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„Schau“, sagt der Erste und schiebt die Tür des Glasschranks beiseite, wo die Mannschaft ihre Trinkgefäße stehen hat, „schau, wir haben ein paar neue Gläser bekommen“. Na bumm, denkt der Captain, teures Zeug, edles Zeug, zerbrechliches Zeug: 12 Gläser von Zalto. Wer bitte hat den Geldscheißer gehabt, das Schiff mit dieser geilen Hardware zu beglücken?
Auch der Erste hat keine Ahnung. Die Gläser standen einfach da. Heute früh. Keiner hat gesehen, wer sie reingestellt hat. War bestimmt der neue Schiffseigner, denkt der Captain, denn der Mann ist zwar Berliner, wirkt aber nobel wie ein Hanseat. So Zeug kann nur von dem kommen. Denn die anderen hier sind ja noch größere Pleitiers als Griechenland, Portugal und Spanien zusammen.
Der Captain wird sich hüten nachzubohren. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Und neue Gläser waren zudem dringend notwendig, denn zuletzt brachen einige Stile beim Polieren weg. Maat Golenia hat halt so Klumpfinger. Reib, Knacks. Tot!
Unvermeidliches High End.
Zalto-Gläser haben die bis dato unvermeidlichen High-End-Serien von Riedel abgelöst, die zuletzt etwas unübersichtlich wirkten. Der Captain ist immer unschlüssig, ob es die vielen Gläser von Riedel überhaupt braucht; ob man einen Syrah tatsächlich in einem Syrah-Glas besser erkennt. Ab und zu macht der Captain dann den Praxistest und trinkt einen Wein aus verschiedenen Gläsern. Dabei kommt Erstaunliches heraus. Für den Captain ist das der Beweis, dass es die Vielfalt braucht. Nicht jeden Tag. Aber für das Reich der Sinne.
Zalto hat das High-End-Monopol von Riedel abgeschafft. Die vom genialen Weinpfarrer Hans Denk mitgestalteten Gefäße wollten universaler sein und dem Wein dennoch jene Größe geben, die man in einfachen Gläsern nicht erkennt – das ist nur zum Teil gelungen. Der Captain blättert im Captain Cork-Buch und liest einen Text von Maat Küblbeck, der ein Kapitel über Weingläser und Zalto geschrieben hat.
„Die Entwicklung immer neuer Spezialgläser für immer seltenere Rebsorten ließ den ambitionierten Weinliebhaber bald nach einfacheren Glaskonzepten schreien. Auch dieser neue Trend zur Einfachheit sollte seine Vorreiter in Österreich haben. Dort entwickelte Kurt Zalto ein Glas, das gleichzeitig leicht, elegant und universell ist. Von den Dimensionen her gleicht es eher einem Rotweinglas, eignet sich aber für erstaunlich viele Weintypen. So ist das Universalglas von Zalto bis dato nicht nur eines der vielseitigsten, sondern auch grazilsten Gläser auf dem Markt, denn kaum ein Konkurrent bringt weniger Masse bei ähnlichem Volumen auf die Waage. Leider blieb man der Ideologie nicht lange treu und entwarf auch weitere Gläser. Bis wieder eine ganze Kollektion vorhanden war.
Der Mann, der für dieses Universalglas verantwortlich zeichnete, ist übrigens nicht mehr Teil des Teams: Kurt Zalto hat sich mit den neuen Eigentümern des Unternehmens, das seinen Namen trägt, zerstritten und produziert seither unter dem Namen Marienglas eine kompromisslose kleine Kollektion. Die kantige Formensprache behält er bei, spart sich allerdings marktkonforme Auswüchse für unterschiedliche Weintypen. Die Premiumserie von Zalto umfasst nur noch drei Gläser: eines für Rotwein, eines für Weißwein und eines für Schaumwein.“
Genial in der Hand.
Der Captain liebt das Zalto-Glas, weil es genial in der Hand liegt. Kein Glas ist leichter, keines so grandios elegant, selbst in der Kante. Das Zalto-Glas ist das wohl schönste und perfekteste Weinglas, das je entworfen wurde. Trotzdem verkostet der Captain alle einfachen Weine und alle Rieslinge und Sauvignons weiterhin aus seinem Riedel-Vinum-Chianti-Glas. Und das hat einen guten Grund: In diesem Glas sind die Weine näher an der Realität.
Bordeaux, Barolo und Bolgheri bekommen ihr Vinum-Bordeauxglas. Burgund (weiß wie rot) und Pinots, die es verdienen, bekommen ihr Burgunderglas. Der Rest schwappt im Riedel-Chianti.
Bei den Proben. Näher an der Realität heißt, dass der Captain und die Mannschaft die Weine in Gläsern testen, die einen Tick besser sind, als jene, die man in der Gastronomie hingestellt bekommt. Und jene, die der Konsument für gewöhnlich zu Hause stehen hat.
Das Zalto-Glas macht gute Weine sehr viel besser (schlechte aber auch), wirkt jedoch bei einfachen Kreationen kontraproduktiv, weil es den Weinen und ihrer Klasse nicht gerecht wird. Easy-going-Weine, wie die sechs gestern vorgestellten, können von einem Zalto-Glas nicht profitieren. Große Gewächse und dergleichen profitieren aber enorm. Das High-End-Zalto-Glas wirkt nur bei High-End-Weinen. Und damit sind alle Weine mit einem erweiterten Anspruch an Geruchs- und Geschmackssinn gemeint. Egal, was sie kosten.
Verkostungen mit Zalto-Gläsern liefern – so die Erfahrung des Captain – oft Ergebnisse, die im diametralen Gegensatz zu Resultaten mit anderen Gläsern stehen. Auch, wenn diese Verkostungen knapp hintereinander stattfinden. Auch hier: anspruchsvolle Weine gewinnen, universelle Weine, die durchaus Freude bereiten, verlieren. Teilweise extrem. Und das erzeugt einen subjektiven Zalto-Blick, der sich immer mehr durchzusetzen beginnt. Die Folge: Viele Matrosen können manche Verkostungsnotizen bei der eigenen Nachprobe kaum nachvollziehen. Deswegen bleibt der Captain bei seinen alten abgewetzten Chianti-Gläsern. Und weiß, dass er so trinkt, wie seine Leute trinken.
Radikal subjektiv und notwendig.
Das soll aber nicht heißen, dass man sich das Zalto-Glas nicht leisten sollte. Es ist radikal und subjektiv. Es ist mehr ein Glas für die Nase, als für den Gaumen. Und es ist eine unvermeidbare Erweiterung für jeden Weinenthusiasten. Deswegen freut sich der Captain über das anonyme Geschenk. Wohl wissend, dass die Gläser den nächsten Sommer nicht überleben werden. Der Glasbruch am Schiff ist legendär.
Es tut mir leid aber Marienglas produziert auch Burgunder-, Bordeaux-, Universalgläser…
http://www.marienglas.at/golden-cut.html
Ja, Danke für die Korrektur. War ein altes Manuskript..
Aber abgesehen davon (was ja ohnehin wurscht is‘) zu 100 % deiner Meinung
Dieser Artikel schreit geradezu danach auch das Gabriel-Glas in diese Thematik mit einzubeziehen. Ich hoffe nur der Captain kennt das von Renè Gabriel entwickelte Glas überhaupt.
http://www.gabriel-glas.com
Liebe Grüße aus Österreich
Ein furchtbares Glas in dem wirklich alles gleich schmeckt. Man munkelt, dass manch hohe Gabrielbewertung in Ö mit der Abnahme gewisser Mengen an Gabrielgläsern zusammenhängt…
N´Abend zusammen,
ich finde den Artikel gut, weil er ein Thema anspricht, das mir wichtig ist. Für mich kommen keine Gläser an die Riedel Sommelier dran. Und man muss Sie ja nicht alle kaufen. Ich habe 4 Sorten und damit komme ich gut hin.
Universalgläser finde ich maximal langweilig. Der Glas gewordene Kompromiss.
Grüße!
Wine Nerd
Na, na, na Herr Mally. Ich hoffe doch sehr, dass sich Ihr Statement auf das maschinengefertigte Gabriel-Glas bezieht. Das mundgeblasene Gabriel-Glas finde ich im Gebrauch und von der Haptik her allemal den Zalto-Gläsern ebenbürtig. Vom Gewicht her dürfte es sogar noch leichter als das Zalto-Glas sein. Die Form ist evtl. Geschmackssache. Aber nach 2 Jahren im Gebrauch möchte ich es nicht mehr missen. Wenn es ein Universalglas geben sollte, dann vielleicht das Gabriel-Glas.
Die Glasmafia von Riedelaunachtmann can kiss my hairy white ass. Zum Verkosten? Schott! Taste. Rot.
Preis. Leistung. Genuss. Unschlagbar.
welches ist nun das Glas des Captain’s?
Dieses aus dem obigen Link
http://www.weinglaeser24.de/product_info.php?info=p45_Riedel-Vinum-Chianti-Classico-Zinfandel-Weinglas-400ml.html&gclid=CKvk557I-LoCFfSWtAodNUoAuA
oder dieses aus dem älteren Artikel
http://www.kochland.de/Riedel/Riedel-Vinum-Chianti-Classico-im-2-er-Geschenkkarton
Beide Unterscheiden sich, insbesondere im Volumen!?
Riedel Vinum Chianti ist immer Riedel Vinum Chianti. Ich kenne keine Varianten..
Das aktuelle Glas heißt nicht mehr Chianti (auch auf der Riedel- Seite gibts das nicht mehr scheinbar) sondern Zinfandel/Riesling und fasst 400 ml. Das Glas im älteren Artikel fasst 700 ml. Das wird dann das Glas sein, oder?
Also mir gefällt, obwohl auch sehr teuer, dass 100Points James Suckling Glas sehr gut. Eignet sich wunderbar zum Verkosten.
Chianti Classico von Riedel rules!
Ich habe Glück, ich bin Weingenießer statt Weintester! Deshalb trinke ich meine geliebten Großen Gewächs-Rieslinge aus dem Zalto Bordeaux. Ich liebe es, den kalten Wein im Glas wieder und wieder zu schwenken und zu erschnüffeln, bis er die richtige Trinktemperatur hat. Genüsslich ausnippen, kalt nachschütten und erneut warmschnüffeln. Dat kann isch den janzen Abend machen – ein Erlebnis!
Bei schwerem Rotwein nehme ich lieber das Zwiesel 1872 Enoteca Bordeaux. Vielleicht weil – wie es der Captain zu Recht sagt – das Zalto Glas eiskalt die Schwächen aufzeigt. Und ich bin ja Genießer und will nicht analysieren. Die Zwiesel Gläser sind quasi Lautsprecher mit Schönfärberei. Extrem ästhetische Lautsprecher zudem.
Wie belüftet der Captain eigentlich seine Weißweine? Offen in den Kühlschrank oder die Karaffe auf Eis? Da suche ich noch nach dem Ei des Kolumbus.
Das stimmt nun wirklich nicht. Verwende seit 6 Monaten das mundgeblasene Universalglas und bin sehr zufrieden, es bringt die Aromen sehr straight in die Nase…