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Chardonnay: California dreamin’…

In der Hess Winery wächst der Wein auch am Haus. Foto: Weingut
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Wer kennt nicht den Weinspruch „ABC“? Er steht für „Anything But Chardonnay“ und war mal in Weinkreisen sehr beliebt.

„Alles, nur nicht Chardonnay“ hieß einmal die Devise. Nun ist die ABC-Bewegung auch schon wieder 15 Jahre alt.

Invasion aus Übersee.

Entstanden ist sie als Gegenbewegung zu einem Trend davor – dem Chardonnay selbst, der wiederum vor 30 Jahren ganz schwer in Mode gekommen war. Allerdings meinte man damit nur Chardonnay aus Übersee, von dem sich eine Schiffsladung nach der anderen über unseren Kontinent ergoss. Von seinem europäischen Bruder unterschied sich dieser Chardonnay jedoch ganz gewaltig.

Der damals hypermoderne Chardonnay aus Kalifornien und Australien, später Chile und Südafrika, hatte einfach nur rund, voll und dicht zu schmecken. Europäische Chardonnays konnten das nicht. Erst recht nicht die günstigen Alltagsweine dieser Sorte.

Die Befreiung vom Bauernwein.

Der Übersee-Chardonnay hingegen konnte für wenig Geld vollmundig und schmackhaft sein. Einerseits war das auf ein günstiges und warmes Klima in den entsprechenden Anbaugebieten zurückzuführen, andererseits auf moderne Kellertechnik, die damals damit begann, alle Möglichkeiten der Weinbereitung auszureizen.

Dichte, dickliche Weine waren vor 30 Jahren sehr gefragt. In Europa hatte man nämlich die Schnauze von den altbackenen und bäuerlichen Weißweinen aus dem eigenen Anbau voll. Chardonnay aus Übersee war wie eine Erlösung.

In und wieder Out.

Irgendwann wurde man jedoch auch dieser Stilistik überdrüssig, deren Weine uniform schmeckten und kaum zu unterscheiden waren. Überreife, viel Alkohol, Lagerung im Holzfass. Fertig war der Einheits-Chardonnay.

Bald machten Unkenrufe vom „Coca-Cola-Wein“ die Runde. Chardonnay dieser Machart war plötzlich wieder out und die ABC-Bewegung geboren.

Ich liebe es moppelig.

Die Erzeuger in Übersee reagierten. Chardonnay „unoaked“ (also ohne Holzfassausbau) sollte die Lösung sein. Auf den Etiketten konnte das nicht groß genug stehen. Trotzdem sind diese Weine moppelig geblieben. Bis heute. Und das ist gut so!

Deshalb liebe ich Chardonnay aus Kalifornien. Das ist halt mein persönlicher Geschmack. Insbesondere, wenn es draußen kalt geworden ist und Terrassenweine nichts mehr zu melden haben.

Hach, Kalifornien!

Der Select vom Weingut Hess aus Kalifornien (Foto unten) entspricht diesem Typus. Er hat nicht mehr viel mit der alten überfetten Stilistik von früher gemein. Und trotzdem – schon wenn ich daran rieche, ist er unverkennbar ein ziemlich uneuropäischer Chardonnay.

In der Nase gelber Apfel, orangene Cavaillonmelone, dezente Karamellnoten im Hintergrund. Im Mund erstaunlich frisch, lebendige Säure, angenehme Frucht, weder penetrant, noch zu schlaff. Gute Länge, hinten etwas Haselnuss und junge Mango.

Was dazu essen? Käseplatte mit würzigen oder gereiften Käsesorten, (Mimolette, alter Bröckelgouda, Brie de Melun, Gorgonzola) oder sahnige Suppen (Pilzsuppe, Kürbiscremesuppe) oder gute Fritten mit cremiger Mayonnaise. Kurzum: alles was sahnig, rahmig, und fettig ist.

Zum Solotrinken? Geht auch. Das ist ja das schöne an solchen Chardonnays. Sie funktionieren immer.

 

Datum: 11.11.2014 (Update 20.7.2015)
 

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