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Der Aufstieg des Hauses Banfi

Cristina Mariani-May, Chefin des Banfi-Konzerns.
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Der sagenhafte Aufstieg des Toskana-Weinguts Castello Banfi und seiner Weine begann 1919 im New Yorker Stadtteil Greenwich Village. Echt!
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Nein, eigentlich fängt die Banfi-Saga, die das Zeug zu einer TV-Serie hat, noch viel früher und ganz woanders an. Im Zuhause eines kleinen Jungen namens Achille. Der ging später als Papst Pius XI in die Geschichte ein.

Eine gewisse Teodolinda Banfi war als Waise von Achilles Mutter adoptiert worden und gemeinsam mit ihm aufgewachsen. Die beiden Kinder mochten sich sehr und blieben auch im Erwachsenenalter unzertrennlich.

Teodolinda wurde Leiterin des Haushalts von Achille, der in der Kirche Karriere machte. Er wurde Erzbischof von Mailand und später Kardinal.

Als Achille 1922 zum Papst gewählt wurde, war Theodolinda die erste weibliche Person in dieser Stellung. Sie kommandierte eine Handvoll Bediensteter und kümmerte sich um die Verpflegung des heiligen Vaters. Und nahm die Selektion der Weine für die päpstlichen Essen vor. Wein war ihre Leidenschaft.

Mit dieser Leidenschaft hatte sie zuvor in Mailand ihren kleinen Neffen Giovanni Mariani infiziert, der bei seiner Tante lebte, nachdem der Vater bei einem Arbeitsunfall daheim in Connecticut/ USA ums Leben gekommen war. Giovanni war als 9-Jähriger ins Land seiner Vorväter gekommen.

Teodolinda erklärte Giovanni liebevoll die Rebsorten der Welt und das Zusammenspiel von Speisen und Wein.

Irgendwann kehrte John wieder zurück und ließ sich in New York nieder, wo er 1919 in Greenwich Village einen Weinimport eröffnete, der auf deutsche und italienische Weine spezialisiert war. Er nannte den Laden „Banfi“, um seine geliebte Tante Teodolinda zu ehren.

Dann kam leider ganz schnell die Prohibition und John hielt sich mit italienischen Delikatessen und Heilmittelchen über Wasser.

Nach dem Krieg begriff sein Sohn John Mariani junior, dass er den amerikanischen Weinfreunden etwas neues bieten musste, das sie noch nicht kannten. Und entdeckte den Lambrusco. Er kaufte das lieblich schmeckende Zeug bei der riesigen Kooperative Cantine Riunite in der Emiglia Romana schiffsweise ein und wurde damit reich.

So reich, dass die Marianis 1978 ihr Geld in einen Koffer stopften und in der Toskana bei Montalcino 3.000 Hektar Land kauften. Es war die Geburtstunde von Castello Banfi.

Wie lese ich ein italienisches Weinetikett?

Das Mariani-Imperium ist heute aber noch viel größer. Zu ihrem ausgedehnten Importgeschäft gehört nämlich auch noch das Giga-Weingut Viña Concha y Toro in Chile, größter Erzeuger Lateinamerikas und damit einer der größten Weinproduzenten der Welt.

Zurück zu Banfi. Und gleich zum Aushängeschild des Weinguts, dem Rosso die Montalcino aus der Rebsorte Sangiovese und diversen Beimischungen in kleinen Mengen, die je nach Erntejahr bedarfsweise eingebracht werden.

Das gute Zeug lagert 12 Monate lang in französischen Barriques, bevor es auf Flasche gezogen wird, wie es im Winzerdeutsch so schön heißt.

Das Weingut steuert von den USA aus (nebst anderen Aufgaben) die jüngste Tochter von John junior: Cristina Mariani-May.

Ein dichter Schwall von Beerenfruchtaromatik begrüßt mich in der Nase. Dazwischen Noten von Süßholz, Dörrpflaume, Schwarzkirsche und Karamellbonbon. Nach ein paar Minuten nochmal Kirsche, Kirsche, Kirsche.

Ist hier irgendwer in eine Packung Mon Chéri getreten?

Im Mund hält sich die Kirsche dann im Hintergrund. Vorne stehen Beeren. Ohne dass ich eine ganz bestimmte Sorte identifizieren könnte. Fleischige, vollreife Beeren. Dann frische Gartenkräuter und eine dezente Salzigkeit. Säure und Tannine halten sich brav in der Waage und machen einer unerwarteten Mineralik Platz, bis ganz zum Schluss ein Hauch Süßlichkeit um die Ecke geschlichen kommt, die sich im angenehm langen Abgang noch steigert.

Für diesen Preis ein wahrlich interessanter und vielschichtiger Wein, der nach guter italienischer Küche schreit. Zum Beispiel Involtini di Melanzani.

 

Datum: 3.12.2018 (Update 4.12.2018)