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Champagner ist gut, wenn er gut ist.

Total unkorrektes Foto, funktioniert aber spitze auf Socialmedia. Foto: tumblr
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Rainer Balcerowiak, ehemals Redakteur der marxistischen Tageszeitung "Junge Welt", hat ganz seriös einen feinen Champagner verkostet und fand Brioche, Obst, Nüsse, Salz.
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Auch andere Mütter haben schöne Töchter. Es gibt tollen Crémant aus dem Elsass, aus Luxemburg oder von der Loire.

Auch deutscher Winzersekt sorgt zunehmend für Furore. Das gilt auch für einige Cavas aus Spanien. Und selbst in Großbritannien soll es angeblich so richtig guten Sparkling Wine geben. Wovon ich mich gerne mal überzeugen würde.

Muss manchmal sein.

Aber sie werden wohl nie gegen den Mythos ankommen, den Champagner verkörpert. Denn manchmal muss es einfach Champagner sein. Bitte nicht die belanglosen mumpfigen Resteverwertungen der großen Kellereien, die bei Discountern und in Supermärkten verscherbelt werden. Nicht jede der rund 300 Millionen Flaschen, die pro Jahr in der Champagne erzeugt werden, ist es wert getrunken zu werden.

Anlässe für einen guten Champagner gibt es reichlich. Wenn man den überhaupt braucht. Die einen feiern einen Geschäftsabschluss, die anderen gönnen sich eine Pulle nach erfolgreicher Straßenblockade. Manch einer will eine Braut beeindrucken, anderen reicht das Ergebnis eines Fußballspiels.

Champagner ist gut, wenn er gut ist.

Champagner ist nicht links und nicht rechts, nicht bourgeois und nicht prollig. Champagner ist einfach gut – wenn er gut ist.

Nehmen wir die Domaine Dehours, einen 14 Hektar großen Betrieb im Tal der Marne, westlich von Epernay. Jerome Dehours setzt konsequent auf Diversifizierung seiner Angebotspalette. Es gibt außer den allgemein üblichen jahrgangslosen Schwarzriesling bekannt) ist eine der drei zur Champagnerherstellung zugelassenen Hauptrebsorten, wird aber selten reinsortig verwendet. Hier schon. Dehours baut den Wein aus alten Reben teilweise im Eichenfass aus, bevor er die zweite Gärung in der Flasche durchläuft und vier Jahre auf der Hefe in der Flasche lagert.

Und – wie schmeckt er jetzt?

Das ist eigentlich alles ziemlich egal und eher was für die Weinfreaks. Entscheidend sollte stets sein, wie das Zeug schmeckt.

Und das ist in der Tat bemerkenswert. Natürlich kommt auch hier die typische Hefewolke aus der Flasche, deren Geruch an frisch gebackenes Brot erinnert, die clandestinen Connaisseurs reden dabei lieber von Brioche.

Obst, Nüsse, Salz.

Aber dann kommt kräftig Obst in die Nase, Birne und Apfel, aber auch Mango. Geht das etwa in Richtung süßlich? Keineswegs sondern mit drei Gramm Zuckerdosage ist dieser Champagner dass, was man „extra brut“, also besonders trocken nennt. In der nicht übermäßigen Perlage zeigt sich die Frucht auch alles andere als eindimensional, sie wird ergänzt durch nussige Noten und ein wenig Salz.

Ein Schaumwein mit Ecken und Kanten. Recht eigenwillig und wohl ziemlich abseits des Mainstreams. Trinken wollte ich ihn ursprünglich, um den erhofften Viertelfinal-Sieg Frankreichs gegen Deutschland zu feiern. Wurde aber nichts. Geschmeckt hat er trotzdem.

 

Datum: 18.7.2014 (Update 10.3.2015)
 

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