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Deutsche Lagen: Ürziger Würzgarten

Wir liegen vor der Lage. Foto von Timo Volz/ Moselwein e.v.
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Weinkenner Christoph Hahn erklimmt den Ürziger Würzgarten und erklärt den herben Reiz der berühmten Weinlage an der Mosel.
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Am Ürziger Würzgarten muss ein Genie am Werke gewesen sein. Die Landschaft spielt hier großes Kino, bigger than life, größer als das Leben, fast so wie in Hollywood.

Hoch ragen die Felswände über der Mosel auf. Ihr tiefes, leuchtendes Rot scheint den Vorüberfahrenden förmlich anzuspringen. Das alles wirkt so, als sei es geschaffen worden, Menschen stumm vor Staunen werden zu lassen und dabei unverwechselbare Weine von Klasse hervorzubringen.

Direkt vom Campingplatz in Erden am anderen Ufer des Flusses hat man den besten Blick auf den Würzgarten links der bekannten Sonnenuhr und rechts darüber. Noch weiter rechts befinden sich die ebenfalls nicht unberühmten Lagen Erdener Prälat und Erdener Treppchen.

Der Würzgarten ist zwischen 35 und happigen 70 Prozent steil und gen Süden und Südosten geneigt, unter der rund 56 Hektar Fläche reichlich rotliegendes Sand- und Schiefergestein. Der Boden verwittertes Material vulkanischen Ursprungs, in dem ein hoher Eisenanteil für die rote Färbung sorgt.

Der Mix mit dem Schiefer trägt dazu bei, dass der Ürziger Würzgarten einer wie keiner ist. Ein Gletscher soll dieses Material in der Eiszeit aus der Wittlicher Senke an den heutigen Rand der Mosel befördert haben.

Einer wie keiner, das ist der Würzgarten freilich auch durch sein Mikroklima.

Das Zusammenspiel zwischen Gestein und dem Moselstrom sorgt für mediterrane Zustände. Das Wasser wirft die Strahlen der Sonne auf das Gestein, das die so entstandene Wärme speichert, um sie dann nach und nach an die Reben abzugeben und das Wachstum anzuheizen.

Was von hier kommt, macht nicht nur durch Akzente von Muskat und anderen Gewürzen von sich reden. Dass es in der gesamten Region relativ zuverlässig warm und sonnig ist, dafür bedanken sich die Reben mit einem hohen Reifegrad des Leseguts.

Hier wachsen Rieslinge, durch die sich ein feiner, dennoch deutlicher mineralischer Grundton zieht. Ganz edler Stoff wächst hier, genau wie direkt ums Eck im Erdener Treppchen und weiter die Straße rauf im Kinheimer Rosengarten.

Das wussten auch die alten Römer schon zu schätzen. Bereits zu ihren Zeiten, vor 2.000 Jahren, wurde im heutigen Würzgarten Wein angebaut.

Die Großen der Branche sind hier und stellen ihre Weine aus dieser Paradelage im Sortiment groß heraus: Dr. Loosen, Markus Molitor und S.A. Prüm.

Aber auch Familien-Weingüter wie C.H. Berres und Dr. Hermann hegen und pflegen ihren Wingert.

Riesling, die Leitwährung der Mosel-Region, ist der einzig wahre König vor Ort. Auch weil im Würzgarten der Anteil von alten, wurzelechten (= nicht veredelten) Reben sehr hoch ist.

Deshalb stellen einzelne Weingüter die Flurnamen ihrer Parzellen besonders heraus. Zum Beispiel „Kranklay“ (Weingut Karl Erbes) und „Grand Ley“ (Rebenhof Johannes Schmitz und Mönchhof Robert Eymael),

Ley oder Lay, diese altdeutschen Begriffe sprechen vom Boden, denn letztlich bedeuten diese Worte so viel wie „Schieferplatte“.

Das sorgt für ein unverwechselbares Aroma und eine ebensolche Statur. Was von hier aus als Kabinett, Spät-und Auslese oder in einer höheren Qualität auf die Flasche kommt, ist meist eher breit als filigran aufgestellt.

Fruchtig ist er dabei auch, der Würzgarten. Er bietet viel Pfirsich und Aprikose, dazu von Fall zu Fall einen Hauch von Mango und etwas frische Ananas.

Aber dieser Obstkorb kommt nicht so vordergründig daher wie es sich vielleicht anhört. Denn diese ganz besondere Lage macht ihrem Namen alle Ehre. Eine Vielfalt von Reizen stimuliert den Gaumen. Allerlei Wiesenkräuter, dazu manchmal Anis und ein Hauch von Gewürztraminer adeln den Ürziger Würzgarten mit seiner feinen Herbheit zum Meditationswein für sensible Genießer.

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Würzgarten heißt der Würzgarten übrigens nicht von ungefähr und auch nicht nur deshalb, weil früher der Wein durch Zugabe von allerlei Kräutern regelrecht gepimpt wurde.

Auf der Fläche eines ehemaligen Weinbergs wurde ein sogenannter „GeWürzgarten“ nach historischem Vorbild angelegt.

Hier wachsen nicht nur Kräuter und Heilpflanzen, sondern auch Wildrosen, Staudenpflanzen und andere Schönheiten. Angelika Walther, die rührige Vorsitzende des Garten-Fördervereins, und zwei ihrer Mitstreiterinnen bieten hier regelmäßig Führungen an.

 

Datum: 21.2.2018 (Update 11.6.2018)
 

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