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Der Ösi sagt: trinkt deutschen Rotwein!

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Maat Clemens Mally ist auf Entdeckungsreise. Und er hat ein Treffen der anderen Art. Über zwei Rotweine aus Baden, die den Blaufränkischen tatsächlich in nichts nachstehen.
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Die Crew beliebt zu scherzen, anders kann ich es mir nicht erklären. Sie treibt Schabernack mit mir, dem Österreicher. Es muss so sein. Wieso würde man sonst einem gebürtigen Burgenländer, einem, dessen Wurzeln sich noch dazu im Mittelburgenland im Boden stecken (der Blaufränkischregion schlechthin), als Verkostungsmuster ein paar Lemberger schicken?

Tja, hier am Schiff ist ja allgemein bekannt, dass ich in puncto deutscher Rotweine noch keine Highlights erlebt habe. Nichtsdestotrotz bin ich ein sehr weltoffener Mensch. Ganz anders als der Rest der Ösis, die alles, was aus Deutschland kommt, automatisch als „Plörre“ abtun.

Und aus diesem weltoffenen Interesse riss ich die Korken zweier Lemberger heraus. Okay, zuerst war ich neugierig angewidert. Deutscher Rotwein, den Dreck muss man einfach kosten. Das stärkt den vinophilen Patriotismus, glaubte ich.

Lemberger vom Weingut Zalwander aus Baden.

Badischer Rotwein – was mag der schon können? Ach, wie war ich skeptisch! Die Etikettne verrieten, dass die Weine spät gefüllt wurden und der Alkoholgehalt in einem annehmbaren Bereich war. Warum ich das so betone? Blaufränkischer, den man auch als Lemberger kennt, ist eine sehr spätreife Sorte. Hoher Alkohol ist hier sehr oft ein Indiz für übermotivierte Kellermeister.

Das Design der Verpackungsaufschrift wirkte dagegen eher sachlich und schlicht. Lauter Dinge, die auf mich Eindruck machten und zu dem Karton greifen ließen. Der Rest ist Geschichte. Mein Erlebnis mit den beiden ersten wirklich guten deutschen Rotweinen!

Zalwander ist alemannisch und bedeutet „zu zweit“. Das Weingut, über das bereits hier berichtet wurde, wird von zwei Herren betrieben. Von Elmar Lehmann und Odin Bauer. Seit 2002 arbeitet man zusammen. Mit geringem technischen Aufwand. Gemeinsames Ziel ist es, Weine mit Charakter zu keltern. Die große Frage: reichen geringe Mittel und viel Motivation, um einen guten Rotwein herzustellen? Allerdings. Bei diesem Rotwein stimmt einfach alles. Es ist ein perfekter Sortenvertreter, wie man ihn im Burgenland auch nicht besser trinkt! Kann es ein größeres Kompliment geben?

Dieser Lemberger, der hat Ecken und Kanten, wie man sie in meiner Heimat auch nur unter den besten findet. Keine Schmeichler ohne Säure, die man zuerst in einem hölzernen und dann in einem gläsernen Sarg bettet und durch Rühren tötet. Wie das schmeckt, lernt man bei Roland Velich – ohne Holz… räusper. Um dem zu entgehen, besucht man Thomas Schwarz vom Kloster am Spitz, Franz Weninger oder Zalwander. Kein Scherz.

Fürs Auge: ein dunkles, noch jugendliches Rubin und sehr dichte Schlieren. In der Nase wirkt er noch sehr gebündelt und engmaschig. Anklänge von Weichsel, Mandeln und Herzkirsche sind zu finden. Nach dem Aufatmen, baut sich ein zartes Aromenspektrum voller exotischer Gewürze auf. Man findet Ingwer und Gelbwurz, ja, fast eine orientalische Currymischung. Sehr spannend!

Rotwein wie frisch vom Stock

Im Mund ein saftiger Trunk, der niemals dick auftritt. Schmeckt sehr traubig – wie frisch vom Stock herunter – bei der Rotweinlese. Zufällig erwischt: die Traube mit den dicksten Schalen. Er hat ein präsentes, reifes Tannin und besticht mit einer tollen, straffen Stilistik. Ein Wein – absolut nach meinem Geschmack! Ordentlicher Druck und langer Abgang, der von schwarzem Tee, Hagebutten und Lavendel begleitet wird. Köstlich.

In der Nase sind Veilchen – ganz klar. Veilchen und schwarzer Pfeffer, vielleicht auch etwas Gewürznelken und Orangenzesten. Es riecht wie ein Weihnachtsmarkt, auf dem viel Glühwein und Punsch verkauft wird. Allerdings nur wegen der vielen Gewürze. Ein bisschen Lebkuchen ist auch dabei, es sind ja nicht nur Alkoholiker, sondern auch Kinder unterwegs. Irgendwas müssen die schließlich auch essen.

Als Österreicher habe ich mit diesen Weinen eine Lanze gebrochen. Leute, trinkt mehr deutschen Wein! Vor allem den von Zalwander!

 

Datum: 13.6.2011 (Update 2.9.2014)
 

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