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Ist das Mosel? Nein: Priorat

Erster Arbeitsgang.
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Davon kann man ruhig mehr als eine Flasche pro Abend trinken. Der Captain öffnet einen Weißwein aus dem heißen Priorat , der ihn an diesen Fluss in Deutschland erinnert.
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Hier am Schiff war schon oft von deutschen Winzern die Rede, die sich in der Ferne einen Namen machten. Einer von ihnen ist Dominik Huber. Der gebürtige Münchner ist König im Land der Glühwürmchen. So heißt nämlich die Gegend: Terra de Cuques. Dieses wundervolle Zauberland ist die Bezeichnung für einen Weinberg im Priorat.

Priorat? In das stille Weinanbaugebiet Kataloniens mit den imposanten Felsformationen des Montsantgebirges verschlägt es wenige Touristen, obwohl es nur wenige Kilometer bis zur quirligen Küste sind. Man glaubt sich hier in eine andere Zeit versetzt. Mittelalterliche Dörfer kleben an den Hängen der Berge, ganz oben immer eine weithin sichtbare Kirche. Es gibt preiswerte Pensionen mit meistens recht gutem und deftigem Essen. Dazu kommt natürlich der regionale Wein auf den Tisch. Oft sogar schon zum Frühstück. Das ist hier Tradition. In dieser Region produziert Huber seinen Wein. Und zwar auf seinem Weingut Terroir al Limit, das er einst mit dem südafrikanischen Radikalwinzer Eben Sadie gründete und inzwischen alleine bewirtschaftet.

Wie so oft in dieser Weinwelt prägt Hubers biodynamische Weine vor allem ein Element: karger Schiefer. In den Weingärten von Terroir al Limit stehen sehr alte Rebstöcke. Viele von ihnen zählen 100 Lenze und mehr. Diese alten Burschen haben wenig zu lachen, denn Huber schenkt ihnen nichts. Keine Bewässerung. Dafür aber Begrünung, damit sich die Wurzeln der Reben mit denen der Gräser um Wasser streiten und sich deshalb noch weiter in die tiefen Felsschichten bohren müssen, um nicht zu verdursten. Es erklärt sich von selbst, dass diese uralten, sehnigen Rebstöcke nur noch wenig Ertrag bringen. Der Saft aus den Trauben dieser Stöcke ist allerdings so bemerkenswert wie rar. Also darf man sich nicht wundern, wenn man für den grandiosen weißen Einstiegswein Terra de Cuques schon knapp 30 Euro bezahlen muss. Aber dieses hochwertige Genussmittel ist jeden Cent wert.

Ich hab ein Glas Terra de Cuques vor mir, schnüffle hinein, schmecke und denke an Mosel. Ist das Riesling?

Der Boden prägt diesen Wein. Er besitzt den Charakter eines Moselweins ohne Restzucker. Ja, diese Cuvée aus den Rebsorten Pedro Ximénez und Muscat versprüht tatsächlich den schiefrigen Esprit des Glühwürmchenlands. Dazu kommt, dass man die mediterrane Hitze, die man in Weinen aus dem Priorat vermuten würde, im Terra de Cuques und eigentlich in der gesamten Kollektion Hubers gar nicht wahrnimmt. Auch dafür ist der harte Überlebenskampf verantwortlich, den die Reben täglich führen. Wenn man die Kraft woanders braucht, dann kann man sie (in Gestalt von Zucker) nicht nur in die Beeren stecken. Wenn das Ergebnis so schmeckt wie dieser Wein, habe ich kein Mitleid mit den Pflanzen.

Und ich denke an Rosenblüten und Zitronen. Beide kommen hier ganz zart zum Vorschein. Dieser Wein brilliert nicht durch primäre Frucht, viel mehr erweckt er den Eindruck eines feinen, gediegenen Elixiers, das im Mund wirkt. Kein spritziger, unruhiger Zeitgenosse, doch erfrischend und belebend, mit herrlicher Säure, die in ihrer Nervigkeit provoziert und so geil macht, wie frisch gewaschene Unterwäsche von Agent Provocateur. Ein Wein, bei dem die eine Flasche zu wenig ist. Dominik Huber: Von einem guten Wein muss ein gesunder erwachsener Mann schon mal eine Flasche zum Abendessen trinken können. Bei meinen Weinen geht das und zwar bei allen.

 

Datum: 18.12.2019 (Update 21.12.2019)
 

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