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Halbtrockener Wein, versteck dich nicht!

Sei nicht so schüchtern...
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Halbtrockene Weine haben keinen guten Ruf bei den meisten Weintrinkern. Das ist gemein und ungerecht.
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Ich muss ehrlich zugeben, wenn ich halbtrocken auf einem Etikett lese, denke ich immer an meine Oma.

Denn in dieser Generation sind halbtrockene Weine immer noch sehr beliebt. Das liegt daran, dass diese Art Wein bis in die 70er-Jahre gerne getrunken wurde.

Dann kamen die 80er und die Trocken-Zeit des Weins.

Halbtrocken war out. Und ist es bis heute geblieben. Nur eine kleinen Schar junger Sommeliers und Weinfreunde kämpft seit wenigen Jahren tapfer für die neuen, halbtrockenen Weine aus Deutschland.

Halbtrocken heißt, dass die Restsüße im Wein (also der nach der Gärung verbliebene Zucker) höchstens 12 Gramm pro Liter betragen darf. Eine Ausnahme gibt’s: Wenn gleichzeitig die Säure höchstens 10 Gramm pro Liter niedriger ist, darf die Restsüße auf 18 Gramm steigen.

Ein halbtrockener Wein ist im Idealfall einer, der zwar eine spürbare Süßlichkeit aufweist, die aber so gut integriert und harmonisch ist, dass der Tropfen eigentlich noch trocken schmeckt.

Leider dient Süßlichkeit manchmal dazu, Mängel im Wein zu übertünchen. Daher der bescheidene Ruf dieser halbtrockenen oder feinherben Tropfen.

Feinherb? Dieser Begriff heißt halbrocken und steht meist auf Etiketten von halbtrockenem Moselriesling.

Ich habe einen halbtrockenen Wein von der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut bekommen. Das liegt im Weinbaugebiet Saale-Unstrut in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Weiter nördlich betreibt niemand mehr ernstzunehmenden Weinbau. Schon dort scheint die Sonne nur 1.600 Stunden im Jahr. Bei noch weniger läuft im Weinberg gar nichts mehr. Die Mitglieder der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut bewirtschaften rund 400 Hektar Rebfläche, das ist etwa die Hälfte des ganzen Gebietes.

Zu DDR-Zeiten waren es nur knapp 200 Hektar. Nach der Wiedervereinigung wurden viele alte, aufgegebene Hänge wieder bepflanzt, besonders schwer zu bewirtschaftende Steillagen. Am Markt tun sich diese Weine immer noch schwer. Zu klein und zu unbedeutend ist die Region. Ein Vorteil für Weinfreunde. Denn die Tropfen sind vergleichsweise günstig.

So ein günstiger Wein, den ich jetzt öffne, ist aus der Rebsorte Bacchus gekeltert.

Bacchus ist nicht nur der Name des römischen Weingottes, sondern auch der einer deutschen Neuzüchtung aus dem Jahr 1933. Es handelt sich um eine Kreuzung aus Silvaner und Riesling mit Müller-Thurgau. Die Winzer mögen an der Sorte, dass sie zuverlässig reif wird.

Also ab ins Glas mit dem Wein.

Dort funkelt er wunderschön in kräftigem Goldgelb. Der ist wirklich was fürs Auge. Er duftet sehr zurückhaltend aber ausnehmend elegant. Ich rieche etwas Rose, Anklänge von Litschi und Muskat.

Ein Schluck. Und ich bin erfreut! Die Süße ist sehr gut eingebunden, schmeichelt elegant meinem Gaumen und spielt mit der prägnanten Säure. Da ist wieder Litschi, etwas weißer Pfirsich, ein paar Tropfen Rosenwasser und eine Prise Muskat.

Dieser Wein ist perfekt geeignet, um sich an die Welt der halbtrockenen Tropfen heranzutasten. Außerdem lässt sich mit den exotischen Noten sicher so mancher Weinfreund überraschen.

 

Datum: 3.6.2018
 

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