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Tatort: ein kleiner, charmanter Weinladen. Das Duell: deutsche Spätburgunder gegen französische Pinot Noirs. Die Weine: neunzehn Spitzen-Pinots, dekantiert und adäquat gekühlt. Die Schiedsrichter: sechzehn durstige Weinfreunde, der Anwaltsmaat mitten unter ihnen.
Die Duellanten wirken etwas ungleich. Hier die Franzosen: galant, gebildet, austrainiert, konservativ und weltoffen; von tadellosem Ruf und eindrucksvolle Erscheinungen. Dort die Teutonen: heimatverbunden, freundlich, solide, provinziell, aber hoffnungsvoll, der Schwarm aller Schwiegermütter. Ein einseitiges Duell, sollte man meinen. Doch Justitia ist blind – es wird verdeckt serviert.
Klar ist: dieses Duell kann nur eine Momentaufnahme darstellen, die viel mit der jeweiligen Tagesform der Weine zu tun hat. Das nimmt aber nichts von der Spannung.
Erst mal das Vorurteil. Deutscher Spätburgunder schmeckt oft süßlich mit Frucht nach Erdbeermarmelade und Hagebuttenmus. Mollig, weich und fruchtbetont, säure- und tanninarm, früh trinkreif, nicht übermäßig raffiniert und subtil, dafür aber gern mal süßlich und/oder übermäßig großzügig im Holzeinsatz. Ein Gruß von der deutschen Eiche.
Wie schmeckt der Franzmann?
Burgundischer Pinot hingegen schmeckt raffiniert und subtil, hat zarte Anklänge an Himbeeren oder Sauerkirschen, ist in der Jugend oft säurebetont, kitschfrei und mit subtilem Holzeinsatz unterlegt. Sperrig, gelegentlich auch grob, aber in der Spitze mit Potenzial für Jahrzehnte.
Doch nun zu den Gläsern. Ich blicke in zufriedene Gesichter. Ob zuerst alle Franzosen kommen? Und dann die Deutschen? Jedenfalls ist da nix mit Hagebutte oder reichlich Holz. Raffinierte Weine, sehr hochwertig, allesamt Franzosen, da ist man sich einig. Na endlich. Da ist auch der erste Deutsche. Da ist sie, die Erdbeermarmelade, da schmeckt man Kakao, Kümmel, Mineralität. Ohne Zweifel deutsch. Und verdammt lecker.
Etwa alles Franzmänner?
Nach der Halbzeit scheinbar nur noch französische Burgunder. Und es wird und wird nicht deutscher, sondern besser. Da strahlt die Sonne. Zunächst Kirschen und dunkle Beeren, fleischig, und doch fein, unterlegt von Kümmel und reichlich Kalk. Fantastisch.
Ein anderer Wein. Dichte Frucht nach allerlei Kirschen und Holunderbeeren, subtil unterlegt von feinster Bitterschokolade, raffiniert und fein, mit perfekter Säure, feinkörnigen Tanninen und einem immens langen kalkmineralischen Nachhall. Ein Raunen geht durch die Runde. Ehre, wem Ehre gebührt – so etwas können die Deutschen einfach nicht. Gerüchte von Chambertin machen die Runde.
Und jetzt gar keine Teutonen? Aber ja, zum Beispiel dieser hier: saftig, wieder viel Kakao, viel Erdbeere und reichlich Holz, vollmundig, kein Kalk. Vermutlich ein Klassewein von der Ahr. Wirklich sehr schön, aber nicht auf dem Niveau der beiden Sonnenkönige.
Am Ende des Duells war irgendetwas faul. Waren die Deutschen nur als Piraten in eine reine Franzosenprobe hineingeschmuggelt worden?
Alles falsch. Und alles eine Bestätigung unserer Vorurteile. Denn die beiden vorher beschriebenen und besten Weine der Probe stammen von den deutschen Winzern Friedrich Becker und Bernhard Huber. Gegen ihre wirklich großen 2008er Große Gewächse aus dem Schweigener Sonnenberg und dem Hecklinger Schlossberg hatten die renommierten und mindestens doppelt so teuren französischen Grand Crus – wie etwa der 2009er Latricières-Chambertin von Trapet und der 2007er Clos de la Roche von Lucien Le Moine – echt keine Chance.
Franzmann nicht in Form
Klar, werden jetzt manche sagen, das sind ja auch keine Weine von der Domaine Romaneé Conti oder von Armand Rousseau. Doch Auswechselspieler – Weine von der Ersatzbank – sind es auch keine. Und was ist mit den vermeintlich deutschen Burgundern, die man zuvor so deutlich als deutsch herausschmecken konnte?
Ja, der erste ist auch einer. Ein hervorragender Rheingauer vom Weingut Chat Sauvage. Aber der zweite ist ein Corton-Renardes Grand Cru – da war nix mit Ahr. Die Auswertung der Verkostung ergibt ein glattes Unentschieden. Wobei zu erwähnen bleibt, dass die deutschen Weine um mindestens ein Drittel günstiger sind.
Unterschätzet mir die Deutschen nicht
Und die Moral von der Geschicht? Unterschätzet mir die Deutschen nicht! Becker und Huber haben ein Niveau erreicht, das längst über das Niveau französischer Premier Crus hinausgeht. Und in ihrer Preiskategorie, ja vielleicht sogar deutlich darüber hinaus, werden sich im Burgund kaum Weine auf diesem Niveau finden lassen. Aventage L´Allemagne – Vorteil Deutschland!
Und die alten Klischees von den Eichenwäldern Germaniens und der burgundischen Finesse? Mögen sich sicher hier und dort noch bewahrheiten. Die ganze Wahrheit sind sie längst nicht mehr.
Die besten Weine der Probe:
- Hecklinger Schlossberg Grosses Gewächs 2008 von Weingut Bernhard Huber für 58,50 Euro.
- Schweigener Sonnenberg „Sankt Paul“ Grosses Gewächs 2008 von Weingut Friedrich Becker für 55,00 Euro.
- Assmannshäuser Frankenthal Erstes Gewächs 2009 von Weingut Chat Sauvage für 42,00 Euro.
- Grand Cru Corton-Renardes 2006 von Maillard Père & Fils für 49,90 Euro.
Hier eine Blindprobe, vor einer Woche am Zürichsee. Hat unglaublich Spass gemacht…
18,7: Yamhill Cuvée 2009, Domaine Serene, Willamette Valley
18,1: Corton-Bressandes 2007, Tollot-Beaut, Côtes de Beaune
18: Schöpfiwingert 2006, Georg Fromm, Bündner Herrschaft GR
17,6: «En Grands Champs» 2006, Alphonse Mellot, Sancerre
17,5: «Ganztraubengärung» 2010, Markus Ruch, Hallau SH
Clayvin Vineyard 2008, Fromm Winery, Marlborough
17,3: Schlatter «SW» 2007, Martin Wassmer, Baden
Pinot Noir 2010, Paul Achs, Burgenland
Grosses Gewächs 2009, Jan Stodden, Ahr
17,1: Weisses Kreuz 2009, J. Heinrich, Burgenland
16,9: Collection Privé 2009, Maison du Moulin, Lavaux VD
16,6: Laurène 2008, Domaine Drouhin, Dundee Hills
Okay. Ihr trinkt die Sachen aber auch (teilweise skandalös) jung. Ich liebe hochwertigen Spätburgunder, aber eine ähnliche Probe sollte mal mit gereiften Weinen unternommen werden.
Habt Ihr eigentlich schon mal bei den Winzern nachgefragt auf was für Böden Ihre Weinberge stehen?
Ist doch schön wenn man bei einen Wein aus Deutschland, welcher eine ähnliche Bodenstruktur wie im Burgund besitzt, auf einem französischen Wein tippt.
Das nächste Mal würde ich den Verkostern vorschlagen nicht nach Länder sondern nach Bodenart zu tippen.
Da kann man sich als Winzer noch so stark im Weinberg und Keller anstrengen wie man will… Aus einem Vulkanwein wird niemals ein Kalkwein…
Aber in den globalen Zeiten der absolutistischen Meinung zählt nur der Boden und sonst gar nix!
Wer also seine Weinberge nicht auf Kalk oder Muschelkalkboden gepflanzt hat in Eurer Verkostung nicht euren Erwartungen entsprochen.
Ich geh jetzt mal meine Reben roden und lasse erst mal ein paar Meter Kalk auf die Weinberge werfen.
Oder Ihr lernt die Weine im Hinblick auf die Bodenart zu verkosten und zu bewerten.
Wobei Beckers „Sankt Paul“ auch wieder ein Franzose ist. Bitte nehmen wir es genau. http://weinlagen-info.de/#lage_id=1566
Der Siegerwein vom Zürichsee, Yamhill Cuvée, Domaine Serene, Oregon wächst, oh je, auf Vulkanböden, genannt Jory soil aber das wussten Sie ja schon vorher…
In Australien hat man 12 Winzern, jeder einen Wein machen lassen, die Trauben stammten alle aus der exakt gleichen Lage. Was meinen sie ist dabei rausgekommen? 12 mal der gleiche Wein? Mit der gleichen Mineralik? Genau das Gegenteil ist eingetreten, es kamen 12 völlig unterschiedliche Weine hervor. Die verwendete Sorte war Riesling.
Oder glauben Sie wirklich, Sie könnten zum Beispiel 30 verschiedene Chambertins aus dem gleichen Jahr von 30 Produzenten, blind der gleichen Lage zuordnen?
Der Winzer hat mindestens so viel Einfluss auf den Wein wie der Boden auf dem die Reben wachsen, ich behaupte in den meisten Fällen auf dieser Welt hat der Weinmacher, Winzer usw. bedeutend mehr Einfluss.
Hecklinger Schlossberg: http://weinlagen-info.de/#lage_id=3370
Frankenthal: http://weinlagen-info.de/#lage_id=1034
Corton Renadres http://weinlagen-info.de/#lage_id=3548
Und die Klone?
Man hätte bei den deutschen auch noch andere Weine nehmen, können August Kesseler 2009 oder 2007 Ass. Höllenberg oder Rüdesheimer Schlossberg oder auch Markus Molitor 2006 Graacher Himmelreich *** müssen sich hinter keinem Franzosen verstecken !. Ganz im Gegenteil sogar !
hier traut sich ausgerechnet jener herr johner schreiben, der deutschlands teuersten spätburgunder abfüllt. hunder euro, das ist eine provokation!!!! schämen sie sich!
D´accord. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das Ergebnis bei einer Vergleichsprobe mit gereiften Flaschen so ausgefallen wäre. Die Deutschen haben in den letzten beiden Jahrzehnten einen großen Sprung nach vorne gemacht. Ich glaube nicht, dass die Burgunder da auch so dynamisch waren. Es wäre aber sicherlich interessant, die Probe mit den gleichen Weinen in 10-15 Jahren zu wiederholen.
Danke, Charlie, für die Links. Becker und Huber verwenden mW ein Klongemisch mit burgundischer und alter, heimischer Genetik.
@Johner
Es ist mit völlig egal, auf welchem Boden Ihre Reben stehen. Überzeugen muss mich der Wein im Glas.
Ihre überhebliche Art können Sie sich auch sparen. Langweilt.
Was ist das Problem? It´s Marktwirtschaft. Ist doch cool, wenn er so viel Kohle für seinen Wein bekommt.
Grundsätzlich duelliere ich mich nicht mit Anonyme Kommentatoren.
Wie man sieht passe ich mich nur der provokanten Art von Captain Cork an… Übrigens macht das extrem viel Spaß…
Weitere provokante Frage… Sind die „sechzehn durstige Weinfreunde überhaupt in der Lage sich als Juror zu outen?“
Es geht hier um eine Grundsatzfrage. Ich persönlich steh voll hinter einem Verkoster oder einer Verkostergruppe, bei dem die echten Namen der Verkoster stehen. Gerade die Bloggerszene zeigt hier viele kompetente Verkoster, die ich persönlich sehr bewundere und schätze selbstverständlich neben den etablierten Weinjournalisten, Sommeliers, Weinfachverkäufer usw.
Übrigens meine Lobeshyme in puncto Kalk betraf diese Aussage: “ Da strahlt die Sonne. Zunächst Kirschen und dunkle Beeren, fleischig, und doch fein, unterlegt von Kümmel und reichlich Kalk. Fantastisch.“
Lieber Pierbattista,
es freut mich dass ein Vulkanwein jene Probe gewann. (Dann lasse ich lieber Mal die Reben stehen…)
Ich denke, dass vieles von der Auswahl der Verkoster abhängt.
Becker macht laut GM seit zig Jahren den besten Deutschen Pinot Noir. Ich mag auch Kalk deshalb versteh ich das auch. Beim Vinum Rotweinpreis gewinnt immer jemand Anderes. Ebenso beim Spätburgunder Preis um die Assmanshäuser Krone. Ich bin für Vielfalt und unterschiedliche Charakteren. Selbstverständlich spielt hier die Vinifikation genauso eine Rolle wie die Grundfrucht, aus der die Trauben stammen.
Gerade deshalb möchte ich einen eigenen Stil im Unterschied zu meinen unmittelbaren Kollegen machen. Damit der Potentielle Kunde einfach eine größere Auswahl erhält…
Und doch zieht sich irgendwie z.B. ein gemeinsamer Faden durch die Spitzen Pinots aus der Lage Oberrotweiler Eichberg. Egal ob von Salwey, Keller, Gleichenstein oder von uns.
Aber ich betone es hier noch einmal… Die Verkoster bei dieser Verkostung lieben „Kalk“ !!!
😉
Kleines Schmankerls am Rande. Hatte im März zur Grands Jours de Bourgogne beim Abschlussessen auf dem Weingut unseres Winzers Michel Martin auch ein paar deutsche Pinots auf den Tisch gestellt. Beim 2005er Hecklinger Schloßberg von Huber gabs ein wohlwollendes Nicken unseres Winzers und den übersetzten Satz: “ da versteht einer sein Handwerk“
Hallo Patrick
also erst einmal habe ich hier in erster Linie meine persönlichen Eindrücke und Wertungen wiedergegeben. Ich sehe daher keinen Anlass dazu, die anderen Probenteilnehmer zu „outen“. Du darst dich also gerne an mir abarbeiten! 😉
Zum zweiten: Ja, ich halte Kalk und Pinot für eine geeignete Kombination. Zumal dann, wenn die Weine so schmecken wie die beiden Siegerweine. Mir gefiel aber auch der Corton-Renardes, obwohl ich dort keine Kalkmineralität feststellen konnte, und der Assmannshäuser schmeckte mir sowieso, obwohl der Frankenthal mW keine Kalklage ist. Und jetzt?
Das Thema war doch, inwieweit deutsche Spitzenpinots mit ihren Pendants aus dem Bourgogne mithalten können. Auf welchen Böden diese dann jeweils gewachsen sind, ist doch egal, solange das Ergebnis überzeugt. Dabei darf ein Eichberg gerne auch anders als ein Chambertin schmecken, Hauptsache, er schmeckt so gut. Und wenn er das nicht tut, dann willst du ja auch nichts lesen wie „Ja, der kann auch nicht so gut sein. Der ist ja nicht auf Kalk gewachsen.“ Oder alternativ: „Ja, für einen auf Vulkanverwitterungsböden gewachsenen Wein war er ganz ok.“
Von daher ist mir nicht ganz klar, wieso wir lernen sollen, die Weine im Hinblick auf ihre Bodenart zu verkosten und zu bewerten.
Irrtum, Deutschlands teuerster Spätburgunder ist immer noch der „Hommage“ von Friedrich Becker mit einem Preis von rund 150 Euro. Aber auch der Wildenstein R von Huber kostet inzwischen läppische 120 Euro.
Lieber Patrick
klar, das mit der Gemeinsamkeit kann ich sehr gut nachvollziehen, doch ist es nicht so, dass dies nur in sehr ausgewählten Lagen dieser Welt vorkommt? Und diese meist kleinen Lagen, sich nicht nur durch den Boden, sondern, durch das vorhandene Mikroklima, Boden und Arbeit des Winzers hervortun?
Die besten Pinot Noirs der Schweiz, stammen meistens nicht von Kalkböden, obwohl es im Klettgau (SH) eine dicke Schicht reiner Muschelkalk gibt, hat es nur wenige Vertreter die den Weinen aus der Herrschaft (GR) oder einem Pinot aus Eglisau (ZH) vom Weingut Pircher das Wasser reichen können. Deren Böden bestehen aus sandigen Lehm (Eglisau) oder Lehm mit Schotter und Mergel in der Herrschaft (GR).
Auch im Burgund ist der Boden sehr unterschiedlich, vom reinem, bis an die Oberschicht reichenden Kalk in Puligny, bis zu einem dicken Oberboden aus dunklem Lehm in Vosne und weiter nördlich, Lehm stark vermischt mit grossen Kalkbrocken in Mory und Gevrey.
Hallo Stefan,
vielen Dank für deine aufklärenden Worte.
Meine gesamte Argumentation bezieht sich auf den Artikel und die darin beschriebene Assoziation…
„… langen kalkmineralischen Nachhall. … so etwas können die Deutschen einfach nicht. “
Und dann auf einmal ist es doch ein Deutscher !
Und warum wohl?
Weil er auf einem Vulkanboden gewachsen ist?
Ich fasse einmal den Artikel zusammen:
Super Pinot schmeckt nach Kalk -> ist wohl ein Burgunder -> ne ist doch kein Burgunder -> Becker und Huber haben die Probe gewonnen.
Aber im Artikel steht nicht dass deren Reben ebenfalls auf Kalk stehen.
Und dann geht es um die Moral der Geschicht… Echt schön dass Becker und Huber ein Niveau erreicht haben, das längst über das Niveau französischer Premier Crus hinausgeht…. Und sonst hat kein anderer Deutscher Spitzenpinot Produzenten dieses Niveau erreicht?
Wie denn auch … der Kalk fehlt!
Ich finde den Artikel sehr unterhaltsam geschrieben und wollte einfach provozierend ein wenig das Drumherum aufzeigen….
Und auch deine Affinität zu Kalk 😉
Ich mag ebenfalls Kalk… bin allerdings wie Pierbattista aufgeschlossener gegenüber anderen Bodenarten.
Die Verkostung fand bereits im Februar statt. Ich weiß das zufällig, weil ich sie organisiert habe. Hier der Link:
http://weinfreaks.de/verkostungen/pinot-noir-laenderkampf
Bester französicher Burgunder war übrigens der 2009er Latricières-Chambertin Grand Cru von Trapet.
Den Vorwurf, dass die meisten Weine noch „skandalös jung“ waren, kann ich gut nachvollziehen. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass eine solch hochklassige Gegenüberstellung, wie wir sie in Düsseldorf hatten, mit deutschen Vertretern noch vor einigen Jahren in dieser Form nicht möglich gewesen wäre, hat doch seit dem Jahrgang 2007 ein deutlicher Umbruch in der deutschen Pinot-Szene stattgefunden. Weingüter wie Becker oder Huber machen zwar nicht erst seit gestern ausgezeichnete Spätburgunder, aber auch sie haben in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich zugelegt.
Bei der Auswahl der deutschen Weine musste ich mich auf neun Vertreter (es waren übrigens nicht 19, sondern 18 Weine, die in die Wertung eingingen, hinzu kamen ein „Eintrinkwein“ von Jean Stodden [der sich mehr als beachtlich geschlagen hat!] und zwei Piraten) beschränken. Ich bin jedoch überzeugt, dass das Rennen bei einer anderen Auswahl ähnlich ausgegangen wäre. August Kesseler und Markus Molitor hätten zweifellos auch vorne mitgemischt, da gebe ich meinem Vorredner Recht.
Das Thema Kalk würde ich nicht zu hoch hängen. Bei unserem letzten Vergleich „Pinot noir spricht Deutsch“ waren es ausgerechnet zwei Vertreter vom Schieferboden, die alles andere Weine ein wenig in den Schatten gestellt haben – und da waren wirklich sämtliche Kaliber am Start:
http://weinfreaks.de/verkostungen/pinot-noir-spricht-deutsch-1
http://weinfreaks.de/verkostungen/pinot-noir-spricht-deutsch-2
Und wenn ich an Fürsts 2009er Klingenberger Schlossberg „R“ denke, hatten wir einen ganz außergewöhnlichen Wein am Start, den ich persönlich ebenfalls in der Spitzengruppe, noch vor Trapet, gesehen habe. Die Trauben sind übrigens auf Buntsandstein gewachsen.
Die Formel „Pinot = Kalk“ geht einfach nicht auf. Schon gar nicht, nur weil im Burgund der Kalk dominiert. Die Jungs drüben in Frankreich können sich ihre Böden nicht aussehen.
Sonst hätten sie sich vielleicht für Schiefer, Buntsandstein oder für etwas ganz anderes entschieden. 😉
Kleiner Tipp zum sensorischen Unterscheiden der Pinot Noirs und Spätburgunder:
D: ca. 2-4g/l Restzucker, weichere Säure, etwas mehr Holz, etv. etwas mehr Alkohol und BSA
F: ca. 1g RZ (generell durchgegoren), mehr Säure(gerade in der Jugend deutlich), älteres Holz, und oft wenig Lust, Fässer zu putzen und zu konservieren (dezenter Fasston)
War auch dabei, passte fast immer außer bei Grenzfällen aus Baden.