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Soave: Feines als Ausnahme

Soave, Valpolicella, Venetien, Italien ... (Foto: WEIN & CO)
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Ex-Maat Mally schickt Botschaften. Per Rauchzeichen. Binär codiert. Da dauert das Entschlüsseln eine Weile. Und Mally trinkt Soave. Natürlich nicht den Massenwein,  sondern einen, der sich burgundisch gibt. Is' klar.
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Soave ist eine der unnötigsten Rebsorten der Welt. Ein Wein, den kein Mensch braucht. Haha, finde den Fehler. Ich wette die ersten Matrosen sind vor lauter Ärger über den Blödsinn im ersten Satz bereits explodiert.

Nein der Fehler war nicht die Sache mit „ein Wein den kein Mensch braucht.“ Der Fehler ist: Soave ist keine Rebsorte. Soave ist ein Weißwein. Und diesen fadesten Weißwein Italiens keltert man aus Garganega. Ein dezenter Zusatz von Sorten wie Trebbiano di Soave, Pinot Bianco (= Weißburgunder) und Chardonnay ist erlaubt, macht den Wein aber nicht unbedingt besser. Da bedarf es schon anderer Dinge. Zum Beispiel eines großartigen Winzers. Und bei genau so einem hab ich vor kurzem einen Soave getrunken, der meine Arschbacken flattern ließ.

Soave zum Frühstück? Puh …

Irgendwie finde ich es ja witzig: Tippselt man bei Wikipedia den Begriff Soave in die Suchleiste ein, gelangt man über den Umweg Soave (Stadt) früher oder später zum gleichnamigen Wein. Hier steht dann etwas weiter unten, dass der Soave ein jugendlicher Weißwein ist, denn man am besten zu Fisch oder Eierspeisen verspeisst. Stell ich mir grundsätzlich nicht schlecht vor, so einen Humpen Soave zum frühstücklichen Spiegelei am Vormittag. Spätestens nach dem letzten Schluck kann man sich sicher sein, dass auch der letzte Lebensgeist wieder zurück zu Bett gehuscht ist.

Ganz anders empfand ich das bei dem Soave von Roccolo Grassi. Okay – ganz ehrlich gesagt, ich trank ihn nicht zum Frühstück sondern zuerst zu Fisch und dann – solo. Übrigens, der Fisch war fantastisch. Eine Goldbrasse im ganzen, dazu Fenchel und Rosmarinkartoffel. Etwas Olivenöl und Fleur de Sel.

Roccolo Grassi ist eben ein besonderes Weingut. Es gehört der Familie Sartori und befindet sich dort, wo die Lagen Soaves mit dem Valpolicellagebiet eins werden. Für die Weinbereitung ist Marco Sartori verantwortlich. Ein Mann, der es perfekt versteht, das Beste aus den Böden seiner Heimat herauszuholen. In seinem überschaubaren Portfolio finden sich ein unfassbar, kräftiger und konzentrierter Amarone, ein sagenhafter Valpolicella Superiore der das Zeug dazu hat, wirklich alt zu werden, eine Essenz von einem süßen Recioto und den Soave La Broia.

Perfekt eingesetztes Holz – und lagerfähig

Dieser Soave besteht zu 100 % aus Garganega und ist das genaue Gegenteil zum klassischen Soave. Hierbei handelt es sich um keinen Wein den man sofort trinken muss. Es ist ein Wein für den 10 Jahre Flaschenreife garantiert kein Problem darstellen sollten. Ausgebaut wurde er in gebrauchten Barriques und in großen Holzfässern aus slawonischer Eiche.

Das klingt nach viel Holz. Macht aber nichts, denn wie ein guter Burgunder hat auch dieser Wein nicht ein einziges Gramm Holz zu viel bekommen. Skeptiker werden nun behaupten, dass Soave weder der aromatischste, noch der kräftigste Weißwein sei. Wie sollte der also das Holz aufnehmen können?

Nun, Sartori füllte eben einen aromatisch reifen Wein in die Flasche und verwendete zwar Holz aber eben keine neuen Fässer. That’s the fact und der Grund, warum dieser Wein so harmonisch ist. Für diese Tatsache sprechen auch die sympathischen 13 % Alkohol.

Kaum zu glauben, aber Soave!

Die tragen auch dazu bei, dass ich nach einer ganzen Flasche dieses Weins noch immer schreiben kann. Irgendwie glaub ich noch immer nicht, dass vor mir ein Soave steht. Inzwischen habe ich den Soave in ein Burgunderglas umgesiedelt und hier macht er es sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr gemütlich. Wahnsinn!

Ich inhaliere den zarten Duft dieses Weins, der mich so herrlich an die Marillenmarmelade erinnert, die ich im Sommer gekocht hatte. Auf den ersten Schluck folgt ein zarter Anflug von salziger Mineralik. Sie zeigt sich kurz um später, und da besonders, am Gaumen zu beweisen wie fest ihre Titten sind. Am Gaumen spürt man den kräftigen Saft übrigens sehr lang und das ohne irgendeiner übertriebenen Konzentration.

Kaum burgundisch oder doch?

Bei all der Euphorie muss man abschließend betonen, dass diesem Wein das Genie eines Burgunders fehlt. Aber ich glaube auch nicht, dass er das sein will. Er ist authentisch und diese Authentizität steht ihm ganz gut in die Fresse geschrieben. Holz gibt es nicht nur in Frankreich und der Ausbau darin ist so alt wie der Wein selbst.

Dieser Tatsache sollte man sich endlich auch in Österreich bewusst sein und nicht glauben, dass man aus einem Grünen Veltliner mit einem entsprechenden Barriqueausbau einen Bâtard Montrachet keltern kann und unsere Freunde aus Deutschland mögen nicht so dumm sein und Ähnliches mit dem Silvaner probieren.

  • Roccolo Grassi Soave „La Broia“ 2009 (13% vol.) erhältlich für 14,99 Euro.
 

Datum: 14.12.2011 (Update 25.11.2014)
 

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