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Achim Niederberger 1957 – 2013.

Achim Niederberger noch vor wenigen Tagen im Weinkeller von Von Winning.
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Weil er den neuen deutschen Rieslingstil vorangebracht hat. Weil er Visionen hatte und diese verwirklichte. Und weil er gerne Wein trank und seine Weine uns viele schöne Stunden bereitet haben. Ein Toast auf einen großen Mann.

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Es passiert selten, dass die Person, über die man eine größere Geschichte schreibt, nach Fertigstellung der Geschichte stirbt. Und diese Geschichte auf einmal nur mehr ein verwehter Rest ist, geschriebene Worte, die nach Sekunden nicht mehr das bedeuten, was sie vor Sekunden noch bedeutet haben. Man analysiert das Werk eines Mannes, der im deutschen Weinbau viel vorangetrieben hat, versucht den Weg zu beschreiben, den Impetus zu verstehen. Und dann ist dieser Mann tot. Seine Idee aber bleibt.

Jetzt verstehe ich auch die Flasche Romanee Conti, die er am Ende des Interviews für uns geöffnet hat. Und ich verstehe Stephan Attmann, den Önologen von Von Winning. Und seine Angst, ich würde dies als Prahlerei fehldeuten. Doch das konnte man nicht, Niederberger öffnete die Flasche leise. Und er hatte nur Freude in den Augen.

Prahlerei war keine Eigenschaft des Werbeunternehmers, der 2001 ein Hektar Land kaufte und mit Hilfe des Önlogen von Müller-Catoir in den Weinbau einstieg. Schon 2002 hatte er so viel Geschmack daran gefunden, dass er jenes Land und jene Güter kaufte, die heute das Weingut Bassermann-Jordan ausmachen. Und mit Ulrich Mell einen Weinmacher holte, der seit damals ungebrochen einen konsequent modernen Stil verfolgt.

2005 kaufte Niederberger Reichsrat von Buhl und irgendwann dazwischen muss ihm wohl die Idee für sein Projekt Deidesheim gekommen sein, seine Investition in den pittoresken Weinort, der – seiner Meinung nach – zu Unrecht im Schatten großer Mosel- und Rheingau-Orte stand. Deidesheim war ihm von nun an ein erweitertes Anliegen.

2007 erwarb Niederberger Dr. Deinhard und die damit verbundene Marke Von Winning. Bei Von Winning ließ er sich auf ein in Deutschland einzigartiges Experiment ein – den Ausbau von Rieslingen im kleinen Holzfass. Das wollten nicht alle gutheißen, besonders Rieslingtraditionalisten war diese Art Ausbau, die Niederbergers Önologe Stephan Attmann brillant beherrscht, ein Dorn im Auge. Doch Niederberger hielt dagegen. Und hatte Recht.

Reichsrat von Buhl ist noch wenige Monate an eine japanische Betreiebergruppe verpachtet, danach kümmert sich Mathieu Kauffmann, der von Bollinger aus der Champagne in die Pfalz wechselt, um die Rieslingsekte aus Deidesheim. Und es ist nicht zu viel versprochen, wenn man sagt: Deutschland bekommt sein erstes Sektgut von Weltruf.

Achim Niederbergers Visionen von Weinbau und Riesling waren nicht groß, auch nicht gigantisch; sie waren sehr individuell, progressiv und besonders. Er, ein stiller, eventuell auch wertkonservativer Mann, preferierte das Experiment. Und ein Vorankommen. Selten hat jemand den deutschen Riesling derart vorangebracht.

Darauf einen Toast. Mit einer Flasche aus einem seiner Weingüter. So hätte er es gewollt. Das ist ein dummer Satz, der immer bei Nachrufen fällt. Doch ich bin sicher: So hätte er es gewollt. Sein Werk, es lebt!

 

Datum: 25.7.2013 (Update 26.7.2013)
 

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