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Die Rentner aus der Maremma

Rita Tua ist die Senior-Chefin von Tua Rita.
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Im Alter ein kleines Gemüsegärtchen hegen? Das war einem Rentnerpaar zu wenig. Nein, es musste ein Weingut sein. Was dann geschah, kann man ruhig als Wunder bezeichnen.
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Hinter Rita und Virgilio lag ein arbeitsames Leben. Sie waren nun Rentner, hatten ein bisschen was gespart und keine Lust darauf, die letzten Jahre ihres Lebens im Lehnstuhl zu verdämmern.

Es war das Jahr 1984. Damals hatte in der Weinwelt kaum jemand die toskanische Region Maremma auf dem Schirm.

Alle starrten nach Chianti, Montepulciano und Montalcino. Aber dieses heiße Stückchen Land an der Küste? Interessierte keinen und deshalb war Boden damals dort sehr günstig. Genau das richtige für zwei Rentner.

Rita und Virgilio kauften ein zwei Hektar großes Weingut beim Örtchen Suvereto. Das liegt mit dem Auto eine gute Stunde nordwestlich von Grosseto.

Voller Eifer stürzten sich die beiden in die Arbeit, hegten und pflegten ihre Reben, wo sie nur konnten. Sie experimentierten ein wenig, pflanzten zum in der Toskana traditionellen Sangiovese die internationalen Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot. Anfang der 1990er füllten sie erstmals eine Cuvée aus diesen beiden Sorten ab, die in der Fachwelt Gefallen fand.

Und dann geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte.

Zwei Barrique-Fässer Merlot hatte das Ehepaar nicht in die Cuvée gefüllt, sondern reinsortig unter dem Namen Redigaffi in die Flasche gebracht. Der Jahrgang 2000 begeisterte den bekanntesten und einflussreichsten Weinkritiker der Welt.

Wie heißt der nochmal?

Ja, Robert Parker. Als erstem italienischem Wein überhaupt gab er dem Redigaffi 100 von 100 möglichen Punkten.

Das katapultierte das Renterprojekt mit einem Schlag in den Olymp der Weinwelt. Inzwischen gehörten zu Tua Rita bereits mehr als 30 Hektar Rebfläche.

Heute führt die nächste Generation das Weingut, Tochter Simena und ihr Ehemann Stefan Frascolla. Vater Virgilio verstarb 2010.

Der Redigaffi kostet heute um die 180 Euro. Ich wollte daher wissen, was die beiden als leistbaren Basiswein in die Flasche bringen und habe mir ein Exemplar des Rosso dei Nostri schicken lassen. Der kostet nämlich nur einen Bruchteil.

Auch dieser Wein ist eine Cuvée, also zur einen Hälfte eine Mischung aus den Rebsorten Sangiovese und zur anderen Cabernen Sauvignon, Merlot und Syrah. Während der Sangiovese nur in Stahltanks reift, kommen die internationalen Rebsorten nach der Gärung in Barriques aus französischer Eiche.

Im Glas schimmert der Wein in einem mittelkräftigen Rubinrot. Die paar Jahre, die er auf dem Buckel hat, sind ihm in keiner Weise anzusehen. In der Nase zeigt er Aromen von Schwarzkirsche, Brombeeren und ein klein wenig Lakritz.

Am Gaumen merkt man sofort, dass dieser Wein aus einem heißen Klima kommt. Die Kirschen sind wieder da, aber vollreif, fast schon marmeladig. Da ist nichts mehr knackig und frisch. Der donnert breit und gewaltig über die Zunge, die Lakritznoten, die auch jetzt wieder da sind, geben dem Wein allerdings den nötigen Grip, der ihn angenehm zu trinken macht – das tut man übrigens am besten leicht gekühlt.

Ein vollmundiger, fruchtiger Wein mit ordentlich Kraft (14 Volumenprozent Alk).

Mein Kochtipp dazu: Hirschgulasch mit Kartoffelgratin, das steckt dieser Wein locker weg.

 

Datum: 12.8.2018
 

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