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Rote Mosel, da guckst du!

So ungewöhnlich wie süßes Sushi = roter Moselwein.
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Ich habe einen Rotwein von der Mosel getrunken, der mich all die köstlichen Steillagenrieslinge von dort für einen Moment vergessen lässt.
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Die Mosel verdankt ihren Ruf als Weinbaugebiet von Weltrang zwei Zufällen. Der erste fand vor etwa 400 Millionen Jahren statt. Dieses Zeitalter nennt man Devon. Damals entstand der mineralreiche, dunkle Schiefer im Boden, um den die Moselwinzer heute weltweit beneidet werden.

Kleiner Einschub aus der jüngeren Geschichte: Bis ins 19. Jahrhundert brachte der Weinbau an der Mosel zum Großteil Rotwein hervor. Mit den Nazis kam 1933 das Rotweinverbot, das erst 1986 wieder aufgehoben wurde.

Zurück zur Erdgeschichte. Ein paar Millionen Jahre später suchte sich ein Rinnsal, das in den Vogesen entspringt, dort seinen Weg. Aus dem Rinnsal wurde ein Fluss, der grub sich tiefer und tiefer durch den Schieferboden und irgendwann kam jemand daher und nannte diesen Fluss Mosel.

Heutzutage ist die Mosel das größte zusammenhängende Steillagenweinbaugebiet der Welt. Von einer Steillage spricht man übrigens bei einer Hangneigung von mehr als 30%.

In diesen Weinbergen muss man fast alles von Hand machen. Maschinen können dort kaum fahren. Das macht die Weine teurer. Der devonische Schiefer in den Steillagen verpasst den Tropfen Mineralik und Struktur. Riesling gedeiht auf diesem Boden besonders gut.

Vor lauter Steillagenfaszination gerät manchmal in Vergessenheit, dass von den flacheren Weinbergen an der Mosel auch sehr gute Weine kommen können.

Diese Böden sind tiefgründiger und haben einen höheren Anteil an Lehm und Ton. Hier und da finden sich auch Sand und Kies, den der Fluss im Laufe der Zeit angeschwemmt hat. Sorten wie Rivaner (Müller-Thurgau), Dornfelder oder Merlot fühlen sich dort besonders wohl.

Ich habe neulich eine Flasche mit einer roten Cuvée von so einem flachen Mosel-Weinberg geschickt bekommen, in der außer Merlot noch Spätburgunder und Cabernet Mitos drin sind.

Cabernet Mitos – nie gehört? Keine Sorge, dafür bin ich ja da.

Cabernet Mitos ist eine recht junge Kreuzung aus Lemberger und Teinturier du Cher. Ihre Züchter hatten sie 1970 noch als Mischung aus Lemberger und Cabernet Sauvignon präsentiert. Das wurde aber vor ein paar Jahren durch eine Analyse des Erbguts widerlegt. Die Rebsorte ergibt fruchtige, tiefdunkle Weine mit einer guten Struktur. Ein paar Jahre Reifezeit im Holzfass und in der Flasche tut ihnen gut.

Der Wein kam übrigens vom Weingut Quindt in Wintrich, das nicht weit weg vom rechten Ufer der Mittelmosel gelegen ist – siehe Karte oben.

Den Wein, den ich nun trinken werde, stammt aus dem Jahr 2013, ist jetzt (Frühling 2016) also noch recht jung. Er lag 12 Monate lang in Holzfässern. Mal schauen, was er kann.

In der Nase wirkt er zunächst sehr dicht, fast verschlossen. Ich gebe den Wein in eine Karaffe, lasse ihn eine Weile stehen und schnuppere erneut. Nun rieche ich deutlich Brombeere, schwarze Johannisbeere und Schlehdorn.

Der erste Schluck gefällt mir gut. Was für eine Säure! Sehr erfrischend und animierend. Die Tannine wirken noch etwas ruppig. Ich denke, der braucht noch ein bis zwei Jahre Flaschenreife. Aber trotzdem ist das ein schöner Wein, erst recht wenn die Flasche ein paar Stunden offen ist. Der Geschmack wirkt mit seinen Noten von Brombeere, schwarzer Johannisbeere, grüner Paprika und Sellerie sehr interessant, spannend und ausgewogen.

Dieser Wein schmeckt mir. Davon lege ich mir eine Kiste in den Keller, denn die große Zeit dieses Weins kommt erst noch.

Wer etwas dazu kochen möchte, dem empfehle ich geschmorte Lammkeule oder ein Hirschragout. Die deftigen Aromen steckt dieser Wein wunderbar weg.

 

Datum: 30.4.2018 (Update 1.5.2018)
 

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