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Kalifornien: eine Mark für Charly

Robert Mondavi (1913-2008)
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Kalifornien im Glas. Dazu gehört manchmal ein bisschen Hollywood-Trickserei. Zum Beispiel in einem günstigen und ordentlichen Chardonnay aus dem Mondavi-Imperium, der streng genommen gar keiner ist. Diesen Etikettenschwindel verzeiht man jedoch gern.
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Wie bitte? Nun, auf der Flasche, die der Captain öffnete, steht zwar Chardonnay. Aber der Wein darin besteht nur zu 77% aus dieser Traube. Was nicht weiter schlimm ist, denn der Rest sind die Rebsorten Colombard (14%), Viognier, etwas Muscat und Verdejo. Und das ist keine schlechte Mischung. Dazu später mehr.

Über den Weinpionier und Napa Valley-Erwecker Robert Mondavi (1913 – 2008) muss man nicht viele Worte machen. Der Mann ist eine Legende und seine Robert Mondavi Winery (gegründet 1966) Ausgangsort einer Bewegung, an deren Ende die globale Erkenntnis stand, dass Spitzenweine nicht zwingend aus Europa kommen müssen. Denn auch Übersee-Winzer sind in der Lage, köstliche und teure Weine herzustellen. Mondavi kooperierte mit Philippe de Rothschild (und kreierte mit ihm die berühmte Opus One Winery), Frescobaldi, Ornellaia und anderen. Der Mann war ein Wein-Genie.

As time goes by: Heute gehört das Mondavi-Imperium einem globalen Getränkekonzern, nämlich der Frima Constellation Brands. Apropos teuer: Mondavi-Weine sind in der Regel alles andere als günstig. Deshalb gründete der schlaue Businessman bereits 1979 in seinem Heimatort Lodi (knapp 100 Kilometer nordöstlich von San Francisco) die Woodbridge Winery, um dort Weine für die nicht ganz so dicke Brieftasche zu produzieren.

Das hört sich natürlich gut an. Logisch, dass ich mir eine Flasche von diesem Weingut kommen ließ. Und zwar den Robert Mondavi Twin Oaks Chardonnay, der – siehe oben – gar kein reinsortiger Chardonnay ist. Twin Oaks – der Name verkündet schon einen Schwerpunkt, auf den wir eingehen sollten: Holz.

Ja, Mondavi und das Holzthema. Der Pionier stellte 1968 seinen holzgelagerten Fumé Blanc vor, einen Sauvignon Blanc, der in neuen Barriques reifte. Die Rebsorte war in den USA jener Zeit alles andere als angesagt. Heute ist dieser Wein Kult. Weniger Kult aber dafür deutlich günstiger ist der Naja-Chardonnay Twin Okas, dessen Trauben aus der langgestreckten Central Coast-Region und der Gegend um Lodi stammen. Der Wein reift zum Teil in Edelstahltanks, zum Teil in französsichen Barriques und hatte – der Mode folgend – vor einigen Jahren noch deutlich stärkere Holztöne als heute.

Nun zur Mischung. Die 17% Colombard-Trauben sollen wohl ein bisschen drive in den Wein reinbringen. Diese traditionalle Cognac-Rebsorte steht für spritzige Zitrusnoten (deshalb wohl auch Verdejo) und wird in Südwestfrankreich (vor allem Bordeaux) als Cuvéepartner sehr geschätzt. In Kalifornien gehört Colombard zu den wichtigsten Rebsorte. Und was steuert Viognier bei? Nun, diese gerade wieder sehr in Mode gekommene Uralt-Rebsorte steht mit ihrer tiefgelben Farbe für intensive Aromen von fast überreifer Aprikose und Pfirsich. Offenbar wollten die Mondavi-Winemaker noch ein bisschen Fruchtwumms reinmachen. Dasselbe dürfte auch für die Zugabe von Muscat gelten. Mal sehen, ob der Wein insgesamt eine runde Sache wurde. In der Nase Ananas, schöne und rauchige Noten. Dann Stachelbeere, Vanille und Rösttöne. Alles sehr dezent. Im Mund reife Birne, wieder Ananas, würzige Erdnussbutter, die von der Holzlagerung kommt. Am Gaumen Studentenfutter (Nüsse und Rosinen) und eine vornehm-zurückhaltende Säure. Eleganter und behutsamer Holzeinsatz, der den Wein auf einer zarten Schaukel wiegt und ihm Schwung verleiht. Wie gesagt: Früher waren da viel mehr Barriquenoten.

Das ist insgesamt ein richtig feiner Gute-Laune-Wein, der zwischen Frucht und Creme pendelt und Festlichkeit vermittelt. Angesichts des niedrigen Preises ist das eine gute Leistung.

 

Datum: 8.11.2019
 

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