Klappern gehört zum Handwerk. Und natürlich wird kein Winzer in Werbematerialien von sich behaupten, dass er eigentlich ein ganz normaler Mensch ist, der recht brauchbare Weine herstellt.
Dirk van der Niepoort und der hinter ihm agierende PR-Apparat hauten jahrelang heftig auf den Bolzen. Unter „Querdenker“ und „Kultwinzer“ lief da wenig. Vom Nordpol bis zum Südpol wurde van der Niepoort nicht nur in Fachzeitungen als eine Art Lichtgestalt des Douro abgefeiert. Der Mann war dafür die Idealbesetzung, denn er verfügt über ausgesprochene Performerqualitäten.
Nicht nur optisch erinnert Niepoort stark an sein deutsches Pendant Reinhard Löwenstein. Und falls der Portugiese mit niederländischen Wurzeln einen Trophäenschrank hat, dürfte der prall gefüllt mit allerlei Medaillen sein, die er für seine Port- und „Tischweine“, wie man nicht gespritete Weine in Portugal nennt, abgeräumt hat.
Doch halt. Die Story hat einen Riss. Niepoort hat 2016 das Weingut seiner Familie verlassen. Was ist geschehen?
Das weiß keiner so genau. Beziehungsweise jene, die es wissen, sprechen nicht darüber.
Mama Ingrid Niepoort und Dirks Schwester Verena führen die Familienweingüter Niepoort, Quinta de Nápoles und Quinta do Carril seither ohne den quirligen Wuschelkopf weiter.
Der Dirk jedenfalls widmet sich jetzt mit Moselwinzer Philipp Kettern aus Piesport einem Rieslingprojekt. Diesmal mit auffällig weniger PR-Dampf als zuvor in Portugal.
Aber lassen wir das beiseite. In meinem Glas befindet sich ein roter Niepoort-Wein aus ruhigeren Zeiten. Und zwar der bekannte Fabelhaft, eine von Dirk entwickelte und seit 2002 jährlich abgefüllte Cuvée.
Die speziell für den deutschsprachigen Markt gestylte Flasche ist mit Motiven aus der Wilhelm Busch-Fabel vom weinseligen Ende des Raben Huckebein geschmückt. In anderen Ländern wird dieser Wein unter unterschiedlichen Namen vermarktet.
Der Fabelhaft kostet um die zehn Euro. Und das ist wirklich nicht der einzige positive Aspekt dieses Weins. Die Cuvée aus den autochthonen Rebsorten Tinta Roriz, Touriga Franca, Tinto Cão und Tinta Barroca macht einfach einen Riesenspaß.
Satte, opulente Kirschfrucht, feste stimmige Struktur, mineralische Noten, feine, noch etwas kribbelige Säure, frische Kräuter und schließlich noch ein wenig bittere Schokolade. Erst im Abgang meldet sich das dezent eingesetzte neue Holz (20 Prozent des Weines haben einen 12-monatigen Barriqueausbau hinter sich) mit ein wenig Eichenaroma.
Deutlich wird dabei allerdings, dass hier ein möglichst schnell trinkreifer Wein produziert werden musste. Die für viele gute portugiesische Weine typischen schrillen Jugend-Tannine (welche gleichzeitig ihr großes Alterungspotenzial ausmachen) wurden offenbar gründlich abgeschliffen.
Dem schieren Trinkspaß tut dies keinen Abbruch. Wem Portugals Rotweine bislang noch recht unübersichtlich bis unheimlich erschienen, dem kann dieser Wein eine Tür öffnen. Zum Essen (pikante Grillwürste, Bohneneintöpfe, Schinken) ist er auch ein richtiger Knaller.
Auch wenn ich kein Fan von Dirk Niepoort bin – diese Geschichte macht einfach ordentlich Gaudi und ich hab sie gerade gern bis zum Schluss gelesen.
Nebenbei sollte man sich wirklich den genialen Steillagen des Douro mal widmen und vielleicht auch mal durchkurven.
Eine Gegend, die an Schönheit kaum zu übertreffen ist aber bitte aufpassen:
Die Portugiesen sind die schlechtesten Autofahrer Europas!
Noch schlechter als die Deutschen ist doch kaum möglich!
Ja ist rund der Wein, fand ihn aber geradewegs langweilig, da gibt es aus der Gegend deutlich interessanteres.