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Steitz: rücken wir zusammen!

Diana und Christian Steitz.
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Winzer kann ein richtiger Drecksberuf sein. Bei Minusgraden im Weinberg stehen und Reben schneiden, bis man Finger und Füße nicht mehr spürt. Im Keller schwere Holzfässer hin und her wuchten, bis es im Rücken knackt. Tag für Tag um gutes Wetter bangen. Und am Ende kommt so ein Weinkritiker daher und macht den neuen Jahrgang mies, nur weil ihm irgendwas nicht passt. Gernot Steitz wünschte sich für seinen Sohn etwas Besseres.

Aber der wollte einfach nichts anderes werden als: Winzer. Schließlich war er seit der Kindheit im Weinberg immer dabei.

Draußen in der Natur arbeiten. Sein eigener Herr sein. Von der der Hände Arbeit leben – das bedeutet Winzersein für Christian. Also machte er gegen Rat und Willen seines alten Herrn eine Lehre zum Weinbautechniker, ging für Praktika nach Frankreich an die Loire und nach Kalifornien. 1994 stieg er ein. Es folgten keine leichten Jahre. Immer wieder gerieten die beiden aneinander, es brauchte lang, bis Christian sich durchsetzte.

Irgendwann war es soweit. Gernot Steitz und seine Frau Heidrun zogen sich zurück, Christian und Diana übernahmen das Weingut endgültig. Heute schaut der Sohn gelassen auf diese Zeit zurück und sagt: Der Alte brummt zwar immer noch aber ich glaube, dass er insgeheim stolz auf mich ist. 15 Hektar Reben hat Steitz. Riesling, Silvaner und die Burgundersorten Chardonnay, Spätburgunder, Weiß- und Grauburgunder. Und natürlich Sauvignon Blanc. Das Weingut liegt weit im Westen Rheinhessens, in der so genannten Rheinhessischen Schweiz. Es ist mild hier. Steitz: Vom Klima und vom Boden her eigentlich schon wie an der Nahe. Die Böden, auf denen seine Reben wachsen, sind vulkanischen Ursprungs. Sie haben einen hohen Porphyranteil. Außer Weinreben fühlt sich hier fast nichts wohl. Der Untergrund ist sauer und nährstoffarm. Aber Reben sind wie Unkraut, sie gedeihen fast überall. Je härter sie es haben, umso besser werden die Weine.

Wenn er im Weinberg arbeitet, ist Steitz ein Sauberkeitsfanatiker. Jede Traube, die auch nur einen kleinen Makel aufweist, schneidet er weg. Angefaultes Zeug kommt ihm nicht in die Presse. Mit dem Ergebnis, dass er die Weine sich später weitgehend selbst überlassen kann. Es folgt der Spruch, auf den man schon gewartet hat: Im Keller muss ich eigentlich gar nichts mehr machen.

Ich trinke von Seitz den Sauvignon Blanc Achat: Hellgelber Schimmer im Glas. Die Nase ist – typisch Sauvignon Blanc – geprägt von intensiven Stachelbeer-Aromen. Dazu kommt etwas grüne Paprika und Noten von frisch geschnittenem Gras. Sehr frisch, sehr fruchtig, sehr würzig. Am Gaumen marschiert wieder fröhlich die Stachelbeere vorneweg. Außer der grünen Paprika hat sie aber noch ein paar Freunde mitgebracht: einen grünen Apfel, eine kleine Ananas und eine klitzekleine Litschi. Alle miteinander spielen einen herrlichen Fruchtreigen. Ein herbstlicher Eindruck von Rauch und von Steinen gibt dem Wein fast schon elegante Struktur. All die Sinneseindrücke bleiben im Abgang noch lange erhalten.

Das ist ein Sauvignon Blanc, wie er meiner Meinung nach sein muss. Einerseits ist da die sortentypisch sehr deutlich schmeckbare Stachelbeere, andererseits viele andere Aromen, die den Wein komplex, strukturiert und somit spannend machen. Und er kostet nicht zuviel. Ich empfehle dazu ein Risotto mit Saisongemüse. Oder ein Thai-Curry, das aber nicht zu scharf sein sollte.

 

Datum: 27.3.2020
 

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