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Im Maul des Südens

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Unser Weintester Rainer Balcerowiak trinkt einen preiswerten und frischen Bio-Wein aus dem Betontank. Kenner finden das besonders charmant.
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In der Europäischen Union gab es schon immer merkwürdige geologische Formationen.

Zu einer gewissen Berühmtheit brachte es neben dem legendären Butterberg auch der Weinsee, bei dem es sich eigentlich um eine Seenkette handelte.

Auf Landkarten wird man allerdings nicht fündig. Dafür aber in Statistiken. In einigen Ländern wurde auf Teufel komm raus Wein produziert, ohne dass auch nur die geringste Chance bestand, das Zeug abzusetzen. Den Winzern konnte das allerdings egal sein. Ihnen wurde – natürlich aus Steuermitteln – eine auskömmliche Versprittungsprämie für die Destillation der Übermengen zu Industriealkohol gezahlt.

Zu den Nutznießern dieses Irrsinns gehörten vor allem einige spanische Regionen, aber an erster Stelle das Languedoc im südlichen Frankreich. Doch auch das, was dort als Wein abgefüllt wurde, taugte selten dazu, Genießerherzen höher schlagen zu lassen. Billige Massenabfüllungen prägten das Image dieser Weine.

Mittlerweile ist dieser Subventionsschwachsinn Geschichte, doch die Region hatte noch lange Zeit mit dem schlechten Ruf zu kämpfen.

Inzwischen sollte sich allerdings herumgesprochen haben, dass rund um Montpellier, Nimes, Carcassone und Perpignan viele gute und einige großartige Weine produziert werden. Vor allem, wenn Winzer darauf verzichten, flüssige Marmelade abzufüllen, also viel zu pralle Weine mit oftmals aufdringlichen Holznoten.

Lange Zeit war dieses Gebiet für mich abgehakt. Von zu vielen Weinen aus dem Languedoc hatte ich schlicht Kopfschmerzen bekommen. Doch allmählich habe ich mich mit der Gegend wieder angefreundet

Einer der Pioniere der Region heißt Pierre Clavel, dessen Status sich seit einigen Jahren zwischen „Geheimtipp“ und „Kultwinzer“ bewegt. Dabei macht Bio-Winzer Clavel einfach nur klare und gradlinige Weine aus den regionaltypischen Rebsorten, die mit einem für diese Preisklasse sensationellen Finessenreichtum aufwarten.

Sein Les Garrigues – ein tiefrotes, kräftiges Tröpfchen mit 14% Alk – bietet alles, was einen guten Südfranzosen ausmacht.

Die knochentrockene Cuvée aus Syrah, Carignan und Grenache hat nicht nur die typische dichte Brombeerfrucht, sondern auch noch einen satten Strauß wilder Kräuter von Lavendel bis Thymian sowie eingelegten grünen Pfeffer zu bieten.

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„Holz tötet meinen Wein“

Obwohl der Wein nicht in Holzfässern, sondern in Betontanks (darauf schwört eine Vielzahl von Winzern der Region wegen der angeblich besonders eleganten Reifung) ausgebaut wurde, hat er leichte Röst- und Rauchnoten – Carignan lässt grüßen. Und er steuert auch kräftige Tannine bei. Zwar sind rustikale Gerbstoffe nichts Ehrenrühriges für einen jungen Südfranzosen, können manchmal aber etwas nerven.

Nicht beim Les Garrigues, der dieses raue Element mit seiner geballten Frucht und subtilen Aromatik elegant puffert. Warum so ein sehr voller und satter Wein ein Gesamtgefühl der Frische hinterlässt, ist mir ein ziemliches Rätsel.

Für seine möglichen Einsatzgebiete gibt besonders die deutliche Kräuterkomponente dieses Weins Hinweise. Ein Lammrücken auf provenzalische Art würde sich durch seine Begleitung ebenso geehrt fühlen wie ein entsprechend gewürzter Gemüsetopf. Wobei natürlich auch nichts dagegen spricht, den Les Garrigues einfach nur so zu trinken.

 

Datum: 22.7.2018
 

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