Die Rebsorte Barbera ist das Chamäleon unter den Rotweinen Italiens.
Vom günstigen, einfachen, frisch-fruchtigen Tropfen bis hin zum edlen, in Holzfässern gereiften Wein kann die lange unterschätzte Rebsorte aus dem Piemont alles.
Der Beweis dafür steht vor mir im Glas: Der Bric Rocche, ein Barbera Superiore (Qualitätsbezeichnung) vom feinen Weingut La Luna del Rospo (heißt ungefähr „Mond der Kröte“), das der deutschen Auswanderin Renate Schütz gehört.
Sie kam in den 90er Jahren hierher, übernahm das damals konventionell geführte Gut und stellte es über Nacht auf Bio um.
„Es heißt immer, man solle das Stück für Stück machen. Die Reben müssten sich von der Chemie entwöhnen, wie ein Süchtiger“, sagt Schütz. Aber sie setzte ihre Pflanzen auf kalten Entzug. Sie haben es überstanden. Und wie.
Die Lage Bric Rocche mit durchschnittlich 40 Jahre alten Reben bringt seit Jahren herausragende Rotweine hervor. Der Weinberg beginnt direkt hinter der Kellerei, die Trauben kommen unbeschadet in die Presse. Schütz legt bei all ihren Weinen Wert auf penibles Arbeiten. Bei einem Sauber- und Ordentlichkeitswettbewerb würde ihr Keller problemlos alle anderen auf die Plätze verweisen.
Beim Bric Rocche ist es das Ziel von Schütz, einen typischen Piemonteser Wein mit Ecken und Kanten zu schaffen. Dazu lässt sie ihn in Holzfässern verschiedener Größe reifen. Bevor er aber in die Flasche kommt, verschneidet sie ihn mit Wein, der nur im Stahltank war und dadurch Frucht und Frische bewahrt hat.
Im Glas schwappt der Barbera dunkel träge hin und her, seine kräftigen 15 Prozent Alkohol machen ihn fast schon zähflüssig. Dann die Nase. Herrlich dicht, herrlich komplex: Tannennadeln, Waldboden, Kirschsaft, etwas Schokolade, Pflaumen und Zimt. Da wird mir ganz schummrig, so viel kommt einem da entgegen.
Im Mund geht es munter weiter. Säure und Tannine packen ordentlich zu, der Wein braucht Luft. Bekommt er die, öffnet er sich nach einer halben Stunde, wird rund, schmeckt nach Marzipanpraline, wieder Kirschsaft, Minze und Lakritze.
Was soll man dazu essen? Deftig muss es sein, fettig darf es sein. Das verlangen der intensive Geschmack, die hohe Säure und das sehr kräftige Tannin. Meine logischen Tipps: Lasagne oder ein deftiger Burger mit knusprigen Pommes.
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Soll Barbera wirklich so sein? Nichts dagegen, wenn es auch solche tanninreichen Barberas gibt, schließlich muß nicht jeder Wein immer ein typischer Rebsortenvertreter sein. Aber wenn ich mir bewußt einen Barbera einschenke, dann erwarte ich mir eigentlich einen Wein, der eher feingliedrig denn bombastisch ist…
Stimmt, der Teaser ist missverständlich formuliert. Sollte heißen: der Bric Rocche ist ein wunderbarer Wein mit Frucht, Balance von Säure und Tannin. Selbstverständlich ist Tannin keine sortentypische Eigenschaft des Barbera, die kommen in diesem Fall vom Ausbau in Holzfässern.