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Mosel-Sekt: alter Affe Zucker

Hallo Sonne, komm und bring Zucker!
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Der Captain trinkt gerne Sekt mit viel Dosagezucker. Schmeckt das nicht zu süß? Überhaupt nicht, sondern aufregend süßlich-sauer. Es kommt halt darauf an, wer den Sprudel herstellt.
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Wie geht es eigentlich den rund 3.000 Winzern an der Mosel, die man kaum kennt, weil sie in keinem Weinführer stehen (die werden sowieso immer → unwichtiger), in keinem der glänzenden Weinmagazine bejubelt werden (kein Geld für teure PR und Anzeigen) und trotzdem tagaus, tagein ihr Tagwerk verrichten in diesen schwierigen Zeiten? Mir scheint, der Captain ist der einzige, der sich um solche Betriebe kümmert. Im Weingut Mathy-Schanz in Osann-Monzel ist gerade Füllzeit und Juniorchef Alexander Mathy lässt die Flaschen klirren.

Der flaschenvergorene Sekt des Hauses war vor über 10 Jahren einer der ersten Weine, die der Captain online stellte. Es wurde also höchste Zeit, den Verkostungsbericht zu erneuern und den aktuellen Jahrgang zu verkosten. Fazit: Am Weinstil hat sich in der ganzen Zeit nicht viel verändert und deshalb ist dieser herrlich altmodische und erfrischende Riesling-Sekt Trocken mit reichlich Dosagezucker eine ausdrückliche Empfehlung. Hä: Zucker und Trocken???

Ja, das Wort trocken ist wohl einer der meistvergewaltigten Begriffe der deutschen Weinsprache, die ganz offensichtlich auf Ausgrenzung normaler Weinfreunde setzt. Denn dieser flaschenvergorene Riesling-Sekt heißt zwar trocken, schmeckt aber alles andere als trocken. Wie ist das möglich?

Apropos Weinkauderwelsch. Klick dich mal durch meine Übersetzungshilfe für merkwürdige Weinworte:

In Deutschland und darüber hinaus ist beim Wein ziemlich viel möglich. Deshalb ist ein wenig Weinwissen manchmal ganz nützlich: Trockener Sekt ist in der Regel süßer als trockener Wein. Trockener Sekt darf auch ein Vielfaches an Zucker enthalten als Stillwein – zwischen 17 und 35 Gramm pro Liter! Dieser Zucker kommt in der Regel nicht aus den verwendeten Stillweinen sondern wird in Gestalt der sogenannten → Dosage zugeführt. Das hat folgende Ursachen: Die Kohlensäure-Blasen (Perlage) machen, dass der Sekt trockener schmeckt als er ist. Und die niedrige Trinktemperatur auch. Deshalb braucht er Zucker, viel Zucker. Erst recht, wenn die Rebsorte Riesling heißt, denn die bringt von Natur her viel Säure mit.

Wenn du mehr über die Geschmackssystematik bei Sekt und allen anderen Schaumweinen wissen willst, lies diesen ausführlichen Artikel:

Sekt: Was ist der Unterschied zw. trocken und brut?

Sekt mit reichlich Dosagezucker – an so ein Getränk trauen sich die deutschen Weinfreunde gar nicht mehr ran, weil man es ihnen jahrzehntelang als rückständige Angewohnheit ausgeredet hat. Der von Mathy-Schanz dürfte gut 20 Gramm Zucker enthalten. Leider steht das fast nie auf den Flaschen, weil der Winzer Angst hat, dass er damit die Kundschaft vertreibt. Nur die hippe, junge Gourmetszene freundet sich gerade wieder damit an. Für die ist so ein feiner, süßlicher Sekt nicht sofort das Omagetränk schlechthin. Sie schätzt ihn zu pikanten Gerichten, die in den trendigen Asia-Restaurants Berlins serviert werden. In der Nase Aprikose, reifer Pfirsich, etwas Brioche vom Hefelager (9 Monate) und Schmelz. Im Mund fein-süßlich, zartbitter und ausdrucksstark, der Zucker steigert die Frucht. Sehr cremige Perlage, Aprikosengelee, Grapefruitschale, Orangeade. Die Säure spielt mit dem Zucker, hält ihn in Zaum und rahmt die Pracht hübsch ein. Für diesen Kaufpreis eine äußerst nette Delikatesse, die man zu Hause haben und aufmachen sollte, wenn es scharfes Zeug zu futtern gibt.

 

Datum: 25.5.2020
 

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