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Diplomatie: welcher Wein bei Streit?

Obama? Nein, Botschafter Luigi Mattiolo.
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Der Captain sprach mit Luigi Mattiolo, Italiens Botschafter in Berlin, und fragte, welchen Wein er bei schwierigen Verhandlungen mit Konfliktpartnern auftischt.
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Seine Exzellenz Luigi Mattiolo lud in die Berliner Botschaft der italienischen Republik und gab dem Captain einen süßen Tip.

Anlass der Einladung war eine kulinarische Feier zum Gedenken an Kochgenie Gualtiero Marchesi, der in den 80er-Jahren die neue Küche nach Italien brachte. Mit Kaviar auf kalten Spaghetti oder Goldblatt-Risotto. Was sich hier total neureich und ein bisschen krank anhört, war der Startschuss für etwas viel Bedeutsameres als diese beiden PR-wirksamen Speisen vermuten lassen.

Marchesi stellte die italienische Mama-Küche auf den Kopf und katapultierte sein Land auf den Radarschirm der globalen Feinschmeckerszene. Wein fand der Meister übrigens nicht so wichtig. Sein Credo war, dass die Speisen von selber strahlen müssen.

Hier gewinnt man einen Eindruck, was Marchesi für Italien und seinen Ruf als Feinschmeckernation geleistet hat:

Der Captain war an diesem Abend Begleiter von Camilla Lunelli. Camilla gehört zum schwerreichen Lunelli-Clan, dem unter anderem die berühmten Cantine Ferrari gehören.

Für alle, die den Namen Ferrari nur mit superschnellem Renngerät in Verbindung bringen: Ferrari Trento ist vermutlich Italiens bedeutendster Hersteller feinster Prickelware und macht 100 Mio. Euro Umsatz. Der jährliche Ausstoß liegt bei 5 Mio. Buddeln aus traditioneller Flaschengärung. In den Kellern ruhen über 20 Mio. Gebinde und reifen dort vor sich hin. Dazu demnächst mehr.

Da standen nun der Captain und Camilla und feierten Maestro Marchesi mit allerlei köstlichen Häppchen, die vier ehemalige Schüler des Genies zubereitet hatten:

Der Captain wäre nicht der Captain, wenn er nicht gleich den Ranghöchsten vor Ort geschnappt und zu einem kurzen Gespräch über Wein gebeten hätte: Botschafter Luigi Mattiolo. Alphatiere unter sich.

Bevor der erfahrene Karrierediplomat in Berlin antrat, repräsentierte er seine Nation in der Türkei. In den Jahren, als sich das Land zur Quasi-Diktatur verwandelte, sicher kein leichter Job.

Eccellenza, kochen Sie zu Hause? Nein, ehrlich gesagt bin ich in der Küche sehr unbegabt. Ich kann nur Frühstück zubereiten. Aber ich weiß gute Küche sehr zu schätzen.

Welche Weine trinken Sie zu gutem Essen? Zu Fisch am liebsten Chardonnay aus Sizilien. Vermutlich, weil ich von dort komme. Bei den Roten liebe ich Amarone aus Veneto und Sangiovese aus der Toskana.

Vertikale: Alte zuerst, Kinder zuletzt!

Der alte Bismarck sagte einst, die deutschen Weine seien seine besten Diplomaten. Wie setzen Sie Italiens Weinschätze auf dem diplomatischen Parkett ein? Sie meinen, ich mache meine Gesprächspartner betrunken, um bei Verhandlungen Oberwasser zu haben…?

Ja, das sagte Bismarck auch. Er schrieb an seine Frau, dass er alle unter den Tisch säuft… Ich glaube, in der Diplomatie spielt ein gut gedeckter Tisch mit hervorragenden Weinen eine sehr wichtige Rolle. Beides unterstützt konstruktive Dialoge und erhöht die Bereitschaft zum Konsens.

Welchen Wein tischen Sie bei schwierigen Verhandlungen mit hohem Konfliktpotenzial auf? Am ehesten Süßwein von der Insel Pantelleria. Das ist ein Dessertwein. So ein Süßwein lockert alles auf. Schon die Römer gaben Wasser und Honig in ihren Wein, weil sie die Süße schätzten. Ihr Deutschen habt Eiswein. Der geht sicher auch.

Danke, Eccellenza. Süßwein aus Pantelleria – da hat der Captain gleich eine Empfehlung parat. Denn er war schon auf dem wild umtosten Eiland zwischen Afrika und Europa und durfte im Inselweingut der Familie Rallo aus Marsala/ Sizilien (Donnafugata) den Anbau der Rebsorte Zibibbo (Muscat d’Alexandrie) studieren, aus der Donnafugatas Passito Ben Ryé hergestellt wird.

 

Datum: 4.5.2020