Als der deutsche Weingroßhändler und Ostwestfale Rolf Freund mit seiner Frau Renate das Weingut La Grange im heißen Languedoc gründete, fragten sich einige: Warum kauft der sich nicht einfach ein schönes Landhäuschen und genießt seine Rente? Die Frage blieb unbeantwortet. Was soll man auch sagen? Etwa: ich bin noch zu jung. Oder: ich brauche das Geld. Nichts dergleichen hätte gepasst.
Die Freunds sind keine Leute für die ruhige Kugel. Unrast und Pioniergeist treibt sie. So kam es 2007 zu La Grange. Und so kam es 2017 zu einem ungewöhnlichen Wein, der so gar nicht dorthin gehört, wo er herkommt. Es handelt sich um den Rotwein Rondeur Appassimento aus den Rebsorten Grenache, Syrah, Mourvedre. Ein unglaublich dichter, rassiger und maulfüllender Rotwein, der mich an Amarone erinnert und (fast) genauso hergestellt wird.
Wer mehr über das Weingut La Grange, seinen Macher und die Weine wissen möchte, klickt hier:
Auf La Grange nimmt man das geschützte Wort Amarone natürlich nicht in den Mund. Man sagt lieber, der Rondeur Appassimento sei eine Antwort auf den Primitivo. Naja, wenn ich an die dünnen Primitivo-Weinchen denke, die in der Berliner Gastronomie aufgetischt werden, würde ich mir das noch einmal überlegen.
Weil der Rondeur Appassimento kein Amarone ist, der hauptsächlich aus den Rebsorten Corvina und Rondinella hergestellt werden muss, und außerdem ein bisschen anders gemacht wird, heißt er eben Appassimento. Das bedeutet auf Deutsch Verblühen oder Verwelken und beschreibt in der Regel das übliche Traubentrocknungsverfahren auf Gestellen, Schilfmatten oder Stroh, wie es für Amarona, Passito, Recioto etc. angewendet wird. Der Unterschied zwischen einem klassischen Amarone und dem Rondeur Appassimento liegt im Detail.
Damit ihr die Machart dieses Weins nachvollziehen könnt, wenn ihr diesen konzentrierten Knaben genussvoll im Mund hin und herschiebt, schreibe ich euch die wesentlichen Eckpunkte auf:
Wie schon oben angemerkt macht das Team von La Grange, das von dem Starönologen Jean Natoli (berät rund 300 Weingüter in Südfrankreich, Spanien und Italien) unterstützt wird, einen für das Languedoc völlig unüblichen Wein.
Ja, nebenan im Banyuls gibt es süße Weine aus rosinierten Trauben, die ebenfalls am Stock trocknen. Die werden aber mit Weingeist gespritet. Manchmal sogar schon in die Maische. Und ja, konzentrierte, würzige Tropfen mit Rasse und Eleganz gibt es natürlich auch im Laguedoc. Heute mehr noch als vor wenigen Jahren. Aber dieser trockene Wein ist anders als viele Weine der Region. Vor allem in der Liga unter 10 Euro. Er ist klar im Ausdruck, glänzend und frisch.
Rondeur, das heißt Rundheit, Weichheit, Sanftheit. Manchmal auch Molligkeit. Einen molligen Wein wollte auf La Grange spürbar keiner. Und das ist gut so.