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Abfüller! Das ist nicht immer ein Schimpfwort. Das klingt nach Kellerei, damit will ein ehrbarer Winzer nichts zu tun haben. Erzeugerabfüllung, Gutsabfüllung: Das ist Trumpf, das gilt als ehrbar. Mein Wingert, meine Reben, mein Keller, mein Wein. Auch wenn die Hälfte der Bank gehört – Hauptsache der Wein entstammt dem eigenem Lesegut.
Ist das wirklich wichtig? Und was hat das mit einigen der spannendsten Weine zu tun, die momentan am Markt zu haben sind? Viel, denn Stefan Dorst ist so ein „Abfüller“. Ein guter Abfüller. Einer derjenigen, die erkannt haben, dass man großen und spannenden Wein machen kann, auch wenn man keinen Flecken Land besitzt. Eine Idee vom Wein haben, gute Leute mit gutem Weinberg suchen und einfach einen guten Wein machen. Und wenn es nur für ein Jahr ist. Und dann nimmermehr.
Projekte mit Zukunft
Diese Tradition gibt es im Burgund. Dort heißen solche Firmen „Négociant » und sie werden geachtet. In Deutschland gab es diese Tradition früher auch einmal. Bis die Strukturen hierfür zerstört wurden. Aber wenn ich die Weine von Stefan Dorst trinke, dann denke ich, dass solche Projekte eine große Zukunft haben. Wenn man sie akzeptiert. Dorst ist Weinberater. Er berät bekannte Häuser, sein Motor ist die Neugierde. „Dorst & Consorten“ ist der Name seines Projektes. Dorst sagt, es sei „ein Projekt für fortgeschrittene Genießer“. Die Weine sind gut, die Weine versteht jeder. Und das ist ein Kompliment.
Ein Silvaner aus der Südpfalz
Zum Einstieg kommt Dorst mit einem vermeintlich einfachen Silvaner. Der Wein stammt aus der Zusammenarbeit mit Michael Naab (u.a. Le Trois Tomates im Languedoc) und ist ein echter Hammer. Die Weinstöcke stehen in der Südpfalz. Auf einem 40 Jahre alten Weinberg mit Kalkmergelboden. Dorst stößt dort in eine Lücke, denn leider widmet sich kaum ein Weingut in Südpfalz noch dem Silvaner. Die Rebe bekommt nicht jene Beachtung, die ihr zusteht. Dorst und Naab beweisen das.
Dorsts Silvaner ist ein würziger, saftiger und verhalten cremiger Wein, der von seiner Mineralität lebt und zuerst nur eine schüchterne Aprikosenfrucht zeigt. Der Wein ist eine Einladung und ein ungeheuer seriöser Trinkspaß.
Mit Fritz Croissant (ja, der heißt wirklich so) hat sich Dorst einen Öko-Pionier aus der Pfalz mit ins Boot geholt. Dorsts Riesling „Confidential“ entstammt dieser Kooperation und ist ein Wein von gigantischem Format. Ein Dialog von Barock und Bauhaus, ein fülliger Saft mit den Aromen reifer Trauben und Steinobst, der elegant und kühl über die Zunge gleitet und dort eine salzige Spur hinterlässt. Trotz der relativ geringen 12 % Alkohol bleibt der Confidental ein kompakter, fester Wein, selbstredend spontanvergoren und im großen Holzfass gereift. Von den Bundsandsteinböden der Mittelhaardt. Ein großer Wurf.
Cremig, würzig, nobel, stilsicher
Mit dem Sekt „Blanc de Noir“ haben Dorst und Naab ein richtig stilsicheres Getränk abgefüllt, ein leicht cremiger und würzig nobler Sekt, der (und das soll er wohl auch) an die Champagne erinnert. Der Grundwein – die Sorten gibt Dorst nicht bekannt – stammt aus dem Jahr 2008 und wurde auf der Maische im Holzfass gelagert. Das merkt man, denn obwohl knochentrocken, hat der Blanc de Noir einen feinen Schmelz und eine opulente Frucht. Ein Leben zwischen Frankreich und Deutschland, ein Zwitter, der im Kopf der Weinmacher entstand.
Stefan Dorst hat bewiesen, dass man kein Weingut braucht, um große Weine in die Flasche zu bringen. Er hat aber auch gezeigt, dass man auf die richtigen Partner setzen muss. Wenn die Angelegenheit Erfolg hat, dann wird es bald mehr spannende Weine von Stefan Dorst geben. Und die Aufforderung an andere, das Gleiche, das Richtige zu tun.
- 2009 Dorst&Naab Silvaner trocken, 8,90 Euro
- 2009 Dorst&Fritz Riesling „Confidential“, 15,90 Euro
- 2009 Dorst&Naab Blanc de Noir Sekt, 22,00 Euro
Klingt interessant. Aus welcher Lage kommt der Silvaner denn und wieviel Volumenprozent hat er? Die Vernachlässigung der Rebsorte in der Südpfalz finde ich auch sehr bedauerlich – Rebholz und F. Becker produzieren regelmässig interessante Exemplare, aber auch bei denen wäre mehr drin (wie Becker mit einem hocharomatischen 2007er aus alten Reben bewiesen hat – nur fristen die meisten Weine das Dasein als Literware oder Durstlöscher).
12,5% vol., über die Lage habe ich keine Infos.
Meine Weinbeschreibung, um die Fragen zur Lage zu beantworten:
Dorst & Naab
Grüner Silvaner 2009
Ein Dinosaurier? Jedenfalls eine uralte traditionelle Sorte in der Pfälzer Reblandschaft. Aufgrund des grazilen, feinen, dezenten Auftritts gerät sie leicht in den Hintergrund, gerade im Vergleich mit Kraft- und Aromaprotzen wie Riesling oder Sauvignon Blanc. Gerade deshalb bedarf es sich ihrer anzunehmen. Sie zu bewahren und jene saftigen, bekömmlichen Weine daraus auszubauen. Dieser 2009er ist gewachsen im 30 Jahre alten Weinberg mit skelettreichem Kalkmergelboden, handgelesen bei voller Reife, im Edelstahltank ausgebaut. Ein Prachtexemplar eines saftigen, sehr gehaltvollen Silvaner!
Herkunft: alte Hanglagen mit Kalkmergelböden zwischen Pleisweiler und Bad Bergzabern in der Südpfalz
Analyse: 12,5 %vol. alc. , 6,8 g/l Gesamtsäure, 2,5 g/l Restzucker
Lagerfähigkeit : bis zu 3 Jahren nach der Ernte
Flaschenzahl: 2000 Fl. à 75cl.
Trinkempfehlung: Jetzt oder in den kommenden beiden Jahren bei 10-12°C, ein guter, uncomplizierter Essenbegleiter, zu Gerichten mit hellem Fleisch, Gemüse, Pasta.
Stefan Dorst
Gute Idee,
was hilft die blaublütige Herkunft. Die Qualität im
Glas ist entscheident.