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Ein Wein wie Jekyll & Hyde

Gestatten, Gernot Heinrich.
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Die Cuvée Pannobile von Gernot Heinrich ist ein sogenannter Referenzwein. Etwas Besonderes also.
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Pannobile ist eine Marke, unter deren Dach sich neun burgenländische Winzer tummeln.

Alle eint der Wunsch, einen Wein zu erzeugen, bei dem die Rebsorte zugunsten der Herkunft in den Hintergrund tritt – egal ob rot oder weiß. Ein Fingerabdruck des Terroirs im Wein sozusagen.

Dieser Gedanke ist beileibe nicht neu, aber in den letzten Jahren so aktuell wie selten zuvor. Und er wird immer bedeutender in diesen Zeiten von Klimawandel und dem Abschied vom gewohnten Profil einer Rebsorte.

Ob der Weg, wie ihn Pannobile schon seit rund 20 Jahren einschlägt (da waren die wirklich wegweisend früh dran), die letztgültige Antwort auf die sich verändernde Weinwelt ist, muss irgendwann geklärt werden. Was die inzwischen angejahrte Marke Pannobile aber kann, ist einen Beitrag zum zeitgemäßen Nachdenken über Weinmachen und Weindenken zu leisten.

Der Pannobile von Gernot und Heike Heinrich ist einer dieser Weine. Die Heinrichs, die mit dem „Salzberg“ auch einen der teuersten österreichischen Rotweine keltern, verzichten auf die Möglichkeit, einen weißen Pannobile zu produzieren und konzentrieren sich ganz auf die rote Kreation.

Irgendwie logisch, wenn man seine Rebflächen zu über 90 % mit Zweigelt, Blaufränkisch, Pinot Noir oder Merlot bestockt hat.

Zweigelt und Blaufränkisch sind auch die Zutaten ihres Pannobile. Manchmal mischt Heinrich auch geringe Mengen Sankt Laurent dazu.

Der Wein ist tiefrot mit kräftigen violetten Reflexen und dezentem Wasserrand. Kein Farb- und Extraktmonster, aber doch gut ausgestattet.

Die Nase zeigt sich direkt nach dem Öffnen sehr zugänglich und primärfruchtig. Rote Johannisbeeren, reife Herzkirschen etwas Zwetschgenröster und Vanille, vielleicht eine Spur TicTac. Im Mund bleibt das ganze ebenfalls sehr zugänglich, doch wenig zupackend und insgesamt eher delikat als fett.

Eine merkliche Extraktsüße und milde Tannine lassen den Wein zuerst massentauglich und früh trinkbar wirken. Zumindest für eine kurze Zeit. Denn bereits nach einer Stunde zeigt der Wein ein zweites Gesicht. Deutliche Noten der Reifung in großen und kleinen Holzfässern machen sich bemerkbar, dazu viel Tabak, Zigarrenkiste und ein Ristretto aus peruanischem Arabica. Die Frucht bleibt lange zugedeckt und kommt dann überraschend als Mon Chéri-Pralinée, Cassislikör und dicker Wacholderbeerensaft zurück. Wow! Ein Wein wie Jeykill & Hyde.

Was aber konstant bleibt, das ist die Säure, die dem Wein Struktur gibt und ihn daran hindert, in seinem eigenen Aromenwirrwarr zu ersaufen, wie das deutsche Vorabendenfernsehen im Quotentief. Was bleibt, ist aber auch der Nachhall. Und zwar beängstigend lang.

Minutenlang drücken sich in Zedernholz geräucherte Herzkirschen auf der Zungenmitte herum. Dieser Wein kann sich behaupten. Und was noch viel besser ist: Er ist nicht übertrieben teuer. Also am besten gleich in der Magnum kaufen.

 

Datum: 18.2.2018
 

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