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Der letzte Jahrgang des Bio-Pioniers

Vouvray: Wie man sieht nicht immer trockenes Klima...
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Zu den Dingen des Lebens gehört auch der Abschied. Und wenn einer geht, der uns so viele schöne Weine geschenkt hat, dann ist es Zeit eine seiner Flaschen zu öffnen. Und anzustoßen.
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Noel Pinguet war einer der ersten Bio-Pioniere Frankreichs. Und das dort (wie Nicolas Joly auch), wo es am kompliziertesten ist: an der Loire. Dort ist das Klima mitunter unbeständig und die konventionellen Winzer spritzen wie verrückt Herbizide und Funghizide durch die Gegend.

Im Süden Europas ist es nicht schwer, biologischen Wein zu zertifizieren. Der Captain kann ein Lied von singen, die Umstellung fällt leichter, wenn schon die Hälfte aller Schädlinge fehlt. In nördlicheren Hemisphären hingegen muss man viel mehr Obacht geben, dass man das ökologische Engagement auch überlebt.

Noel Pinguet war bis April dieses Jahres der Kellermeister und Önologe der Domaine Huet in Vouvrey. Das ist kein kleiner und auch kein unbekannter Betrieb an der mittleren Loire. Mit dem Verkauf an den Investor Anthony Hwang sind jedoch andere Zeiten im Anmarsch und es wird wohl so sein, dass Noel Pinguet, der jahrelang unter dem Schutz seines inzwischen verstorbenen Patrons Gaston Huet stand, die notwendigen Konsequenzen gezogen hat. Und in Rente ging.

Abfindung: alle alten Weine

Als eine Art Abfindung hat man ihn wohl den Verkauf älterer Jahrgänge überlassen. Laut Auskunft alles, was im Keller war. Ab sofort bietet die Domaine nur mehr den aktuellen Jahrgang an. Und bedauerlich: Es wird auch keine Reserven mehr geben.

Nun ist Anthony Hwang nicht als „Heuschrecke“ bekannt und wir alle haben keinen Einblick in die Bücher der Domaine Huet. Aber Übernahme und Konsequenzen sagen uns erneut, dass qualitativ hochwertiger und auch etwas ausgefallener Weinbau kein großes Geschäft sein kann. Das macht man nur, wenn die Masse leicht herzustellen ist. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass diese Weine schlecht sind. Es bedeutet nur, dass das Individuelle immer seinen Preis hat. Und es bedeutet auch, dass wir individuelle Weine nicht für ein Schnäppchen bekommen können. Jetzt kaum, zukünftig wohl gar nicht mehr.

Weiter auf Seite 2…

Noel Pinguet hat auf dem Schiff über Jahre für ausgefallene und trotzdem preiswerte Weine Pate gestanden. Da wollen wir doch zwei Flaschen vom letzten Jahrgang Pinguets öffnen, den aktuell am Markt befindlichen 2011er. Beide Weine werden aus Chenin Blanc gekeltert, einer seltsamen Traube, die nur hier und in Südafrika passable Ergebnisse liefert. Und in einer mährischen Enklave. Aber das ist eine andere Geschichte, die der Captain demnächst wieder mal erzählt.

Die Domain Huet verfügt über drei Großlagen. Wir gehen direkt an den Fluss und trinken den Vouvray sec der Lage „Le Mont“, ein sehr steiniger Hang direkt am Fluss. Pinguet hat Le Mont immer elegant ausgerichtet und auf jede satte Breite verzichtet, ohne dem Druck am Gaumen sein Gewicht zu nehmen. Es sind diese Balanceakte, die große Önologen auszeichnen.

In der Nase eine Sommerwiese, etwas Kornblume, Heu, ein Single-Malt, dann Birnenschalen, braune Birnenschalen, der Tabak einer Amercan-Spirit-Zigarette, die Bespannung eines Roulette-Tischs, etwas Schweiß, Kümmel, Safran, Gelbwurz, danach nasser Kiesel, auch das Sekret eine Marienkäfers.

Strahelnde Spritzigkeit

Im Mund eine strahlende Spritzigkeit, eine perfekte, extrem gut eingebundene, jedoch dramatisch vordergründige Säure, die erst mit den Minuten in den Hintergrund tritt. Wieder viel Birne. Ein Wein, der sich im Mund bewegt, man zögert mit dem Schlucken.

Diesen fantastischen Chenin gibt es auch halbtrocken ausgebaut, mit 18 Gramm Restzucker. Dem Captain gefällt diese Variante sogar etwas besser, weil Pinguet die Extreme hier noch mehr ausreizt und Zucker und Säure extrem konfrontiert. Aber es ist eben ein leicht restsüßer Wein, der sich nicht als Dessertwein eignet. Zum Essen muss man so was mögen. Der Captain ist sicher, viele seiner österreichischen Matrosen hassen diese Art Wein. Deswegen: Finger weg und zum trockenen greifen. Oder die Neugier siegen lassen.

  • Vouvray Le Mont 2011sec Domaine Huet für 19,90 Euro.
  • Vouvray Le Mont 2011demi-sec Domaine Huet für 24,00 Euro
 

Datum: 5.7.2012 (Update 7.1.2015)
 

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