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Komm Nahe und koste!

Winzer Peter Linxweiler.
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Wenn mir Winzer Tipps geben, ist das eine Ehre.

Wenn diese Winzer dann noch zu meinen persönlichen Lieblingen zählen – um so besser! Winzer Matthias Adams von Weingut von Racknitz ist so einer.

Adams hatte ich vor Wochen an der Strippe und wir bequatschten nebensächliches über Preise und Händler. Dann kamen wir auf seine Kollegen an der Nahe zu sprechen. Adams Tipp fiel ohne Umwege auf das Weingut Hahnmühle. Sollte man mal probieren, riet er mir. Ach was?

Von der Hahnmühle hatte ich gehört, aber bewusst noch nie was im Glas gehabt. Gut möglich, dass ich die Weine irgendwann auf Messen kennengelernt und einen positiven Eindruck von ihnen hatte. Nur gleicht meine Gedächtnisleistung der eines alten Taschenrechners. Doch Adams Tipp am Telefon konnte ich mir über Wochen mühelos merken. Das will was heißen.

Nun also Hahnmühle, ein Ökoweingut von der Nahe. Einer Region, die sich gerade anschickt, ihr blasses Dasein abseits der Weinkennerschaft abzulegen.

Eingekesselt zwischen Rheinhessen, Mittelrhein und Mosel. Geologisch sind die rund 4.100 Hekar ein inhomogener Flickenteppich. Verschiedenste Gesteine auf engstem Raum sorgen nicht gerade für ein einheitliches Geschmacksbild. Die Weine stehen für alles und nichts. Was auch daran liegen mag, dass die Nahe ein noch junges Weinanbaugebiet ist, in den 1970ern konstruiert, weil keine Region drumherum diesen kleinen Fluss mit seinen Reben eingliedern wollte. Ein farbloser Wurmfortsatz ohne Tradition. Damals mit Nichtbeachtung gestraft.

Ganz früher wurden die Weißen der Nahe als Verschnittwein in andere deutsche Regionen verschickt, um deren Weine aufzupeppen. Blieben die Weine zu Hause, wurden sie kleinlaut als „Rheinwein“ verkauft, weil „Nahe“ als Weinbaugebiet noch nicht existierte. Sich unter eigenen Namen als Region zu vermarkten, kam lange Zeit keinem in den Sinn.

Aus heutiger Sicht unverständlich, weil die Nahe die wohl besten Rieslinglagen Deutschlands vorweisen kann, die regelmäßig gefeierte Spitzentropfen hervorbringen.

Weingüter wie Dönnhoff, Emmrich-Schönleber, Schlossgut Diel und Schäfer-Fröhlich schwingen sich zu immer neuen Höchstleistungen auf, die in einschlägigen Fachpublikationen regelmäßig goutiert werden.

Typisch für die Nahe sind viele unscheinbare Weingüter aus zweiter Reihe. Die können auf ähnlich hohem Niveau mitspielen wie die Großkopferten, ohne laut klappern zu müssen.

Die Hahnmühle von Peter und Martina Linxweiler zähle ich, seitdem mir Matthias Adams den Tipp gegeben hat, dazu. Im ruhigen Alsenztal, einem Seitental bei Mannweiler-Cölln, übernahmen sie 1986 die Hahnmühle und bauten die Rebfläche von anfangs 1,8 Hektar auf heute 15 Hektar aus. Dabei waren sie von Anfang an auf ökologischen Weinbau fixiert, und das zu Zeiten, als man dafür noch bekloppt gehalten wurde. Was damals Rebellion gegen das Wein-Establishment verstanden wurde, lässt heute keinen Hahn mehr krähen. Mit Ökoweinbau ist man dort angekommen, wo man hin wollte. In der Normalität.

Die Linxweilers lassen sich Ihren Ökostatus zertifizieren bei dem Naturwein-Verband. Ihr Gesamtsortiment ist eine Leistungsschau mit eher kühlen, authentischen Weißweinen, stilsicher bis ins letzte Flascheneck. Keine Fruchtbrummen für Plakativtrinker, sondern durchgehend ehrlich im Auftreten und kleinlaut im Geschmack.

Trotzdem erschließen sich ihre Weine von ihrer Art her sofort. Der rote Faden zieht sich erkennbar durch ihr Gesamtsortiment. Die Linxweilers wissen genau, wie sie ihre Weine wollen.

Der Riesling Alisencia S beispielsweise. Es ist ihr bester Wein im Sortiment. Ein Terroirwein.

Die Trauben stammen vom windgeschützten Alsenzer Elkersberg, der wiederum auf Schiefer steht. Trotzdem zeigt dieser Wein im Glas nicht die auffällige schiefrige Rauchigkeit, wie sie für viele Moselrieslinge typisch ist, die ebenfalls auf Schiefer gedeihen.

Im Gegenteil: Alisencia S versteckt seine Schiefermineralität souverän wie unauffällig. Bemerkenswert das spannundsgeladene Spiel zwischen Säure und Frucht, Kühle und Eleganz. Mit einem Hauch von gelben Früchten und mittelreifer Ananas, dazu der lange Abgang. Ja, ein vorbildlicher Riesling. Passt immer, schmeckt immer. Offiziell ist er knapp halbtrocken, bemerkbar macht sich das geschmacklich allerdings nicht. Da wirkt er trocken. Ein gutes Beispiel dafür, dass Analysewerte und feste Restzuckergrenzen eben nicht alles sind.

Der Alisencia S ist ein Saft, der jedem gefallen kann, wenn man sich drauf einlassen will. Das gilt übrigens auch für die Weinregion Nahe. Ihr wisst schon, der geologische Flickenteppich unter den Weinbaugebieten.

 

Datum: 19.7.2018
 

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