Auch andere Mütter haben schöne Töchter. Es gibt tollen Crémant aus dem Elsass, aus Luxemburg oder von der Loire.
Auch deutscher Winzersekt sorgt zunehmend für Furore. Das gilt auch für einige Cavas aus Spanien. Und selbst in Großbritannien soll es angeblich so richtig guten Sparkling Wine geben. Wovon ich mich gerne mal überzeugen würde.
Muss manchmal sein.
Aber sie werden wohl nie gegen den Mythos ankommen, den Champagner verkörpert. Denn manchmal muss es einfach Champagner sein. Bitte nicht die belanglosen mumpfigen Resteverwertungen der großen Kellereien, die bei Discountern und in Supermärkten verscherbelt werden. Nicht jede der rund 300 Millionen Flaschen, die pro Jahr in der Champagne erzeugt werden, ist es wert getrunken zu werden.
Anlässe für einen guten Champagner gibt es reichlich. Wenn man den überhaupt braucht. Die einen feiern einen Geschäftsabschluss, die anderen gönnen sich eine Pulle nach erfolgreicher Straßenblockade. Manch einer will eine Braut beeindrucken, anderen reicht das Ergebnis eines Fußballspiels.
Champagner ist gut, wenn er gut ist.
Champagner ist nicht links und nicht rechts, nicht bourgeois und nicht prollig. Champagner ist einfach gut – wenn er gut ist.
Nehmen wir die Domaine Dehours, einen 14 Hektar großen Betrieb im Tal der Marne, westlich von Epernay. Jerome Dehours setzt konsequent auf Diversifizierung seiner Angebotspalette. Es gibt außer den allgemein üblichen jahrgangslosen Schwarzriesling bekannt) ist eine der drei zur Champagnerherstellung zugelassenen Hauptrebsorten, wird aber selten reinsortig verwendet. Hier schon. Dehours baut den Wein aus alten Reben teilweise im Eichenfass aus, bevor er die zweite Gärung in der Flasche durchläuft und vier Jahre auf der Hefe in der Flasche lagert.
Und – wie schmeckt er jetzt?
Das ist eigentlich alles ziemlich egal und eher was für die Weinfreaks. Entscheidend sollte stets sein, wie das Zeug schmeckt.
Und das ist in der Tat bemerkenswert. Natürlich kommt auch hier die typische Hefewolke aus der Flasche, deren Geruch an frisch gebackenes Brot erinnert, die clandestinen Connaisseurs reden dabei lieber von Brioche.
Obst, Nüsse, Salz.
Aber dann kommt kräftig Obst in die Nase, Birne und Apfel, aber auch Mango. Geht das etwa in Richtung süßlich? Keineswegs sondern mit drei Gramm Zuckerdosage ist dieser Champagner dass, was man „extra brut“, also besonders trocken nennt. In der nicht übermäßigen Perlage zeigt sich die Frucht auch alles andere als eindimensional, sie wird ergänzt durch nussige Noten und ein wenig Salz.
Ein Schaumwein mit Ecken und Kanten. Recht eigenwillig und wohl ziemlich abseits des Mainstreams. Trinken wollte ich ihn ursprünglich, um den erhofften Viertelfinal-Sieg Frankreichs gegen Deutschland zu feiern. Wurde aber nichts. Geschmeckt hat er trotzdem.
Ahoi,
Arbane, Petit Meslier, Pinot Gris Vrai, Pinot de Juillet (Frühburgunder) und Pinot Blanc sind ebenfalls zugelassen, jedoch recht selten.
Leute,
Ich sag`s ja immer wieder!
Vincent Couche!
Grüßle
bootsfan, gut aufgepasst. der gesetzestext spricht knapp von „ALLEN pinotrebsorten, arbane und petit meslier“
Boris, wo kann man das lesen? Ich lerne gern dazu. Das mit dem Frühburgunder nehm ich zurück. Es sind wohl 7 zugelassene. Freu mich über weitere Infos. Danke.
Mir ist durchaus bekannt, dass diverse Sorten zugelassen sind. Deswegen habe habe ich ja auch von den drei Hauptrebsorten gesprochen.
bootsfan, im gesetzestext (loi du 22 juillet 1927). und weil dort steht ‚alle pinotrebsorten‘ ist natuerlich auch fruehburgunder zugelassen. kurios ist aus heutiger sicht nur, dass der chardonnay nicht erwaehnt wird. der galt aber damals ampelographisch ganz selbstverstaendlich als pinotrebsorte. etwas klarheit sollte das décret du 22 novembre 2010 bringen, das arbane, chardonnay, meunier, petit meslier, pinot blanc, pinot gris und pinot noir ausfruecklich nennt. demnach waere der fruehburgunder ganz strenggenommen wieder raus; chardonnay muscaté (haben zb janisson-baradon und aurelien laherte) dann aber auch. so eng wirds also offenbar auch wieder nicht gesehen. bis 1952 konnte man an def aube uebrigens sogar gamay stehen haben, das nur der vollstaendigkeit halber.
Danke Boris, drum gibt es wohl die Redewendung: „Nirgends gibt es soviele Anwälte, wie in der Champagne.“ Grüße!