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Mein Rotwein aus Oldenburg

Der Himmel über den Reben von Oldenburg.
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Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii. Und auch Oldenburg habe ich bisher noch nicht gesehen.

Bei allen drei Orten scheine ich was verpasst zu haben, selbst beim letztgenannten. Immerhin nennt sich die drittgrößte Stadt Niedersachsens selbst Übermorgenstadt.

Von so einer auserlesenen Schönheit muss dieser Ort sein, dass ein gewisser Helmut Hohmann vor mehr als 50 Jahren sein Weingut nach ihm benannte. Aber der Reihe nach…

Hohmann kam im Jahr 1915 in Berlin zur Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er Rechtswissenschaften, verdiente dann aber in der Papier- und Druckindustrie viel Geld. Das brachte ihn in Kontakt mit Verlegern aus Varel im Oldenburger Land. So lernte Hohmann diese Gegend kennen und lieben.

Noch besser gefiel ihm allerdings Südafrika. Der Grund trug den Namen Dorothy, eine junge, frisch geschiedene Dame, die Hohmann dort auf einer Geschäftsreise kennenlernte. Ein paar Jahre pendelte er zwischen Berlin und Kapstadt hin und her, bis er sich entschloss, auszuwandern und Landwirt zu werden.

1955 kaufte er nur ein paar Meilen vom Städtchen Stellenbosch entfernt im Banghoek Valley die Obstfarm Rondekop. Jahrelang stritt sich Hohmann mit den Vorbesitzern um Wasserrechte. Der Zoff ging sogar bis vor das höchste Gericht des Landes.

Der Deutsche war so sauer auf die ehemaligen Eigner, dass er den Namen Rondekop nicht mehr hören wollte. Er benannte seine Farm kurzerhand in Oldenburg um und begann mit dem Weinbau. Viele Jahre lang verkaufte er die Trauben an Winzer aus der nahegelegen Stadt Stellenbosch.

Hohmann starb im Jahr 1993 und das Weingut wechselte den Besitzer. Viel Gutes ist aus den folgenden Jahren nicht überliefert.

Zehn Jahre später kommt ein Herr mit dem Namen Adrian Vanderspuy ins Spiel.

Vanderspuy ist ein Enkel von Dorothy, der geliebten Ehefrau Hohmanns. Er hatte Südafrika in den 1960er Jahren verlassen und war inzwischen zu einem wohlhabenden Staatsbürger der Schweiz geworden.

Dieser Vanderspuy kaufte Oldenburg zurück, engagierte ein paar fähige Leute und begann damit, auf 55 Hektar richtig guten Wein zu machen. „Gem of Stellenbosch“ nennt er das Gut, Schmuckstück von Stellenbosch.

Große Worte. Aber aus dieser Gegend kommen eben die besten Weine Südafrikas. Das Banghoek Valley, wo Oldenburg liegt, bietet wirklich allerbeste Voraussetzungen: klasse Böden, viel Sonne und abends eine kühle Brise von den Bergen.

Hol das Holz rein, Isabella

Jenseits von Afrika

Göttlicher Süßwein aus Afrika

Ich öffne nun einen reinsortigen Cabernet Sauvignon. 20 Monate reifte er in französischen Barriques, die Hälfte neu, die Hälfte gebraucht.

Kräftig und rubinrot funkelt der Wein im Glas, er macht für´s Auge richtig was her. In die Nase dringen dunkle Fruchtaromen: Üppige Schwarzkirsche, Brombeere und schwarze Johannisbeere.

Das ist sehr, sehr schön! Erstmal zurücklehnen und kurz durchatmen.

Nochmal Nase ins Glas. Nun schlängeln sich Noten von Eukalyptus, Vanille und Zimt empor, unterlegt von gefühlter Süße.

Ich nehme einen ordentlichen Schluck. Wieder dunkle Früchte, vor allem Sauerkirsche und schwarze Johannisbeere. Nur die Brombeere ist eher zurückhaltend. Ebenso sanft machen sich Heidelbeere und eine kleine Pflaume bemerkbar. Das allein ist schon großartig. Aber damit nicht genug. Denn wunderbar fein gewobene Noten aus dem Holzfassausbau runden den Geschmack perfekt ab.

Sanftes Karamell, etwas Zimt und Vanille machen diesen Wein zu einem wirklich exzellenten Cabernet Sauvignon. Die Tannine sind weich und geschmeidig, die Säure verleiht dem Tropfen trotz seiner 14,5 Volumenprozent Alkohol eine erstaunliche Frische.

Das ist ein Cabernet Sauvignon, wie er sein soll. Anspruchsvoll aber dabei angenehm zu trinken, mindestens so gut wie ein reinsortiger Franzose und dabei bedeutend günstiger.

Dazu passt Wildschweinkeule oder Hirschragout mit Polenta.

 

Datum: 18.2.2018
 

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