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Sekt: Was ist der Unterschied zw. trocken und brut?

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Ein trockener Moselsekt zeigt uns, was "trocken" heißen kann - wunderbare, feine Süßlichkeit. So schmeckt der perfekte Digestif.
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Die Weinwelt ist manchmal zum Verzweifeln. Es gibt Regeln. Aber mindestens genauso viele Ausnahmen. Und es gibt allgemeingültige Wahrheiten, die im Handumdrehen widerlegt werden. Und dann gibt es noch eine babylonische Begriffsverwirrung. Zum Beispiel die Bezeichnung „trocken“.

Trocken bedeutet bei normalem Wein (Stillwein) einen Restzuckergehalt (Fruchtzucker, der nach dem Ende der Gärung übrig bleibt) von maximal 4 Gramm pro Liter. Diese Menge darf auf 9 Gramm pro Liter steigen, falls die Gesamtsäure höchstens 2 Gramm pro Liter niedriger ist als der Gehalt an Restzucker. Damit kann kein normaler Weintrinker etwas anfangen.

Trockener Wein schmeckt selten süßlich. Die Betonung liegt auf SELTEN. Denn es gibt unzählige Ausnahmen im roten wie im weißen Bereich. Kommen wir zum Thema Sekt.

Trockener Sekt ist in der Regel süßer als trockener Wein. Trockener Sekt darf auch ein Vielfaches an Zucker enthalten als Stillwein – zwischen 17 und 35 Gramm pro Liter! Dieser Zucker kommt in der Regel nicht aus den verwendeten Stillweinen sondern wird in Gestalt der sogenannten Dosage zugeführt.

Das hat folgende Ursachen: Die Blasen (Perlage) machen, dass der Sekt trockener schmeckt als er ist. Und die niedrige Trinktemperatur auch.

Deshalb gilt für Schaumweine in der EU folgender Weinsprech:

  • Brut Nature (Brut Zéro, Brut de Brut, Brut Sauvage, Brut Intégral, Ultra Brut, Pas Dosé, Dosage Zero, Bruto Natural, Naturherb): unter 3 Gramm Zucker pro Liter. Hier wird dem fertigen Schaumwein kein oder nur ganz wenig Dosagezucker zugefügt. Zero-Brut-Sekt schmeckt beim ersten Schluck oft wie der Biss in eine Zitrone. Aber schon beim zweiten Schluck bemerkt man feine Nuancen, weil kein Zucker die Wahrnehmung verklebt. Dafür muss der Sektmacher ein Meister sein, denn kleine Fehler in so einem Schaumwein werden gnadenlos aufgedeckt. Ein guter Sekt ohne zugesetzte Süße kann ein wunderbares Trinkerlebnis sein.
  • Extra Brut (Extra Herb): unter 6 Gramm Zucker pro Liter. Hier ist der Zucker meist noch gar nicht bemerkbar. Der Schaumwein schmeckt trocken, wirkt aber in der Regel etwas weicher und zugänglicher als ein Zero-Brut-Sekt.
  • Brut (Bruto, Herb): unter 15 Gramm pro Liter – der Standard für trockenen Schaumwein. Ein typischer Sekt schmeckt so. Meistens sehr frisch, jedoch weich und zugänglich.
  • Extra Dry (Très Sec, Extra Secco, Extra Seco, Extra Trocken): 12 bis 20 Gramm pro Liter – überschneidet sich mit dem Brut und kann daher auch herber als dieser sein. In der Regel ist hier bereits die Süße zu spüren. Wenn der Sektmacher gut ist, kann so ein Sekt ein zartes und angenehmes Erlebnis sein.
  • Sec (Secco, Seco, Dry, Trocken): zwischen 17 bis 35 Gramm pro Liter. Tja, hier hat die Bezeichnung Trocken gar nichts mehr damit zu tun, was Weinfreunde üblicherweise unter trocken verstehen. Der Schäumer schmeckt deutlich süß. Das macht Spaß, wenn gleichzeitig ausreichend Spannung erzeugende Säure vorhanden ist. Kommt allerdings nur bei hochwertigen Sekten fernab der Supermarkt-Regale vor.
  • Demi-Sec (Semisecco, Abbocato, Semi Seco, Medium Dry, Halbtrocken): zwischen 33 bis 50 Gramm pro Liter. Der Begriff halbtrocken führt in die Irre, denn hier ist gar nichts mehr trocken, auch nicht halb. Schaumweine mit dieser Menge Zucker werden gerne für Cocktails verwendet und schmecken pur besser, wenn man sie eiskalt genießt bzw. Eiswürfel ins Glas gibt.
  • Doux (Dolce, Dulce, Sweet, Süß): mehr als 50 Gramm pro Liter. Solche Sekte findet man bei uns kaum noch. Im 19. Jahrhundert waren diese süßen Schäumer Standard und ein Exportschlager vor allem ins russische Reich.

Bollinger oder Bollongschee?

Puh, darauf muss man einen trinken. Und zwar den Riesling-Sekt Trocken vom Mosel-Weingut Mathy-Schanz. Trocken heißt hier keinesfalls trocken (siehe oben), sondern deutlich süß. Damit so ein Sekt Freude macht, muss sein Hersteller echt was können. In der Nase fleischige Aprikose, reifer Pfirsich, etwas Brioche von der Hefe beim Vergären. Sehr ausdrucksstark, der vorhandene Zucker steigert offenbar die Frucht, die sich in der Nase deutlich bemerkbar macht. Im Mund fein-süßlich, sehr cremige Perlage und weiches Pfirsichsahnejoghurt. Der schmeckt sehr aromatisch und hat eine ordentliche Säure. Und gleichzeitig viel Süßlichkeit, die sich wunderbar anschmiegt.

Köstlich, so soll es sein: Ein volles Rohr Süßlichkeit. An so etwas trauen sich die deutschen Weintrinker gar nicht mehr ran, weil man es ihnen jahrzehntelang als rückständig ausgeredet hat. Nur die hippe, junge Gourmetszene freundet sich wieder damit an. Für die ist so ein feiner, süßlicher Sekt nicht sofort das Omagetränk schlechthin. Aber diesen Sekt würde ich eher NACH dem Essen trinken, nicht davor. Der ist mehr Digestif als Aperitif.

Und was soll man dazu essen? Blätterteig-Gebäck, aber nicht zu süß. Zum Beispiel Schweineohren. Oder ein Zitronensorbet.

 

Datum: 29.12.2019 (Update 20.8.2022)
 

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