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Kein Tussisprudel, bitte!

Klischeefoto aus dem Prosecco-Archiv des Captain.
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Unser strenger und verwöhnter Weintester Rainer Balcerowiak trinkt Prosecco! Ja, denn es handelt sich um einen GUTEN mit gekonntem Süß-Säure-Spiel und fruchtigen Aromen.
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Zu den zahlreichen Fatwas, die ich in meiner Zeit als Wein-Ayatollah verkündet habe, gehört auch das strenge Verbot, an einem Getränk namens Prosecco auch nur zu nippen.

In meinem „demokratischen Weinbuch“ schrieb ich bereits 2010: „Nachdem findige Geschäftsleute Anfang der 1990er Jahre entdeckt hatten, dass sich in Deutschland unter der meist grob irreführenden Bezeichnung Prosecco jeglicher mit Kohlensäure versetzter Traubenmüll vermarkten lässt, gab es kein Halten mehr. Egal ob Discounter oder Feinkostgeschäft, Szene-Bar oder Bölkstoff-Tankstelle, Galerieeröffnung oder Ü40-Party: Es gibt in diesem Land so gut wie keine Prosecco-freien Zonen mehr.“

Das stimmt zwar immer noch, aber immerhin hat der europäische Gesetzgeber nach energischer Intervention aus Italien dafür gesorgt, dass der Name Prosecco nur noch bei Herkunft aus begrenzten Qualitätsweingebieten verwendet werden darf. Die Qualitätsstufe Prosecco DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita) kann nur für Weine aus mehr als 300 Gemeinden in den Regionen Friaul und Veneto vergeben werden. Dort müssen Lese der Trauben, die Verarbeitung und die Abfüllung erfolgt sein.

Ein Prosecco ist entweder „spumante“, oder „frizzante“. Bei ersterem wird der Wein wie bei der Sektherstellung einer zweiten Gärung (meistens im Tank) unterzogen und dann mit der dabei entstehenden Kohlensäure abgefüllt. Beim Frizzante – zu deutsch Perlwein – wird dem fertigen stillen Wein bei der Abfüllung Kohlensäure hinzugefügt.

Gleichzeitig wurde die Verkehrsbezeichnung für die Rebsorte Prosecco geändert. Sie heißt jetzt Glera.

Perlwein-Trittbrettfahrer aus anderen Regionen behelfen sich mittlerweile mit Bezeichnungen wie „Secco frizzante“, „Delsecco“ oder „Seccolino“.

Natürlich ist auch der DOCG-Status keine Garantie für Qualität im Glas. Aber immerhin ein Hinweis, dass es sich nicht um eine arge Panscherei handelt. Für genuss- und experimentierfreudige Menschen wie mich, ist das allemal Anlass, die liebgewordenen Vorurteile gegen Prosecco einer Überprüfung zu unterziehen.

Ein Prosecco frizzante von einem eingeführten Bio-Betrieb wie die Azienda Agricola Le Contrade ist für so einen Test bestimmt nicht die schlechteste Adresse.

Der Savian begrüßt einen mit recht grobporiger, schäumender Perlage, die sich aber sehr schnell setzt. Im Mittelpunkt dieses Weines steht zweifellos das sehr feine Süße-Säure-Spiel, was ihn von seinen Billigheimer-Kollegen vom Discounter wohltuend unterscheidet.

Abgeriebene Zitronenschale trifft auf reifen Apfel (Cox Orange). Auch – ebenfalls leicht süßliche – Stachelbeeren melden sich am Gaumen. Ohnehin ist Süße deutlich präsent, aber keinesfalls aufdringlich oder gar klebrig. Im Gegenteil. Beim Abgang schleicht sich wieder eine leicht herbe Note ein. Alles in allem ein recht ausgewogenes, unkompliziertes Tröpfchen.

 

Datum: 19.11.2016 (Update 20.11.2016)