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Die Mullineux-Saga

Winzerin Andrea Mullineux.
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Der Captain trinkt einen leistbaren Edel-Brummer vom Weingut Mullineux im Swartland/ Südafrika, das 2009 von zwei talentierten Weinmachern gegründet wurde und innerhalb weniger Jahre zu Weltruhm kam.
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Der Captain muss mal wieder einen blöden Fehler korrigieren, der ihm in seinem Newsletter unterlief. Da steht nämlich der ausgemachte Unsinn, dass es an der Mosel Granitböden gibt. Wie kann man nur darauf kommen? Die forensische Analyse des Captain ergab, dass es sich um ein Blackout gehandelt haben muss, denn er weiß noch ganz genau, dass er bröckeligen SCHIEFER vor dem inneren Auge hatte, als er GRANIT eintippte. Natürlich schlugen die gebildeten Leser des Captain sofort Alarm und machten ihn auf seinen Lapsus aufmerksam. Unter anderem der Ex-Journalist und umtriebige Geschäftsführer des Moselwein e.V. Ansgar Schmitz, der höflich-ironisch schrieb: „Granitböden an der Mosel sind mir neu. Ich kenne keine Lage mit Granit. Da die Böden der Moselweinberge größtenteils aus Sedimentgesteinen von Urozeanen sowie in den flacheren Lagen aus den Kies- und Sandablagerungen der Ur-Mosel bestehen, wäre Granit auch ungewöhnlich. Falls Sie Informationen zu Granitvorkommen in Mosel-Weinbergen haben, wäre ich Ihnen für eine Nachricht dankbar.“ Tja, lieber Herr Schmitz, Granit gibt’s an der Mosel wahrscheinlich nur in Gestalt von importierten Bodenplatten auf Campingplätzen, damit die Wohn-Anhänger sicher stehen.

In diesem verflixten Newsletter ging es um den herrlich-saftigen Albariño von Fento aus der grünen spanischen Anbauregion Rías Baixas, wo Granit den Untergrund prägt und Mineralik in die Weine zaubert. Aus der Nummer kann sich der Captain nicht rausreden. Ganz anders läge der Fall bei einem Wein aus Südafrika, dem delikaten Rotwein Swartland Rouge Kloof Street aus dem kultigen Weingut Mullineux, dessen Reben sowohl in Schieferböden als auch zwischen Granit-Brocken wurzeln. Mist.

Kommen wir zu den fabelhaften Aufsteigern Andrea und Chris Mullineux, die als Weinmacher ebenso talentiert sind wie als Weinvermarkter. Mit einer irren Menge herzergreifender Bilder fluten sie die Socialmedia-Kanäle ihrer Weinmarke und sorgen für ein Unsere-kleine-Farm-Feeling, das mir Pipi in die Augen treibt. Schau dir diese Fotos an:

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Wird dir nicht auch gleich ganz warm im Gemüt? Würde man alle Fotos von Mullineux mit dem Hubschrauber über sämtliche Weingutsbetriebe in Deutschland verstreuen, wäre endlich genügend Werbematerial für dieses merkwürdige Internet vorhanden. Daran mangelt es nämlich total. Deutsche Winzer fotografieren nämlich nur: Reben, Reben, Reben. Blöderweise sehen die (fast) überall gleich aus, weshalb diese Bilder völlig unbrauchbar sind und der Captain oft geeignetem Fotomaterial hinterhertelefonieren muss.

Übrigens: Vor genau 30 Jahren ging die erste Website der Welt online. Genauer gesagt: gestern vor 30 Jahren, aber da hatte der Captain keine Zeit, einen Newsletter vollzutippen. Immerhin hat inzwischen fast jeder Winzer eine landing page mit Informationen und Kontaktdaten. Manchmal stehen da auch Dinge, die für Geologen, Pflanzenkundler und Heimatforscher von beträchtlichem Interesse sein könnten. Nicht jedoch für Weinfreunde, die auf der Suche nach einem neuen Kick im Glas sind. Entspräche das Einkauf-Verhalten deutscher Weinkonsumenten dem Seitenaufbau dieser pages, würde sich ein Dialog im Weinladen so anhören:

Kunde:
Guten Tag, ich suche einen Wein, der mit tiefem Respekt vor der Natur gekeltert wurde, und aus dem eine gewisse Verpflichtung gegenüber der Tradition spricht. Gut wäre, wenn die Winzerfamilie mindestens 100 Jahre im Weinbau tätig ist. 300 Jahre wären allerdings noch besser. Falls Sie sogar etwas haben, das von einer Winzerfamilie kommt, die seit 500 oder mehr Jahren Wein erzeugt, wäre das ganz famos. Den können Sie sofort einpacken.
Verkäufer: Was darf der Wein denn kosten?
Kunde: Das verrate ich Ihnen erst am Schluss unseres Gesprächs, oder überhaupt nicht.
Verkäufer: Rot oder weiß?
Kunde: Das ist nicht so wichtig. Hauptsache, das Terroir ist durch Boden und Mikroklima unverwechselbar.
Verkäufer: Ok, sind Sie mehr der Sauvignon-Blanc-Typ oder kann es ein mineralischer Spätburgunder sein?
Kunde: Kommt darauf an, ob im Keller das Prinzip des behutsamen Begleitens eingehalten wird und der Winzer bei der Weinbereitung nicht zu stark eingreift.

Das Swartland liegt eine Autostunde von Stellenbosch, entfernt. Es besteht aus sanften Hügeln mit Weizenfeldern und zerklüfteten Ausläufern. Hier gibt es jede Menge alter Reben von überwiegend roten und weißen Rhône-Sorten und alten Chenin-Blanc-Rebstöcken. Sie sind die Überreste eines ehemals bedeutsamen Sektors der südafrikanischen Weinindustrie, der mehr auf Volumen als auf Qualität setzte. Viele junge Winzer haben sich hier niedergelassen und Reben gerettet, die eigentlich zum Ausreißen bestimmt waren.

Der Captain war schon mal im Swartland und besuchte den deutschen Winzer Andreas Abold vom Weingut Lammershoek, der ihm die Schönheit dieses Anbaugebiets demonstrierte:

Andrea und Chris Mullineux gründeten erst 2009 in einer ehemaligen Eisenhandlung ihr eigenes Weingut, das innerhalb weniger Jahre zu Weltruhm kam. Der Swartland Rouge Kloof Street ist der leistbare rote Basiswein des Betriebs, wo man ansonsten eher 100 Euro für die Flasche hinblättern muss. Es handelt sich um eine fein austarierte Blend (Cuvée) aus den Rebsorten Carignan, Cinsault, Grenache, Mourvèdre, Syrah, Tinta Barocca und explodiert im Mund wie ein Feuerwerk aus Beeren und würzigen Tanninen. Musst du probieren: Im Glas tiefdunkles Rot. In der Nase Veilchenblüte, dunkelwürzig und sehr beerig. Im Mund griffige Säure und rotfruchtige Konzentration. Ich spüre Schwarze Johannisbeere, Brombeere, Holunderbeere, feine Extraktsüße und schwarzen Tee mit ledrigen Gerbstoffen, die diesen Wein zum großartigen Speisebegleiter machen, der nach würzigem Essen schreit, das nicht zwingend Fleisch heißen muss. Zum Beispiel scharfen Linseneintopf nach Thai-Art.

 

Datum: 14.11.2020 (Update 15.11.2020)
 

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