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Die Drouhin-Saga

Robert Drouhin irgendwann in den 1980ern.
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Krieg, Verfolgung durch die GESTAPO und eine Fast-Insolvenz. Die Drouhins haben viel durchgemacht. Der Captain erzählt ihre Geschichte von Aufs und Abs.
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Im Morgengrauen des 6. Juni 1944 begann die Landung der Alliierten in der Normandie. Unter den deutschen Truppen herrschte helle Aufregung. Auch bei der Geheimpolizei, die Sabotage-Anschläge der wichtigen Nachschubwege zu verhindern suchte. Am 7. Juni frühmorgens kam die GESTAPO und suchte nach Maurice Drouhin, um ihn hinzurichten. Schon länger gab es Hinweise, dass der Chef des Hauses Drouhin mit der Widerstandsbewegung zusammenarbeitet. Und tatsächlich: Maurice engagierte sich in der Résistance. Er war sogar Verbindungsmann zu den Amerikanern. Als die GESTAPO genügend Beweise gesammelt hatte, schickte sie ein Exekutionskommando.

Doch Maurice war telefonisch gewarnt worden. Ihm gelang die Flucht aus seinem Schlafzimmer in die weitläufigen Kellergewölbe des Weinguts, ein Labyrinth, das sich über einen Hektar erstreckt und Teil einer mittelalterlichen Anlage aus dem 13. Jahrhundert ist. Maurice kannte die unterirdischen Wege seit Kindheit und fand den Weg in die Freiheit. Der Ausgang, den er damals nahm, heißt heute „Tor der Freiheit“. Es führt in die Hospices de Beaune, ein kirchliches Krankenhaus, das seit 1443 von Nonnen geführt wurde. Maurice war Vizepräsident der Einrichtung, die Familie Drouhin hielt enge Beziehungen zu den Schwestern. Vier Monate verbarg sich der Winzer dort. Die Schwester Oberin hielt Kontakt zu Pauline Drouhin, Ehefrau von Maurice. Ihr ließ er Anweisungen zukommen, wie mit der bevorstehenden Lese umzugehen sei. Am 8. September 1944 befreiten alliierte Truppen Beaune.

Nach dem Krieg schenkte Maurice den Ordensschwestern 2,7 Hektar seiner besten 1er Cru-Weinberge, um ihnen dafür zu danken, dass sie ihm das Leben gerettet haben. Diese Weinberge ergeben die Cuvée Maurice Drouhin, deren Bestand die Familie jedes Jahr im Rahmen einer Wohltätigkeits-Auktion zurückkauft.

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Maurice Drouhin, the second generation of the Drouhin Family, was engaged in the Resistance Movement during the Second World War. The religious sisters of the Hospices de Beaune saved him by hiding him in the Hôtel-Dieu during the last 3 months of the war. Very grateful, he offered 2.69 hectares of Beaune Premiers Crus at the Domaine des Hospices in 1947. From then on, at each Auction of the Hospices de Beaune wines, the descendants made sure to acquire the maximum barrels of this famous Cuvée Maurice Drouhin. • #FamilyTime #JosephDrouhin #Drouhinfamily #MauriceDrouhin #Bourgogne #Burgundy #Beaune #wine #winelover #FamilyWineEstate #FamilySpirit #heritage #legacy #history #HospicesdeBeaune #wineauction

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Es folgt das zweite spannende Kapitel aus der Familienchronik der Drouhins, dessen Höhepunkt eine herbe Niederlage ist. Es ist die Geschichte von Robert Drouhin. Als er 7 Jahre alt war, starben beide Eltern. Robert und seine Schwestern zogen von Paris nach Beaune, um bei Tante und Onkel zu leben, die alle adoptierten. Kurz darauf marschierten die Deutschen ein. Der kleine Maurice half mit, die wertvollsten Flaschen vor den Eindringlingen zu verstecken.

Eigentlich war geplant, dass Robert Drouhin an der Universität von Dijon Weinbau studieren sollte, um ihn fit für die Unternehmensnachfolge zu machen. Aber Maurice erlitt 1957 einen Schlaganfall. Der 24-jährige Robert musste recht unvorbereitet die Leitung des Familienunternehmens übernehmen.

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Krieg und Wirtschaftskrise hatten die Region schwer getroffen. Drouhin versank jedoch nicht in Mutlosigkeit, sondern erkannte seine Chance. Er begann Land zu kaufen, vor allem im Chablis, das immer noch von der Reblaus gezeichnet war. Von hier kommt auch der Wein, den ich jetzt verkoste, es ist der Chablis Réserve de Vaudon, ein maulfüllender Chardonnay. Das Chablis steht für einen ganz bestimmtem Weinstil: stahlig, säurebetont, mineralisch-kräftig und klar nach weißen Blüten und Feuerstein duftend. Ich gieße ein und sehe sattes Mittelgelb. Es duftet erwartbar nach Margeriten und Feuerzeug. Ich rieche außerdem Apfel, feste Birne und Radi (Bier-Rettich). Im Mund irre würzig, dass die Ohren wackeln. Ich schmecke die Pikanz von Kohlrabi, Estragon, dann Birne und Pomelo. Die Säure wirkt milder als gedacht. Weich und gelbfruchtig liegt der Wein im Mund und schickt seine würzige Aromatik in den hintersten Winkel meines Gaumens. Ein Wein, der hervorragend zu jeder Art Geflügel und feinem Schweinefilet passt.

Robert fand auch schnell heraus, dass der exzessive Gebrauch moderner Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung eine Sackgasse war. Er widerstand dem Trend und schaltete ab Ende der 1980er-Jahre auf bio um.

1961 hatte Drouhin Kalifornien besucht. Robert Mondavi drängte ihn, hier zu investieren. Aber Robert wiegelte ab. Dann kam das Urteil von Paris. Was ist das? Das Judgement of Paris war eine legendäre Weinverkostung, die 1976 vom britischen Weinhändler Steven Spurrier durchgeführt wurde. Spurrier stellte führende französische Weine eher unbekannten amerikanischen Abfüllungen gegenüber. Neun Mitglieder seiner hochkarätigen elfköpfigen Jury kamen aus Frankreich. Und sie gaben in der Blindverkostung allesamt den Weinen aus Kalifornien den Vorzug. Als das Ergebnis aufgedeckt wurde, kam es zum Eklat. Man versuchte sich aus dem Ergebnis herauszureden. Doch die Vorherrschaft der Weine aus Burgund und Bordelais war gebrochen. Der Drouhin-Wein Beaune Clos des Mouches 1973 landete auf Platz 5 – hinter drei Amerikanern und einem anderen Franzosen. Das demütigende Resultat dieser Weinprobe führte unter anderem zum Entschluss, doch noch in den Vereinigten Staaten zu investieren. 1987 kaufte Robert Land im Willamette Valley des Bundesstaates Oregon und pflanzte dort Pinot Noir. Die Ankunft eines Burgunder-Winzers war Startschuss für die ganze Region.

[Im Frühsommer 2019 traf der Captain Frédéric Drouhin im Rheingau, der ihm diese Familiengeschichte erzählte und die Stilistik des Hauses Drouhin erklärte:]

Dennoch sah sich Robert bald mit einer existenziell bedrohlichen Situation konfrontiert. Das Unternehmen war durch hohe Kredite und Zinsen überfordert. Es drohte die Insolvenz. Robert verkaufte 51 Prozent des Unternehmens an seinen japanischen Importeur. Eine Vertragsklausel erlaubte ihm, die Mehrheit zurückzukaufen, sobald er dazu in der Lage war. Bis dahin dauerte es 11 Jahre, aber Robert schaffte es. 2004 war er wieder Herr im eigenen Haus. Heute ist Sohn Frédéric Drouhin oberster Chef, sein Bruder Philippe ist Betriebsleiter, verantwortlich für den Weinbau und die Verträge mit den Traubenlieferanten, Schwester Véronique ist Önologin in Beaune und Oregon, Bruder Laurent ist Exportdirektor für die USA und die Karibik. 2003 trat Robert Drouhin als Präsident der Maison Joseph Drouhin SA zurück und genießt seither den Ruhestand.

 

Datum: 22.9.2020 (Update 23.9.2020)
 

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