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Was ist eine Jahrgangs-Cuvée?

Die Schere von Herrn Scherer.
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Manchmal hast du einen Wein in der Hand, auf dem keine Jahrgangsangabe steht. Warum? Weil es sich um eine Jahrgangscuvée handelt. Der Captain erklärt diesen Begriff anhand eines köstlichen Bio-Weins aus Baden.
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Der Captain hat wieder mal einen großartigen Wein für dich entdeckt, der jedoch erklärungsbedürftig ist. Nicht weil er a) spontanvergoren (kennst du ja), unfiltriert, bio und vegan (gähn!) ist. Nein, das ganze Weinhippsterwissen hast du ja längst drauf. Sondern: Weil er eine JAHRGANGSCUVÉE ist.

Na und? Ok, ich hole aus. Unter Jahrgangscuvée versteht man den Verschnitt von Weinen aus UNTERSCHIEDLICHEN Jahrgängen. Jahrgangscuvée nennt man bisweilen aber auch sogenannte → Jahrgangschampagner, die aus verschiedenen Weinen EIN UND DESSELBEN JAHRGANGS zusammengesetzt sind. Also genau das Gegenteil.

So ist die Weinwelt. Ständig lauern Fettnäpfchen und Fallen. Und daneben steht mindestens einer, der laut plärrend mit dem Finger auf dich zeigt und schreit: Irrtum! Die Weingruppen auf Facebook sind voll solcher Weinblockwarte, hauptsächlich alternde Männer, nicht ältere Männer, denn das eine ist habituell und das andere biologisch. Kurz: An jedem gültigen Weinpostulat klebt mindestens ein halbes Dutzend Gegenbeweise wie Miesmuscheln an einem Pfahl in der Nordsee. Wie gesagt: Delikatessen für Besserwisser.

Hätten wir das Thema Jahrgangscuvée also geklärt? In Deutschland ist die Methode offiziell eher selten, in der Praxis jedoch weit verbreitet, denn gemäß Weingesetz darf man in den Wein eines bezeichneten Jahrgangs bis zu 15% Wein aus anderen Jahren mischen, ohne dass man dies deklarieren muss. Es ist eine übliche Methode im unteren Preisbereich, etwa um Überschüsse loszuwerden. Der Captain hat mal einen nicht ganz ernsthaft bebilderten Katalog der wichtigsten Begriffe aus dem Deutschen Weingesetzt zusammengestellt. Nur für Erwachsene:

Ich spreche aber von einem Jahrgangsverschnitt, der den Wein gezielt verbessert. Der badische Winzer Johner macht das schon länger, bei ihm lernte Micha Zimmer, nachdem ihm das Arbeitsamt in Berlin sagte, dass Winzer ein geeigneter Beruf sein könnte. Micha traf auf Felix Scherer und beide betreiben nun das Weingut Scherer & Zimmer, das sich → hier vorstellt. Micha udn Felix kreierten die JAHRGANGSCUVÉE Komposition Grau & Weiß, ein hinreißender Wein, den ich für dich verkostet habe.

Er stammt aus den Lesen 2017 (Weißburgunder) und 2018 (Grauburgunder). Ein Zufallstreffer der beiden Winzer, denn beide Chargen wurde getrennt spontanvergoren, im kleinen Barrique ausgebaut und nach langem Hefelager unfiltriert abgefüllt. Dann haben die beiden Winzer einfach mal zum Spaß beide Getränke gemixt – und waren begeistert. Im Glas Schimmer von poliertem Kupfer. In der Nase Malzbier, kalter Salbeitee, Apfelmus, Bauernfrühstück. Im Mund dezent-würzig nach Kräutertee mit einem Teelöffel Tannennadelsirup. Dann Birne, getrocknete Aprikosenscheibe, karamelisierte Bratkartoffel. Köstlich und frisch-oxidativ. Glockenklar, völlig trocken (0,1 Gramm Restzucker) und von einem Punkt Extraktsüße herrlich gepimpt. Großartig-eleganter Biowein.

 

Datum: 12.9.2020 (Update 15.9.2020)
 

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