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Die Starsommeliers und Spitzengastronomen Claudia und Gerhard Retter über den umstrittenen Jahrgang 2008, wie die Winzer mit der Wahrheit umgehen, wer "grünes Zeugs" ernten musste und welche Weine aus 2008 sie für ihr Restaurant eingekauft haben.
Claudia und Gerhard Retter besitzen und leiten den Gasthof Fischerklause in Schleswig-Holstein. Beide zählen zum Beraterteam des Captain. Claudia arbeitete bei Kolja Kleeberg im Berliner Sternerestaurant VAU, Gerhard war Restaurantleiter und Sommelier im Berliner Hotel Adlon
+) Das Jahr 2008 gilt in Deutschland auf einmal als sehr gutes Weinjahr. Teilen Sie diese Ansicht?
Nun, gut ist das Jahr allemal. Groß sind aber sind nur wenige ausgewählte Weine.
+) Ist die Säure nicht manchmal abnormal hart?
Ja, die Säure ist das Stichwort für diesen Jahrgang. Und ja, oft ist sie echt der Hammer. Allerdings hab ich Weine, auch Rieslinge, probiert, bei welchen der Winzer statt entsäuern auf Malolaktik gesetzt hat. Und ich fand die Weine nicht gut.
+) Wie wichtig war 2008 das Mikroklima?
Es gibt 2008 auch geniale Weine. Und das liegt klar am Können des Winzers oder/und dem Mikroklima. Zum Beispiel bei Dönnhoff und Robert Weil. Dort sind die süßen Spätlesen umwerfend. Ein Topwinzer aus Rheinhessen meinte, dass 2008 vor allem der Lesezeitpunkt extrem wichtig war. Wer zu früh gelesen hat, der hat den Keller voll mit grünem unreifen Zeug ohne Harmonie. Erst ab 15. bis 16. Oktober kam es zur physiologischen Reife.
+) Welche Regionen sollte man 2008 nicht unbedingt einlagern?
Das kann man so einfach nicht beantworten. Es gibt überall Highlights. Jedoch war an der Ahr nur wenig wirklich groß. Auch Franken war nicht berauschend. Außer die Weine von Rudolf Fürst.
+) Und welche Weine schon?
Mosel, Rheingau, Nahe.
+) Ist die Jubelpropaganda nicht kontraproduktiv, da viele 2008er trotz schöner Worte den Konsumenten nicht schmecken?
Das gehört doch zum Geschäft. Welcher Winzer liebt sein jüngstes Kind nicht am meisten?
+) Kann Kellertechnik ein schlechtes Jahr besser machen?
Teilweise. Aber im Keller kann man nur bewahren. Was im Weingarten nicht vorhanden war, lässt sich im Keller nicht mehr herbeizaubern.
+) Welche Sorte hat 2008 die besten Weine hervorgebracht?
Riesling und sehr geniale Scheurebe.
+) Wie wird das Rotweinjahr 2008?
Welches Rotweinjahr?
+) Wie kann man den Leuten wieder beibringen, dass die Jahre unterschiedlich sind?
Tja, schweres Thema. Geld kostet doch jeder Wein. Und so will man halt nur Gutes, Großes und Haltbares.
Doch für die Gastronomie sind kleinere Jahre oft besser. Vor allem wegen dem guten Preis-Leistungsverhältnis.
+) Welche Weine haben Sie vom 2008er für ihr neues Restaurant gekauft?
Leistenberg Kabinett von Dönhoff, Scheurebe von Rings, Morstein von Wittmann, Gräfenberg Spätlese von Robert Weil, Östricher Lenchen von Spreitzer, Sonnenuhr Kabinett von J.J.Prüm.
+) Welche werden gleich getrunken und welche werden gelagert?
Alle werden getrunken, bis auf Weil und Wittmann. Und die bestellten Auslesenvon J.J. Prüm.
+) Und 2009 – schaut doch gut aus, oder?
Schaut sehr gut aus. Umso schlimmer für 2008.
guten morgen,
2008…gutes jahr in deutschland ->verdammt großes Jahr in der Steiermark! wird in gewisser hinsicht den großen 07er überTRUMPFEN!
allso, überzeugt euch selbst, lg muskat sylvaner1986
..“verdammt großes Jahr in der Steiermark“ würde ich nicht unterschreiben. Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Ein paar Hügeln haben es wahrscheinlich besser gehabt. Was ich in Straden getrunken habe, war bei Weitem nicht so gut wie 2007. Sorry..
es stimmt schon daß die suedstmk. gut weggekommen ist. trotzdem ist 2008 auch in ö ein durchschnittliches jahr. aber besser als in d.
das ist das problem. das weinland ö wird nur mit der wachau gemessen. ist dort a guates jahr, ist alles gut. ist wie 2008 ein schwieriges jahr, kann es automatisch kein grandioses jahr in der steiermark sein!!oder? ich bitte drum, jeder will regionsbezogene weine, eigenständigkeit und unverwechselbarkeit. aslo vergleicht gleiches mit gleichem und nicht die südsteiermark mit wachau!!!
Da ist natürlich was dran. Und ich werde mich selbst davon überzeugen. Was ich aber neulich verkostet habe lag – vor allem in den einfachen Kategorien – hinter 2007.
wunderbar, da geb´ich dem captain schon recht, dass 07 groß ist und für viele größer als der 08er ist. denn der 07er ist wie für den konsumenten zu geschnitten und wird in blindproben wahrscheinlich immer vor 08 liegen. er hingegen ist straffer, steirischer aber auf höchstem niveau der kühlen präzision & nervigkeit die die region bieten und zeigen kann.
wie schauts auf den großen Lagen in der Langstecke aus?
nun mal stop. bevor da etwas in den himmel geschrieben wird. die 08er kommen nicht an 07 heran. und 09 wird super. vergiss also null acht.
wie soll ma jetzt schon sagen können, dass 09 super wird?
Na es müsste schon großes Unglück geschehen, wenn es nicht so käme. Oder?
Nachtrag 2007. Das Pannobile-Wetttrinken letztes Wochenende in Gols, Burgendland, konnte Gerhard Pittnauer eindeutig für sich entscheiden, das betrifft die Spezialwertung Pannobile 2007 ebenso wie das Gesamtwerk. Besonders empfehlenswert auch die Dorflagen Pinot Noir (2007) und St. Laurent (2008) mit einem sensationellen Preis/Leistungsverhältnis (jeweils um 10,-), wobei man sich von der Bezeichnung „Dorflagen“ nicht in die Irre führen lassen darf: Ist keine Lage, nur Marketing. Abgesehen davon: Lässige Architektur, lässige Gastgeber, lässige Atmosphäre, bei den Pittnauers vorm Haus in der Sonne sitzen, ist schon seit Jahren der immer wieder prächtige Ausklang des Pannobile-Wetttrinkens.
Der Captain hätte übrigens auch seine Freude gehabt, es gab von allen Pannobile-Bauern alle Jahrgänge bis 1997 zurück zu verkosten. Und außerdem möchte ich einen „Dies-und-das“-Thread vorschlagen, der schnell erreichbar ist, für Meldungen wie eben diese.