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Wunderbare weiße Rhône

Sieht aus wie Rhein, ist aber Rhône.
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Unser Weintester Thomas C. Golenia lästert über Bordeaux-Preise. Das ist nichts neues aber ok, weil er mit einer beeindruckenden Alternative von der nördlichen Rhône aufzuwarten hat.
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Der Freund edler französischer Weine hat ein echtes Problem. Denn es kommen in diesen Tagen eine Menge Subskriptionsangebote seriöser Händler ins Haus geflattert. Für den ganz neuen Bordeaux-Jahrgang. Für viele sind die aufgerufenen Preise aber ein herber Schlag ins Gesicht.

Wie üblich überschlagen sich die Lobeshymnen für den aktuellen Jahrgang. So wie jedes Jahr. Man setzt auf das Kurzzeitgedächtnis der Kundschaft. Die Preise überschlagen sich auch. Die Freunde renommierter Châteaus im Bordelais können sich da ein Gegrummel nicht verkneifen. Wer soll das noch bezahlen?

Keine Weinrunde, in der nicht über neureiche Inder, Chinesen und Russen gelästert wird, die durch ihre Gier nach Prestigeweinen diesen Preisanstieg verursacht haben sollen.

Egal, wer wirklich daran schuld ist, bei diesen Preisen kommt man einfach nicht mehr mit. Die neuen Kunden aus der Ferne kaufen alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist. Das ist zu viel für die deutsche Bourgeoisie, die sich mit ätzendem Spott über reiche Chinaleute, die Zucker in ihren Bordeux schütten, zurückzieht. Man gibt auf und beschränkt sich auf weniger renommierte Châteaus. Also auf Weine, über die man noch vor einigen Jahren geflissentlich hinweggelächelt hat.

Da frage ich mich, warum man bei dieser obskuren Preisentwicklung nicht gleich ganz umschwenkt auf andere Weinanbaugebiete. Auch innerhalb Frankreichs. Ich rede nicht von der Bourgogne. An der haben wir uns zu oft die Zähne ausgebissen. Viel zu kompliziert dort alles.

Nein, ich denke da an die dritte bedeutende französische Region. Die, die zwar auch ihre weltweite Reputation hat, aber immer noch unter „ferner liefen“ abgeheftet wird. Ich meine die nördliche Rhône.

Die nördliche Rhône ist klein und übersichtlich. Und wird kaum beachtet. Was mich schon immer gewundert hat. Sie ist die Dritte der großen französischen Anbaugebiete und liegt abseits der Achse Bordeaux-Bougogne. Cuvées spielen hier (im Gegensatz zur südlichen Rhône) keine Rolle. Es ist alles reinsortig. Das macht die Sache einfach. Syrah bei den Roten, Viognier (der alte Haudegen der Rhône) bei den Weißen. Marsanne und Rousanne bilden als Weißweinsorten eher die Ausnahme.

Es sind so klangvolle Weinlagen, wie Côte-Rôtie, Hermitage oder Condrieu. Für Weine dieser Lagen werden zwar noch immer deftige Preise gefordert, verglichen mit den Preisen vieler hochkarätiger Châteaus in Bordeaux ist alles aber immer noch relativ günstig. Und leidet auch nicht unter diesen Qualitätsschwankungen wie viele Burgunder. Denn vieles, was man von der nördlichen Rhône bekommt, ist Weltniveau. Die Roten sind schlank, elegant und verfügen dennoch über Tannin-Biss und schöne Vielschichtigkeit. Die Weißen haben Körper und Fülle. Beide Gattungen sind irre lagerfähig. Was will man mehr?

Bio-Beauty von der Rhône

„Holz tötet meinen Wein“

Wer Condrieu sagt, meint eingentlich Weißwein. Denn die 110 Hektar große Lage ist ausschließlich mit der weißen Rebsorte Viognier bepflanzt. Ihre Granitböden ergeben zusammen mit dieser würzigen Rebsorte eine kräftige Melange.

Vor mir steht ein Condrieu aus dem Hause Domaine & Maison Nicolas Perrin, in dem Winzergenie Nicolas Jaboulet mitmischt.

Im Glas zartes Goldgelb. Der Wein duftet nach eingelegter Birne. Eine Prise Flieder und ordentlich Holunder-Likör. Gern auch holländische Tulpenfelder.

Im Mund zeigt er eine dichte Struktur, ist vom wärmenden Typus. Halt ein klassischer Condrieu.

Zurückgenommene Säure, die den Wein dadurch etwas breiter macht, weißer Pfirsich und etwas englische Orangenmarmelade, die mit den Schalenstücken drin. Am Ende macht sich ein sehr dezent eingesetzter Holzton bemerkbar, der sich schon jetzt wunderbar integriert; bedenkt man, dass es sich hier um einen jungen Wein handelt. Eigentlich viel zu jung getrunken.

Ich empfehle den Wein einige Stunden zu karaffieren oder über mehrere Tage hinweg zu verkosten. Er entwickelt sich nämlich prächtig unter Zugabe von Luft.

 

Datum: 20.10.2017
 

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