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Zur deutschen Lage: Erdener Prälat.

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Maat Felix Eschenauer beendet den Monat mit der letzten Folge seiner Serie "Zur deutschen Lage". Heute geht es um den Erdener Prälat und seine historische Bedeutung. Und eine Parzelle, die Weingeschichte schreibt.
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„Amaaaaazing label!“ tönt es vom Nebentisch, wo gerade eine Flasche entkorkt wird. Das Etikett könnte deutscher nicht sein.

Ein rundlicher Mönch mit Bauch und Weinglas, den Inhalt prüfend. Umrankt von Weinlaub, Gold und anderem Geflitter. Wer sich auskennt, weiß, das verheißt nur Gutes!

Szenen- und Ortswechsel. Die Mosel bei Ürzig und Erden an einem klaren Wintertag. Beeindruckender kann eine Weinregion nicht sein. Kaum flurbereinigte, von zahllosen schroffen Felsen aus rotem Schiefer durchzogene Weinberge, Rebzeilen, die sich steil hinauf bis zum Waldrand ziehen, uralte Stöcke, alle wurzelecht, mehr als hundert Jahre alt, zerklüftet und auf winzige Parzellen verteilt.

Kaum zu glauben, dass Weinbau hier immer noch so funktioniert, wie zu jenen Zeiten, als die hier seit Jahrzehnten ansässige Familie Berres die erste Weinmarke des damals jungen Deutschen Kaiserreichs erschuf. Das war um 1875.

Der Weinbau erlebte einen Aufschwung. In Berlin wurde deutscher Sekt gesoffen als gäbe es kein Morgen und Traben-Trarbach war mit dem französischen Bordeaux einer der beiden wichtigsten Handelsplätze für Wein weltweit. Man sonnte sich im Glanz einer aufstreben Nation und bemühte das Mittelalter für seinen Gründungsmythos.

Kaiserzeit und Moselglück.

Peter Johann Berres hatte wohl ein Gespür dafür, was am Markt zieht. Seine als „In Onnerts“ bekannte Parzelle im Erdener Treppchen brachte ihm Jahr für Jahr einen der besten Weine im Dorf. Kurzerhand taufte er diesen Wein „Prälat“ – auf die ehemaligen Besitzer des Weinbergs anspielend – und hoffte vermutlich, damit beim Trinker einen Reigen bacchantischer Traumbilder hervorzurufen und deutschtümelnde Sehnsüchte zu befriedigen.

Er hatte Erfolg. Aus der Marke entstand die Lagenbezeichnung „Erdener Prälat im Treppchen“. Aus dem ursprünglich 0,4 Hektar kleinen Prälat wurden 1971, nach der Änderung der Weingesetzte, 1,5Hektar.

Lange profitierte die Familie Berres von ihrem Ruf, den besten und gefragtesten Weinberg an der Mosel zu besitzen. Dann wurde es ruhig um Berres, die Familie zerfiel.

Zunächst ist es vor allem Ernie Loosen, dem weit gereisten Botschafter des deutschen Rieslings, zu verdanken, dass der Prälat vor zwanzig Jahren wieder in aller Munde kam. Und seit einem Jahr nun versuchen zwei Winzer den Prälat in eine neue Zeit zu führen. Das wird kaum bemerkt, denn süßer Riesling gilt in Deutschland immer noch als grenzwertig.

300 Meter Land.

Christian Hermann, der erste der beiden Winzer, ist ein Perfektionist, durch und durch akribisch. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, bei den edelsüßen Rieslingen macht ihm an der gesamten Mittelmosel keiner was vor. Wer seinen Keller betritt, wird einige Kleinstbehältnisse mit Botrytis-Selektionen aus vergangenen Jahren finden – teilweise nicht mehr als 50 Liter.

2013 kamen 300 Meter rares Land dazu. In diesem Jahr war alles anders. Drei Tage lang wurde mit fünf Helfern die 1000 Meter große Parzelle im Prälat gelesen, überall perfekte und gesunde Trauben. Das ergab knapp 200 Liter klare, brillante, pure Auslese und null Botrytis. Ein Wein mit Seltenheitswert und strahlender Frucht. Und ähnlich jener Prälat Auslese, die es – trotz geringer Menge – immer noch am Markt gibt.

Denn wer die eigentliche Stärke von Hermann ergründen will, besorgt sich die Beerenauslese „lange Goldkapsel“, denn eine günstigere und grandiosere Trockenbeerenauslese aus dieser Region wird man für dieses Geld wohl nie mehr bekommen. Konzentration und Fülle pur. Getrocknete Feigen und Nougat, Zwergmango in Sirup und die zitronige Säure von Schöller-Eis aus der Kindheit. Wer erinnert sich?

 

1 Pings/Trackbacks für "Zur deutschen Lage: Erdener Prälat."
Datum: 31.1.2014 (Update 4.2.2015)
 

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