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Die unmögliche Sorte

Winzer Gerhard Kracher aus dem Seewinkel.
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Der Welschriesling ist nicht gerade die Lieblingsrebsorte des Captain. Doch ein Wein von dieser Traube berührt ihn bis heute. Das hat einen traurigen Grund.
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Ein Welschriesling. Oh Gott! Manchem schmeckt´s, angeblicher ein idealer Sommerwein. Der Captain jedoch hasst diese Sorte. Sie ist fahlfruchtig, einsilbig, überspritzig und langweilig bis zum Gehtnichtmehr.

Überhaupt ist dem Captain diese Romantik für uninteressante Sorten zuwider. Man kann aus Dornfelder, Trollinger, Elbling, Müller-Thurgau oder auch Welschriesling keine großen Weine machen. Von ein paar passablen Ausnahmen mal abgesehen.

Die Winzer sollten sich auf jene Rebsorten konzentrieren, die was bringen.

Da sind einige im Umfeld des Captain anderer Meinung. Sie halten Welschriesling für einen Bringer. Erstens löscht er den Durst wie kein zweiter Wein. Und zweitens besteht Welschriesling in den Extremen sehr gut. Also als burgundisch ausgebauter Terroirwein. Und als Trockenbeerenauslese.

Dieser Wein ist der einzige Welschriesling, der dem Captain gefällt. Erdacht und gekeltert von Alois Kracher, der im Jahr 2007 verstarb.

Alois Kracher war einer von jenen, die das österreichische Weinwunder Anfang der 1980er-Jahre auslösten und gilt in der Weinwelt bis heute als Gigant der Süßweine. Ab 2001 übernahm Kracher-Sohn Gerhard immer mehr Verantwortung und leitet den Betrieb seit dem Tod des Vaters.

Erstaunlicherweise ist dieser Wein noch immer käuflich. Die Eckpunkte: Botrytis, Spontangärung, großes Holzfass.

Er ist nicht ganz billig. Doch hier zahlt sich jeder Cent aus. Auch wenn es nur eine kleine Flasche ist. Von einer seltenen Trockenbeerenauslese.

Dieser Welschriesling ist noch vom fetten Stil Alois Krachers geprägt. Nach vielen Jahren kann man erkennen, welche Langsteckenläufer diese Weine sind.

In der Nase Nuss. Das überrascht, denn der Captain hätte zuerst Frucht erwartet. Die kommt dann auch, ist aber im Vordergrund sehr exotisch: Ananas, Mango, etwas Aprikose, dann auch Birne. Genial schönes Holz-Karamell, denn der Wein war in neuen kleinen Barriques.

Im Mund dann eine Fruchtbombe mit leicht dunklen Tönen, cremig, füllig, vollendet. Ein gigantisch guter Süßwein, der unterstreicht, warum Alois Kracher einer der besten Weinmacher der Welt war. Und dass er feine aber maskuline Weine im Sinn hatte.

Die Stimmung wird etwas besinnlich an Bord, denn dem Captain wird bewusst, dass sie da einen Wein trinken, den jemand gekeltert hat, der nicht mehr lebt. Es ist also eine Art Vermächtnis. Das ist doch eigentlich schön.

 

Datum: 23.12.2018 (Update 25.12.2018)