Weichheit, Würze und Frische sind das Eine in diesem Wein. Aber das gibt es immer öfter. Was hier noch dazukommt, ist seine Eleganz, die sich nicht nur im relativ niedrigen Alkoholwert äußert, sondern auch im wunderbaren Spiel zwischen Frucht und Mineralität. Den Trick seiner Herstellung erklärt Genossenschafts-Obmann Dieter Haas dem Captain: Die Beeren für diesen Wein kommen von 20 bis 30 Jahre alten Rebstöcken in einer kleinen Parzelle der Großlage Huberfeld, ganz in der Nähe der Kellerei auf ca. 400 Meter Höhe. Ein Teil davon wird im Dachgeschoß eines Gebäudes auf Sieben getrocknet. Das verleiht dem Wein seine große Dichte und Konzentration. Und woher kommt der geringe Alkohol? Haas: Von der exakt abgestimmten frühen Lese, wenn noch nicht so viel Zucker eingelagert ist.
Keine 200 Meter von den Merlot-Trauben entfernt wächst der Rohstoff für einen anderen Wein, der in den Weinmedien für Aufsehen sorgte – der edle Weißburgunder → Sanctissimus aus richtig alten Reben. Der Captain war schon dort und nahm ein kleines Video mit St.Pauls-Kellermeister Wolfgang Tratter auf. Du musst dir nicht alles angucken, aber die Bilder vermitteln einen guten Eindruck von der Landschaft, was immer hilft einen Wein zu verstehen.
Tratter machte von sich reden, als er eine ziemlich gelungene Sektlinie für St.Pauls kreierte. Das liegt vielleicht daran, dass der ehrgeizige Önologe aus Mölten kommt. Die kleine Gemeinde liegt über dem Etschtal zwischen Meran und Bozen. Kenner wissen sofort, auf was ich anspiele: die geniale Sektmanufaktur Arunda von Sepp Reiterer, den der Captain → hier porträtierte. Vielleicht geht Tratter ja wieder dorthin zurück.
In der über 100 Jahre währenden Geschichte der mittelgroßen Genossenschaftskellerei St.Pauls gab es immer wieder Umwälzungen. Auch dass in unmittelbarer Nachbarschaft ein ähnlich großer Betrieb namens Kellerei St.Michael-Eppan den Markt bedient, ließ manche über eine Fusion der beiden Player nachdenken. Das ist vom Tisch, seitdem S.Pauls umfassend renoviert wurde und heute in stolzem Glanz erstrahlt. Die Suche nach sich selbst ist aber noch nicht zu Ende, was mich direkt zum Thema „letzter Wein“ zurückführt. Warum wird der Merlot Riserva Passioneingestampft? Alles halb so wild. Den Wein wird es weiterhin geben, aber in völlig neuer Aufmachung und mit anderem Namen versehen, weil man das Sortiment neu aufstellen will. Trotzdem ist erstmal Schluss. Bis zum Herbst ist das Lager leergekauft. Erst dann kommt der neue Jahrgang. Mein Link führt zu einem Restposten von ca. 50 Flaschen, die direkt nach Deutschland und Österreich verschickt werden. Ab 99 Euro ist der Versand kostenlos.
Kleiner Nachtrag:Besonders im heißen Sommer mag der Captain dicht gewobene Rotweine, die er zart runterkühlt und dann mit großem Vergnügen genießt.