beachtliche Produktion von roten Vinho Verde Weinen, die vollmundig und frisch wirken.
Cávado:
Hier liegen die Weinberge fast überall entlang des Flusses Cávado. Die Region liegt in einem hügeligen Gebiet auf mittlerer Höhe und ist den atlantischen Winden stark ausgesetzt. Diese Bedingungen führen zu einem milden Klima mit kleinen Temperaturunterschieden und mittleren Niederschlagsmengen. In dieser Unterregion findet man nebst Granit auch Schieferböden. Das Klima eignet sich für die Produktion von Weißweinen, speziell aus den Sorten Arinto, Loureiro und Trajadura. Diese Weine haben eine moderate Säure und zeigen Aromen von Zitrusfrüchten, Äpfeln und Birnen. Die Rotweine aus dem Cávado Tal werden meist aus den Sorten Vinhão und Borraçal hergestellt. Sie haben eine granatrote Farbe und intensive Aromen von frischen Früchten.
Lima:
Oftmals spricht man vom Unteren und Oberen Lima. Wie auch in der Unterregion Cávado findet man hier nebst Granitböden auch Schieferböden, allerdings nicht in bedeutenden Mengen. Die berühmtesten Weißweine dieser Unterregion werden aus der Sorte Loureiro produziert. Die Aromen sind fein und elegant, und reichen von Zitrusfrüchten bis Blumen (Rosen). Die Rebsorten Trajadura und Arinto sind in dieser Gegend gut vertreten, weil sie im milden Klima, das von den atlantischen Winden begünstigt wird, sehr gut gedeihen. Die Rotweine werden hauptsächlich aus den Sorten Vinhão und Borraçal gekeltert.
Monção und Melgaço:
In dieser Unterregion entlang des Flusses Minho sind die Böden aus Granit und etwas Kiesel. Das Mikroklima ist geprägt von kalten Wintern mit mittleren Niederschlägen, währendem die Sommermonate sehr heiß und trocken ausfallen, was auf den geringen Einfluss des Atlantiks zurückzuführen ist. Die Unterregion hat sich auf den Hügeln entwickelt. Die Sorte Alvarinho ist hier der absolute Chef.
Paiva:
Die Unterregion Paiva liegt etwas höher und tief im Inneren des Landes. Das ist der Grund, warum die roten Sorten Amaral und Vinhão hervorragend reifen und hier einige der renommiertesten roten Vinho Verde-Weine erzeugt werden. Die weißen Sorten sind Arinto, Loureiro und Trajadura. Hier gedeiht auch Avesso.
Sousa:
Das Klima hier im Landesinneren ist mild, die Temperaturunterschiede gering, es gibt nur wenige Hitzetage im Sommer, die Niederschläge liegen unter dem Durchschnitt. Man kann die Gegend als Übergangsregion bezeichnen, denn sie ist nicht direkt den atlantischen Einflüssen ausgesetzt. Die wichtigsten Rebsorten sind typisch für wärmere Gegenden: Arinto, Loureiro und Trajadura. Dazu kommen Azal und Avesso. Die roten Vinho Verde-Weine werden aus den Sorten Borraçal und Vinhão gekeltert. Man findet sie in der ganzen Region nebst Amaral und Espadeiro. Letzteren vor allem für die Produktion von Rosé.
Der Inhalt dieses Artikels gibt allein die Meinung des Autors wieder, der für den Inhalt verantwortlich ist. Die Europäische Kommission und die Consumers, Health, Agriculture and Food Executive Agency (CHAFEA) haftet nicht für die etwaige Verwendung der darin enthaltenen Informationen.