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Deutschland, 2. Reihe: Verkalkter Sylvaner

Christian Braunewell, vorne drauf ist der Stefan (aber nur heute)
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Deutschland hat ein paar Dutzend weltbekannte Spitzenwinzer. Dahinter sammelt sich eine zweite Reihe, die nach vorne will. Der Captain trinkt sich durch. Heute: Der Bomben-Sylvaner von Braunewell.

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Angesagt: Ein ganze Reihe von schnellen Weinkritiken beim Captain. Vor allem, wenn der erste oder zweite Beitrag des Tages keinen Weintipp enthält (wie es eben heute der Fall war). Deswegen die Nachreiche: Der Sylvaner 2009 von Braunewell aus Rheinhessen.

Braunewell zählt zu den interessantesten Nachrückern Deutschlands, ein Weingut, das sich dem interessanten Experiment verschrieben hat und begleitend weiter die gewohnte Klassik spielen muss. Braunewell geht es wie vielen angehenden Sterne-Restaurants: Einerseits will man zeigen, was man gelernt hat, was man kann und was man an eigener Stilistik beizusteuern hat. Andererseits darf man die alte Klientel nicht verschrecken, die ja seit Jahren für das ökonomische Auslangen sorgt.

Ein Sylvaner wie ein Leopard-Panzer

Axel, Christian und Stefan Braunewell keltern seit einiger Zeit ein paar interessante Weine, etwa einen sehr geglückten Merlot im Barrique (von jenem ein andermal), oder den Sylvaner trocken, der eine Attacke fährt, wie ein Leopard-Panzer der Bundeswehr.

Im Glas mittelgelb, sicher kein Riesling, eher ein Veltliner oder Traminer. Der hohe Alkohol macht sich im Glas nicht bemerkbar, der Wein rinnt schnell und gleichmäßig. In der Nase dann gleich die Attacke: Kalk! Eine Kalkwand, eine Mauer, die am Anfang nichts durchlässt. Also in die Karaffe (wie so oft bei Weißweinen in letzter Zeit) und auch etwas wärmer werden lassen. Zu kalt und ohne Luft geht nicht. Bei diesem Brocken Wein.

Dekantieren. Dann Gemüse

Nach einer Stunde dann viel Sellerie, Gemüse, Schnupftabak, Menthol, Minze, leicht bittere Töne, Brot. Dann Löwenzahn und Rauke. Große Nase, sehr intensiv. Ergebnis der klassischen Spontanvergärung und langen Maischestandzeit.

Da hat der Gaumen kein Nachsehen: Sanft, leicht matt, unaufgeregt kräftig, perfekt (!) zu Geflügel mit Soße. Etwas Zitrusfrüchte in der späten Kehle, gesamt ein dunkler Eindruck, Karamel, Kastanie, Hülsenfrüchte. Und: Mit Sicherheit eine lange Lagerfähigkeit. Der Captain rät: 24 Flaschen kaufen und in den nächsten 10 Jahren trinken. Ein sicherer Bringer mit den Monaten. Und ein Wein, der sich mehrmals verändern wird. Und zwar drastisch.

  • Sylvaner 2009 von Braunewell für 8,00 Euro direkt ab Weingut (der Webshop ist überarbeitungsbedürftig)

Der Captain empfiehlt den Matrosen außerdem auch diese erschwinglichen Weine, ebenso wie diese deutschen Tropfen.

 

Datum: 9.6.2010 (Update 11.8.2011)
 

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