X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Deutsche Lagen: Müllers braune Kupp

Ist das Weinkunst oder kann das weg?
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Ein Weltklassewein, den man sich leisten kann. Noch dazu vom wohl berühmtesten Rieslingwinzer Deutschlands. Weintester Felix Eschenauer über den Kabinett aus der Lage Wiltiger braune Kupp.
Anzeige

Ein Name wie Donnerhall: Egon Müller. Er macht die teuersten Rieslinge Deutschlands. Nein, die teuersten Weißweine weltweit, die uns alle zwingend interessieren, die wir aber nicht zwingend empfehlen, weil es interessante Weine auch günstiger gibt.

Die 10 teuersten Weißweine

Das soll nicht heißen, dass man nicht zuschlagen soll, wenn es mal eine Flasche zum adäquaten Preis gibt.

Egon Müller ist ein zurückhaltender Charakter, der selten in der Öffentlichkeit auftaucht und seine Urteile mit Bedacht fällt. Äußert er sich, dann erlebt man einen besonnenen Winzer, der seinem Weinberg mit einem ungeheuren Respekt begegnet.

Neben dem Familienstammsitz Scharzhof betreiben die Müllers seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein weiteres Weingut: „Le Gallais“, im 19. Jahrhundert von einem belgischen Stahlmagnaten gegründet. Der Betrieb hält einen Großteil der Lage „Wiltinger braune Kupp“. Die Familie Müller vergrößerte ihren Besitz auf der Kupp durch Zukauf von den Vereinigten Hospitien.

Heute ist die braune Kupp eine Monopollage der Müllers. Und die Weine aus der Kupp sind immer etwas günstiger, als die aus dem berühmten Scharzhofberg. Aber sie schmecken auch anders. Man kann sie nicht vergleichen.

Wie kaum eine andere Lage an der Saar erkennt man die Weine aus der braunen Kupp vor allem daran, dass sie wesentlich kraftvoller ausfallen. Noch kraftvoller als jene aus dem Kanzemer Altenberg, der nur ein paar hundert Meter flussabwärts liegt. Die Reben dort stehen schon auf ganz anderen Böden.

Egon Müller_Wiltinger braune Kupp_1

Saar-Experte Ansgar Schmitz erklärt dem Captain dieses Foto:

Es zeigt einen Blick vom Wiltinger Galgenberg oberhalb der Lage „Wiltinger Gottesfuß“ auf die Lagen „Wiltinger braune Kupp“ und „Wiltinger Kupp“. Die „braune Kupp“ ist der Hang rechts von der Stelle, wo die Straße über die Bahnlinie führt. Die „Kupp“ schließt sich dann im Hintergrund an. Im Bildhintergrund in der Mitte, eingegrenzt von Wald, Straße und Bahnlinie, ist die Lage „Wiltinger Hölle“ (Alleinbesitz Vereinigte Hospitien, Trier). Ganz links im Bildhintergrund ist der „Kanzemer Altenberg“ zu sehen.

Die braune Kupp ist vier Hektar groß, ausschließlich mit Riesling bestockt, der – fast schon klassisch – in tiefgründigem Schieferboden wurzelt.

Im unteren Teil ist der Schiefer stärker verwittert. Wie steil der Hang wirklich abfällt, sieht man erst, wenn man mitten drinsteht. Am besten etwas unterhalb der Bahntrasse, die die Kupp durchschneidet.

Aus der braunen Kupp gibt es selten mehr als zwei oder drei verschiedene Weine. Meist einen normalen Kabinett, eine Spätlese und eine Goldkapsel-Auslese für die berühmte Versteigerung in Trier.

Die Auslese aus der Kupp gehört immer zu den feinsten und außergewöhnlichsten Weinen dieses traditionellen Spektakels. Was sich deutlich im Preis niederschlägt. Für gewöhnliche Matrosen sind diese Weißweingranaten quasi unleistbar.

Gut, dass Müller für seine Auslese so sorgsam selektieren lässt.

Deutsche Lagen: Saarburger Rausch

Das kommt auch dem fruchtsüßen Kabinett zugute. Schon in der Nase zeigen sich die konzentrierten Fruchtaromen, die im Saarwein nur in den besten Jahren hervortreten.

Zunächst eine klare Zitrusfrucht, die mit Luft immer mehr tropische Noten bekommt. Auch die dunkle, erdige Würze – der typische braune Kupp-Ton – tritt stark in den Vordergrund. Dann nasser Schiefer, Nusskuchen, auch heller Tabak. Am Gaumen ein herber weißer Pfirsich und wieder diese fulminante Exotik, die eher zart und in Andeutungen auftritt, als in einer ausgeprägt fruchtbetonten Nase.

Der Wein hat Kraft, das spürt man. Restzucker und kräftige Säure stehen in nahezu perfekter Balance. Und der Alkohol hält sich zugunsten des Charakters stark zurück. Aber das verspricht ja auch schon der Wappenspruch auf dem Etikett: „Jamais chancelant!“ – Niemals schwankend! Auch nicht nach einer ganzen Flasche.

 

Datum: 1.11.2017 (Update 2.11.2017)
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel