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Portugal, Folge 2: erwachende Regionen.

Beet, querbeet...
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Captains Maat Sigi Hiss beschäftigt sich mit Portugal. Im zweiten Teil seiner Serie erzählt er uns von den bedeutenden Rotweinregionen des Landes. Dort, wo auch neue und überraschende Weine gekeltert werden.
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Der erste Teil meiner Portugal-Reihe war dem Land im Allgemeinen gewidmet. Nun geht es ins Detail, in die Gebiete, in denen trockene Rotweine eine wichtige Rolle spielen. Und das sind derzeit Alentejo, Bairrada, Dão, Douro und Palmela.

Und, ja ich weiß, es gibt auch hervorragende trockene Rote auf den Azoren, an der Algarve oder auf Madeira. Aber wichtige? Ob da noch weitere Regionen dazu stoßen werden? Ich bin davon überzeugt.

Portugal hat elf geografische Weinregionen, diese sind aufgeteilt in insgesamt 29 DOC’s und DOP’s. Jeder der elf geografischen Weinregionen ist auch eine VR (Vinho Regional = Landwein) zugeordnet. Ab 2012 wird DOC durch DOP ersetzt (Denominação de Origem Protegida) & VR durch IGP. Portugal stellt sich neu auf. Das muss man nicht unbedingt wissen, doch es hilft, wenn man sich dem Weinland nähert und nicht nur billige Massenweine aus Portugal trinken will.

Portugals Weinkategorien im Detail:

  • Vino de Mesa, demnächst Vinho: Tafelwein.
  • VR (Vinho Regional) demnächst IGP (Indicação Geográfica Protegida): Landwein, unterste Stufe des dreistufigen Appellations-Systems, wichtige Kategorie, wird oft für Spitzenweine außerhalb der IPR & DOC/DOP genutzt (ähnlich wie die Supertuscans).
  • IPR (Indicacão de proveniencia regulamentada).
  • DOC/DOP (Denominacão de origem controlada/Denominação de Origem Protegida): höchste Stufe, gleicht italienischer DOC, spanischer DO, oder französischer AOC.

Leinen los, wir schippern von Norden nach Süden zu Portugals wichtigsten und besten Rotweingebieten. Zuerst geht es in die geografische Weinregion Duriense. Wir entern dort das Dourotal, mit der DOC Douro. Douro ist Weltkulturerbe.

Die DOC Douro.

Die Böden im Norden Portugals sind ausschließlich aus Granit. Fast, denn es gibt einen Gürtel aus Schiefer. Dieser Schiefergürtel ist sehr steil, Hanglagen sind unumgänglich. Der Schiefer im Douro ist im Gegensatz zum Granit brüchig und verwittert. Bis hin zu Staub. Im Douro ist dieser helle Staub überall zu bemerken. Aufgrund der Verwitterung können Wasser und die Wurzeln der Rebe in das Gestein eindringen. Lebensgrundlage der Rebstöcke. Harte Gegend. Karge Schönheit.

Im Douro gibt es drei Regionen:

  1. Baixo Corgon. Sie ist der westlichste Teil und reicht von der Stadt Peso da Régua bis zum Fluss Corgo. 50 % Rebfläche der gesamten Douro Region ist hier zu finden. Ein ausgeglichenes Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit und wenig Temperaturunterschieden sind signifikant für Baixo Corgon.
  2. Cima Corgo. Um Pinhão herum gelegen, ist Cima Corgo das Zentrum des Dourotals mit den besten Quintas. Sehr trocken, sehr heiß. Sehr steile, felsige Lagen, karge Landschaften. Aber trotzdem etwa 40 % der Gesamtproduktion der Douro Region.
  3. Douro Superior. Diese Region liegt östlich der Stadt S. João da Pesqueira bis zu Barca d’Alva. Wieder sehr trocken mit sehr wenig Niederschlag aber nur 5 % der gesamten Produktionsmenge des Douro. Seit ein paar Jahren kommt Bewegung in die dortige Weinbauszene. Obwohl die Weingärten sehr schwierig zu bearbeiten sind.

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Die Anzahl der autochthonen Rebsorten im Douro geht wohl gegen 40 und mehr. Eine ungeheure Vielfalt. Wichtig sind Tinta Barroca, Touriga Franca, Touriga Nacional, Tinta Roriz, Tinto Cão, Alicante Bouschet, Castelão und Jaen. Den gemischten Satz findet man zwar in ganz Portugal, aber in der DOC Douro schlägt sein Herz. Der Mischsatz ist hier noch gemischter. 20 Sorten und mehr. Irre.

Hier noch einige empfehlenswerte Erzeuger im Duoro. Etwa alle fünf Douro-Boys-Betriebe (Niepoort, Quinta do Crasto, Quinta do Vallado, quinta do Vale Meão, Quinta Vale D. Maria), dann Dão Sul, Quinta da Foz, Quinta da Sequeira, Quinta do Filoco, Real Companhia Velha, Sogevinus Fine Wines, Quinta do Passadouro, Quinta de Chocapalha, Poeira, Van Zeller, Churcill’s Estate, Wine and Soul. Bitte ausdrucken und beim Einkauf mitnehmen.

Die DOC Bairrada.

Ein gutes Stück unterhalb von Porto und direkt oberhalb der Stadt Coimbra liegt die DOC Bairrada, westlich der DOC Dão. Von hier kommen – gekeltert aus der Rebsorte Baga – einige der langlebigsten Rotweine Portugals. Brachiale Hämmer. Auf den 10.000 Hektar werden zu 70 Prozent Rotweine erzeugt. Zur vorherrschenden Rebsorte Baga sind mittlerweile noch Touriga Nacional, Tinta Roriz und ein wenig Merlot und Pinot Noir gekommen.

Die Böden sind mächtig wie die Weine, der Boden besteht aus Lehm, der mit Kalkstein durchsetzt ist. Das Klima ist vom Atlantik geprägt, Wasser kommt meist von oben, so viel, dass es auch zum Problem werden kann. Die Reben leiden unter Fäulnisdruck.

Die Rebsorte Baga ist der Big Boss hier. Tannin und Farbe bis zum Abwinken, ein Monster an Charakter und Eigenart. Und wenn man von Baga spricht, dann meint man Luis Pato. Dieser Winzer nimmt die Rebsorte sehr wahrscheinlich abends mit ins Bett, ein Verrückter, ein Fanatiker. Aber ein wichtiger Weinmacher. Er hat das Monster gezähmt.

Empfehlenswerte Erzeuger sind: Luis Pato, Encontro, Garrafeira, Quinta da Dona Bairrada, Quinta da Rigodeira, Quinta de Foz de Arouce, Dulcineia dos Santos Ferreira.

Die DOC Dão.

Südlich des Duoro liegt die DOC Dão. Kontinentales Klima, recht karge, sandige Granitböden und viele Pinienwälder. Pinienwälder? Wo Pinienbäume da Rebstöcke. Warum? Sehr nassen Wintern folgen im Dao extrem trockene Sommer. Die Pinienwälder wirken ausgleichend. Und noch wichtiger: sie halten die sowieso schon dünne fruchtbare Erdauflage fest. Sie sind der wichtigste Erosionsschutz der Region. Ein weiteres Merkmal der Gegend ist der deutliche Kontrast zwischen warmen Tagen und kühlen Nächten. Da bringt Frucht und Säure.

Dão ist auch die Heimat der Sorte Touriga Nacional. Am meisten angebaut werden hier aber Jaen, Tinta Roriz (=Tempranillo) und Alfrocheiro. Weine aus der Rebsorte Jaen können zu grandiosen Qualitäten auflaufen. Dao hat 29.000 Hektar Fläche, rund drei Viertel davon werden für Rotwein genutzt.

Im Dao dominieren Genossenschaften das Geschehen. Und weniger die Winzer. Einige empfehlenswerte Erzeuger: Quinta do Roques, Quinta da Pellada, Quinta das Maias, Dão Sul, Quinta da Falorca, Pape, Quinta do Corujão, Casa de Cello.

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Die DOC Palmela.

Durch den populären Süßwein Setúbal kennt man die sonst unbekannte geografische Weinregion Terras do Sado. Die DOC Palmela (10.000 Hektar), östlich von Lissabon gelegen, wird vom Anbau der roten Rebsorte Castelão (auch Periquita) dominiert. Sie kann sich perfekt an die sehr sandigen und kargen Bodenverhältnisse anpassen. Und an das sehr heiße, trockene und wie so oft von Wassermangel geprägte Klima.

Castelão wird von den Winzern geliebt. Eine Hure mit Klasse. Vom ehrlichen Basiswein bis hin zu international vergleichbaren Spitzenkreszenzen. Solo oder in der Cuvée, Stahltank oder Barrique. Alles geht. Die Sparringspartner des Castelao sind die Sorten Alfrocheiro, Bastardo, Trincadeira und Cabernet Sauvignon.

Empfehlenswerte Erzeuger: Pegos Claros, Santo Isidro de Pegões, Adega Cooperativa de Palmela, Ermelinda Freitas, Fonseca, Herdade da Comporta, Adega de Pegoes.

Die DOC Alentejo.

Zuletzt ankern wir vor der größten geografischen Weinregion Portugals, dem Alentejo. Das Gebiet deckt fast die ganze untere Hälfte Portugals ab. Eine flache Ebene mit sehr trockenem und sehr heißem Klima. Extrem. Gnadenlos. 3.000 Sonnenstunden. Gießkannen sind unumgänglich. Die Bewässerungssysteme sind in der DOC Alentejo auch überall zu sehen. Vier Fünftel der 22.000 Hektar sind mit Rotweinen bestockt. Schiffsladungen voll Rotwein.

Noch nicht lange ist in der DOC Alentejo Qualität ein Ziel. Sechs große Kooperativen produzieren die Hälfte aller Weine: Portalegre, Borba, Redondo, Reguengos, Vidigueira & Granja. Darunter auch schmackhaftes bis leckeres.

Die autochthonen Rebsorten hier sind Aragones, Trincadeirta, Alicante Bouschet & Alfrocheiro. Neu hinzu kamen Touriga Nacional, etwas Syrah, Petit Verdot und Cabernet Sauvignon.

Der Umtrieb der Region ist unglaublich. Es wird geforscht, probiert, als gut befunden und wieder verworfen. Permanente Vibrationen, eine Region in Bewegung.

Pauschal darf man aber sagen, dass die Weine der DOC Alentejo zum Easy-Drinking und nicht zum langen Lagern produziert werden. Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Easy-Drinking-Pullen sind modern und kraftvoll vinifiziert und decken den modernen Stil bestens ab.

Außer den schon erwähnten (guten) Kooperativen kann ich folgende Erzeuger empfehlen: Azamor, Malhadinha Nova, Cortes de Cima, João Portugal Ramos, Carmim, Esporão, Julio Bastos, Mouchão.

Der demnächst erscheinende und abschließende 3. Teil befasst sich mit ein paar besonders guten Trinkweinen. Mit Bezugsquellen. Uff.

 

Datum: 26.2.2011 (Update 8.3.2016)
 

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