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Rivaner von der Riesling-Riviera

Winzer Stefan Steinmetz.
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Die Rebsorte Rivaner (oder Müller-Thurgau) ist die zweitwichtigste Traube an der Mosel, macht aber kaum von sich reden. Meistens leider zurecht. Der Captain kennt eine Ausnahme.
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Ach Berlin. Wenn es im Herbst noch warm ist und das letzte Mal die Sonne noch etwas länger scheint. Bald wird es wieder dunkel hier. Dann geht um 16 Uhr das Licht an und die Stadt versinkt in ihr winterliches Grau.

Selbstredend braucht eine alte und hässliche Hure wie Berlin ein Nachtleben, das sie zu allen Jahreszeiten einzigartig macht. Aber im Winter ist so ein Club ein wahrer Segen. Vor allem, wenn es um 7 Uhr früh noch dunkel ist, wenn man herauswankt und eine Stunde später (immer noch dunkel draußen) schlafen geht. So bleibt eine gewisse Normalität gewahrt. Man schläft ein, wenn draußen das Licht dämmert. Im Sommer ist das leider unmöglich.

Was der Captain mit diesem Exkurs sagen will? Berlin ist sowieso eine Stadt der Nacht. Und da kann der Winter mit seiner Dunkelheit ein guter Begleiter sein.

Und was wird in solchen Nächten getrunken?

Da hat der Captain etwas ganz Erstaunliches hochgeholt, das ihn Stefan Steinmetz (Weingut Günther Steinmetz) von der Mosel geschickt hat. Steinmetz ist ein Liebling der kleinen deutschen Weinbloggerszene.

Zudem keltert Steinmetz ein paar Weine zu viel, mögen sie auch noch so gut sein. Aber besser zuviel als zu wenig. Wir wollen nicht kleinlich sein.

Der Captain trank also einen Rivaner. Richtig, einen Müller-Thurgau. Die vielfach zurecht verfemte Traube. Aber auch beim Müller alias Rivaner (der viel schönere Name) gibt es Ausnahmen. Die von Steinmetz ist eine der besten.

Auskenner wissen, dass Müller-Thurgau eine sehr weit verbreitete Rebsorte an der Mosel und ihren Nebenflüssen Saar und Ruver ist (über 12% der Rebfläche) und direkt hinter dem Riesling kommt (61%). Sie macht nur kaum von sich reden.

Lest hier die verrückte Geschichte dieser Traube:

Der verrückteste Irrtum der Wein-Geschichte

Mein Müller-Thurgau von Stefan Steinmetz heißt Rivaner vom Schieferhang und kostet weit unter 10 Euro.

Und der macht schon in der Nase sehr viel Freude. Unverkennbar Müller, das sagt dieser etwas simple Duft nach nasser Pappe.

Doch halt. Danach kommt die Fruchtbombe. Wohl sehr reifes Traubenmaterial lassen Steinmetzens Müller nach Mango, Ananas, etwas Aprikose, Litschi und Birnenkompott duften. Ein wunderbar weiniger Fruchtsalat.

Besser aber noch der Mund. Da bleibt die schöne Frucht komplett erhalten, ist ein French-Kiss. Doch da ist auch noch das kaum merkbare aber dann deutlich stabilisierende mineralische Gerüst. Phänomenal, wie Steinmetz das hinten stehen und trotzdem wirken lässt.

Dass auch noch der Abgang cremig und gewichtig bleibt, zeichnet diesen Rivaner – wie jenen von Von Racknitz, oder von Stahl – als gelungenen Versuch mit einer schwierigen Sorte aus. Müller alias Rivaner kann eben nur als perfekt vinifizierte Bereicherung überleben. Von einem Winzer gemacht, der der Traube das Simple lässt und das Substantielle zuspitzt.

 

Datum: 13.3.2018