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Ist das der beste Lemberger der Welt?

Einfach nur wow!
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Wir Weintester hier an Bord strengen uns mächtig an, damit ihr beim Lesen im Mund spürt, wie gut ein Wein schmeckt. Bei einem Lemberger von Rainer Schnaitmann ist das allerdings gar nicht so schwer.
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Es ist schön, dass man weiß, was deutsche Winzer inzwischen auch im Rotweinbereich leisten.

Trotzdem kann ich die Jubelstimmung über die angeblich so großen deutschen Spätburgunder nicht teilen.

Die mag wohl nur aus einer Art Lagerkoller heraus entstanden sein.

Ganz ehrlich, ich fühlte mich in die österreichischen 90er-Jahre zurückversetzt. Der beste Wein war für die Winzer damals der, der am längsten im neuen – und deswegen besonders aromatischen – Holzfass verweilte. Natürlich musste dieses Fass besonders hart getoastet sein. Röstgeschmack war damals breitentauglich.

Tja, und wie ich dann so umherirrte und mich über den einen oder anderen Holzwein ärgerte, stolperte ich über das Weingut Schnaitmann aus Württemberg.

Rainer Schnaitmann, über den hier am Schiff schon öfter berichtet wurde, übernahm 1997 ein 3 Hektar kleines Weingut in Fellbach, das er inzwischen auf eine stattliche Fläche von 23 Hektar ausgeweitet hat.

Im Schnaimanns Sortiment findet man Trollinger, Riesling, Grauburgunder, Spätburgunder und ganz tolle Lemberger.

Diese Lemberger haben es mir angetan, allen voran sein Fellbacher Lämmler.

Nachdem ich ihm erzählte, dass mir seine Weine mangels Holz mehr zusagten als viele andere gefeierte Rotweine aus Deutschland, schmunzelte er und sagte: „Die Spitzenrotweine sind alle in komplett neuen Fässern ausgebaut, allerdings mit ganz dezentem Toasting.“

Diese Fässer mit dezenter Röstung stehen Schnaitmanns Lemberger unvorstellbar gut.

Der Fellbacher Lämmler verfügt über eine puristische, saftige Blaufränkischfrucht.

Ach ja – wer es noch nicht weiß: Österreichs Spitzenrotwein Blaufränkisch heißt in Deutschland Lemberger und kann hier offensichtlich genauso spitze Höhen erklimmen wie unten im Süden.

Für diese Bemerkung wird man mich in Österreich nun lynchen wollen. Meine Landsleute sollen es probieren – ich wehre mich.

Seid gewarnt, ich bin saustark.

Zurück zum Lämmler. Ein erstklassiger Rotwein, der zu Beginn kräftig nach Sauerkirsche duftet und leise „trink mich“ in die Nase flüstert.

Langsam aber stetig vervollständigt sich der Wein mit Aromen nach schwarzem Pfeffer, etwas Zimt und neuen Tennisbällen. Das Baby benötigt Luft, um die gelben Filzbälle wieder weg zu dreschen und tut es dann auch.

Dann ein Schluck, einer der besonders schmeckt und herrlich saftig erquickt. Das ist Blaufränkisch (oder Lemberger) wie er sein soll.

Ein Wein mit kernigem und sehr festem Tannin, guter lebensbejahender Säure und einem genialen, langen Abgang.

Dieser Lemberger dürfte wohl der spannendste Wein seiner Art in Deutschland sein.

Von mir bekommt er jedenfalls das Prädikat „trinkenswert“. Alle Matrosen mögen sich eine Flasche davon sichern und ihn 10 Jahre im Keller vergessen, um ihn dann überrascht nach einer Dekade wiederzufinden und auszutrinken. Das Wiedersehen wird Freude bereiten. Ich verspreche es.

 

Datum: 3.1.2017 (Update 4.1.2017)
 

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