Welcher Wein passt zu Wienerschnitzel? Die Antwort ist meistens dieselbe – ein staubtrockener Grüner Veltliner muss her, basta!
Fragt man nach der Begründung, kommen ein paar einleuchtende Argumente. Ein trockener „Grüner“ hält dem Schnitzel mit seinen typischen grünen Fruchtaromen stand, saugt mit seiner Säure das ganzen Fett weg und matcht mit seinem „Pfefferl“ (pfeffrig-würziges Aroma) die Röstaromen der Panade. Und warum noch? Weil wir schon immer trockenen Veltliner zum Schnitzel trinken.
Na bravo – ich finde, Tradition ist kein Argument. Und habe eine andere These. Ein würziger Weißwein mit feiner Süße muss her, denn das deftige Schnitzel schreit nach einem Counterpart. Weshalb ja viele etwas Preiselbeer-Marmelade zum Schnitzel ordern.
Fazit: Ich plädiere für einen Riesling mit feiner Süße zum Schnitzel. Aber das hört man im stolzen Ösiland nicht gerne. Deutscher Wein zu Schnitzel und dann noch süßlich? Pfui. Dann doch lieber einen roten und fruchtigen Zweigelt aus dem Burgenland.
Ja, auch da ist was dran.
Ok, ich habe den perfekten Kompromiss. Einen waschechten Grünen Veltliner aus der Wachau, der offiziell zwar als trocken gilt, jedoch gar nicht so trocken schmeckt.
Es handelt sich um den Grünen Veltliner Selection vom bekannten Weingut Domäne Wachau.
Ich rieche frische grüne Äpfel, ein bisschen Zahnpasta (Eukalyptus) und etwas Haselnuss. Und nehme einen kräftigen Schluck, als ob ich gerade ein großes Stück Wienerschnitzel von der Gabel geholt hätte.
Alles ist weich und würzig und von dezenter Säure umsponnen. Helle Früchte machen ein bissl Tropen-Stimmung und es gibt natürlich auch das bekannte „Pfefferl“ (siehe oben). Witzig, ich schmecke ganz hinten ein bisschen Wodka.
Natürlich geht dieser Wein auch ohne Schnitzel. Aber irgendetwas zum Essen fordert er ein. Zum Beispiel gebratenen oder gegrillten Fisch (wegen der Würzigkeit) und alles, was fliegt. Natürlich auch Schwein. Dann halt ein fliegendes Schwein.
Kurz mal bei YouTube mit „Riesenschnitzel“ gesucht zeigt ein
Video aus 2007 in dem aus zartem Schweinefleisch mit „Schmetterlingsschnitt“ ein Schnitzel geschnitten, geklopft, paniert und dann innerhalb 16 sec. in 3 Pfannen schwimmend im Bratfett auf den Punkt gebraten wird. Witzigerweise nach 20minütigem „Kampf“ ist zwar das Schnitzel vertilgt, das neben dem Teller stehende Weinglas blieb unangetastet, ist randvoll wie zum Start. 😉
Zum Wiener Schnitzel gern ein frisches Jever vom Fass!
Sardellen und Kapern eine traditionelle Zugabe aufs klassische Wienerschnitzel– geht gar nicht, geht überhaupt nicht
Wenn schon Ösi-Wein, dann wenigstens ein schöner Zweigelt …
Gefühltes Wissen gegen historisches Dokument – wer gewinnt?
Link: http://www.chefkoch.de/forum/2,57,430821/Also-doch-Wiener-Schnitzel-mit-Kapern-und-Sardellen.html
Wenn es schon was süßes für den infantilen Geschmack sein muss, dann empfehle ich eine Limonade, bestehend aus Wasser, feinsten künstlichen Aromen und einer erlesenen Mischung aus Monosacchariden, Disacchariden sowie synthetischen Zuckerersatzstoffen. Verfeinert mit dem Zitronenschnitz, wo man nach dem Auspressen über den Schnitzel eh nicht weiß, wohin damit. Guten Appetit.
Passend wäre die koffeinhaltige Brause eines österreichischen Herstellers der Flügel verleiht, dann kommt wenigstens seitens des Getränkenamens das traditionelle Hornvieh ans Schweineschnitzel. 😉
Nachdem ich mir den Wikipedia Eintrag zu Wiener Schnitzel durchgelesen habe, bin ich mir sehr sicher, dass kein Antrag auf
Erteilung eines der drei EU-Gütezeichen g. U. (geschützte Ursprungsbezeichnung), g. g. A. (geschützte geografische Angabe) und g. t. S. (garantiert traditionelle Spezialität) genehmigt wird. 🙂
Hihi…
Das historische Dokument weist ein gefülltes Kalbstascherl aus. Im selben Buch wird das Schnitzel nicht damit serviert.
In keinem einzigen alten Kochbuch oder Lehrbuch der Wiener Küche, wirst du die sogenannte „Wiener Garnitur“ mit dem Sardellenringerl auf der Zitrone finden. Das ist eine nordeutsche Erfindung, und wurde, warum auch immer, in den deutschen Gastro-Ausbildungen so gelehrt. Machte und macht in Wien niemand. Preiselbeeren sind ebenfalls eine westösterreichische oder bayrische Zugabe, gehört auch in Wahrheit nicht zu Schnitzel. Das Sardellenringerl hingegen war ein Klassiker für die Vormittagsjause. Kam aus der kleinen länglichen Dose und wurde aufs Butterbrot gelegt. Hiess auch Nasenmännerbrot. Die Alternative war die Beamtenforelle, oder auch Knackwurscht.
Mal abgesehen von sicher passendem Bier, gibt es in Österreich eine Rebsorte namens Neuburger. In entsprechender Qualität zum Schnitzel sicher einen Versuch wert.
Wer es lieber mit ein wenig Restsüsse probieren will, könnte auch auf Zierfandler / Rotgipfler ausweichen.