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Schloßgartenhof: die Spargelwinzer

Britta und Maik Dörrschuck
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Der Captain ließ sich zum Probieren eines Marketingweins überreden. Glück für die Leser, denn es ist ein gelungener Allrounder für Spargelgerichte mit allen möglichen Beilagen.
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Am 24. Juni endet die Spargelsaison: Johannistag. Man nennt dieses Datum „Spargelsilvester“. Der 24. Juni markiert die Geburt Johannes des Täufers. Er ist Namensgeber für diesen Tag.

Die in der Nacht vom 23. zum 24. Juni angezündeten Johannisfeuer sollen dem Volksglauben nach Krankheiten fernhalten, das Vieh beschützen und Dämonen vertreiben.

Für die Landwirtschaft ist der 24. Juni ein Lostag. Seine besondere Bedeutung liegt in der Wettervorhersage für die kommenden Wochen. Daran gebunden sind Aussaat und Ernte. Und an eben diesem Tag ist das offizielle Ende der Spargelernte. Das große Stechen ist vorbei und die Spargelpflanzen haben die Chance, sich auf die nächste Saison vorzubereiten.

Darum wird am 24. Juni Spargelsilvester gefeiert. Das alles wusste der Captain bis vor wenigen Tagen NICHT. Dank Weinvermarkter Stefan Kolb vom Weingut Schlossgartenhof ist das jetzt anders. Es wird höchste Zeit, dass der Newsletter des Captain als öffentlich-rechtliches Bildungsprogramm anerkannt wird und mindestens 1 Million pro Jahr aus dem 8-Milliarden-Euro-Budget erhält, das den Bürgern auf Geheiß der Parteischranzen im Staatsfilz aus den Taschen gezogen wird.

Warum erzählte Kolb dem Captain all das? Weil er Reklame für seinen Wein Spargeltarzan machen wollte. Gähn!

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Marketingweine sind dem Captain generell ein Graus, denn in der Regel lauert hinter dem Brimborium stets dasselbe: belangloser Wein. Aber weil der Captain ein weiches Herz hat, gewährte er Kolb gnädig ein bisschen Aufmerksamkeit und ließ sich hinreißen, den Spargeltarzan zu verkosten.

Und siehe da, der Spargeltarzan Weißweincuvée trocken vom Schlossgartenhof von Maik und Britta Dörrschuck ist RICHTIG guter Wein.

Das hat der Captain nicht so erwartet. Stefan Kolb ist der Bruder von Britta und wurde sozusagen vom Weingut mitgeheiratet. Stefan Kolb: An diesem Wein haben wir jahrelang herumgetüftelt. Es sollte einer sein, der zwischen halbtrocken und trocken Spaß macht.

Zunächst experimentierte man mit einem Mix aus Sauvignon Blanc und Scheurebe, aber das passte irgendwie nicht. Das erdige Element fehlte. Das liefert nun der Weißburgunder von Muschelkalk-Böden. Kolb: Der steht nun gegen die Frucht des Sauvignon Blanc und die gewünschte Spannung ist da.

Damit der Wein an Substanz gewinnt, gönnt man sich beim Sauvignon Blanc eine ausgiebig lange Maischestandzeit. Offiziell ist der Spargeltarzan eine Cuvée aus Sauvignon Blanc und Weißburgunder. Aber in Wahrheit schwimmen da auch noch etwas Müller-Thurgau und Riesling drin, um Spritzigkeit einzuimpfen.

So sieht es übrigens im Schloßgartenhof der Dörrschucks aus:

Die Operation ist gelungen, findet der Captain. Der Spargeltarzan mit dem kuriosen Etikett ist ausgesprochen stoffiger Wein, der mit differenzierten Aromen auftrumpft: Im Glas mittleres Gelb. In der Nase Kamillenblüte, Mandarine, weißer Apfel und der Duft von Akazienhonig. Im Mund straff-würzig, sehr pflanzlich und irre saftig. Ich schmecke Apfelkompott mit ganzen Stücken und Zitronenzeste sowie Gewürznelke, und spüre zart-cremige Textur, die wohl vom Restzucker herrührt. Am Gaumen feine Bitternoten, die sogar ein bisschen Eleganz herbeizaubern und den Wein zum universal einsetzbaren Essensbegleiter machen.

Mit seinen 30 Hektar Rebland im rheinhessischen Saulheim (12 Kilometer südlich von Mainz) gehört der Schlossgartenhof zu den mittelgroßen Playern im Anbaugebiet. Kolb ist der Marketingkopf des Unternehmens. Er sagt: Wenn man kein Premium-Weingut ist und trotzdem im Markt mitmischen will, muss man sich auf Nischen konzentrieren. Das tut Kolb mit Winzerglühwein („Oma Trude“) und Federweißer. Beide Getränketypen sind in der Regel Massenware, die von riesigen Anbietern in grauenhafter Qualität hergestellt wird und sich trotzdem gut verkauft. Kolb sagt: Um dagegen zu bestehen, muss man Top-Qualität liefern.

Eigentlich passt der Niedrigpreis von knapp 7 Euro gar nicht zum Spargeltarzan. Warum ist dieser Wein so billig, Stefan? Weil wir gegen die andern Spargelweine in den Supermärkten ankämpfen und den Leuten zeigen wollen, was richtig guter Spargelwein ist, sagt Kolb. Und was sagt der Captain? Mahlzeit!

 

Datum: 20.6.2021
 

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