Irgendjemand hatte die Idee zu einer neuen Weinserie und trommelte ein paar Winzerkollegen zusammen, die nicht die immergleichen Massenweine keltern wollten.
Rausgekommen sind 6 sehr unterschiedlich schmeckende und interessante Weine aus 6 verschiedenen Regionen. Entwickelt und gemacht von Winzern, die ihren eigenen Kopf haben und nicht jedem gefallen wollen.
Diese Weinserie heißt Manifiesto. Das klingt nach Handschrift. Und genauso war es auch gemeint.
Es ist wirklich spannend, diese Weine nebeneinader zu stellen und zu vergleichen.
Nummer 4 kommt aus der Mitte Spaniens. Die Region ist alteingesessen, doch bei uns kaum bekannt: Vinos de Madrid.
Hier ist es im Sommer brüllend heiß und staubtrocken. Und im Winter bitterkalt. Die Reben quälen sich durchs Leben, ständig auf gieriger Suche nach Feuchtigkeit. Das ist gut für geschmacksintensive Weine. Sehr gut sogar.
Eines der kleineren Weingüter der Region heißt Viñedos de San Martín. Der Betrieb gehört zur Kellerei Las Moradas de San Martín. Chef-Weinmacherin ist Isabel Galindo Espí. Ihr schreibt man ein besonderes Händchen für die würzige Rebsorte Garnacha zu, der hier besonderes Augenmerk gilt.
Garnacha (=Grenache) braucht viel Sonne und ergibt in jungen Jahren eher fade Weine, was sie zur Weiterverarbeitung durchschnittlicher Roséweine eignet.
Aber wenn die Rebstöcke alt sind, der Boden karg ist und übers Jahr regelmäßig Trauben rausgeschnitten werden (der Fachmann nennt das Ertragsreduktion), schwingt sich das Zeug zur Geschmacksbombe auf.
Genauso macht es Señora Isabel. Ein Glück, dass ihr dabei uralte Garnacha-Reben zur Verfügung stehen.
Kommen wir zu ihrem Wein Manifiesto 4 namens „Isabel“.
Ich rieche Pflaume, überreife Quitte, eine aufgeschnittene, getrockene Feige und Schwarze Johannisbeere. Das fängt ja vielversprechend an.
Im Mund Pflaumenmus und getrocknete Nelke. Erdige Noten. Waldboden. Unterholz. Südliche Kräuter. Straffe Tannine ummanteln reife Fruchtnoten. Die Säure ist rassig, hält sich aber im Hintergrund.
Isabel gönnte ihrem Wein 12 Monate Reifezeit in französischen Barriques. Das merkt man besonders im Finale. Da schmeckt er ganz intensiv nach Schokolade mit 80%igem Kakao-Anteil. Herrlich!
Dieser interessante Tropfen wirkt wie gut gereift. Mal nachsehen: Jahrgang 2010! Das ist zwar nicht mehr ganz jung aber auch nicht wirklich alt. Erstaunlich, wie Isabel das hinbekommen hat.
Hier die Liste der anderen Manifiesto-Weine:
Habe ihn gerade offen.
Der 2009er war o.k.
Deswegen vor 3 Jahren den 2010er bestellt.
Immer noch enttäuscht.
Wahrscheinlich hat die Winzerin zwischenzeitlich Aktien am Sägewerk erworben. Holz Holz Holz. Die Termine sind nicht straff sondern ätzend daneben und das nach 6 Jahren. Wo ist die Schokolade im Abgang? Im Hintergrund der schwache Anklang der seinerzeitigen Aromen. Na ja, ich hab noch 8 Flaschen und melde mich dazu wieder. P.S. auch längeres Dementieren hilft nicht.